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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Ingrid Möller: Fernstudienmaterialien Sonderpädagogik im Präsenzstudium

O sehr gut

GO gut

@ teils,teils

gering

EM yar nicht

Abb. 5: Der Beitrag des Kursangebots zur Entwicklung von Kompetenzbereichen.

durch folgende Angaben verstärkt: Im Vergleich zu Kommilitonen, die am Kursangebot nicht partizipieren, sehen sich beispielsweise 53,5% KZH im Vor­teil mit folgenden Begründungen(offe­ne Frageform; 54 Nennungen): kompri­mierte Überblicksinformation(59,5%), Lernstoff didaktisch besser aufbereitet (35,1%), weiterführende Literaturhin­weise(27,0%), Aspekte der Weiterbil­dung generell(13,5%), Verschiedenes (10,8%). 31,0% der Befragten stehen ei­ner Beurteilung indifferent gegenüber und 15,5% verneinen einen Vorteil. Drei Viertel der Teilnehmer haben das Kurs­angebot Sonderpädagogik ihren Kom­militonen weiterempfohlen.

Ein erstes Resüme: In einem ersten Untersuchungsabschnitt wurde das Pro­fil einer Teilnehmergruppe am Modell­versuch gezeichnet, die als Ersthörer an einer Hochschule eingeschrieben ist und als Kurszweithörer an der Fernuniversi­tät am sonderpädagogischen Studien­programm teilnimmt. Das Interesse galt dabei dem Studienfach und seiner Be­ziehung zur Belegung, dem Studienver­halten an beiden Hochschuleinrichtun­gen und einer Beurteilung des Lehran­gebots. Insgesamt betrachtet handelt es

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sich um Studenten in fortgeschrittenen Studienphasen, die ein breites Spektrum an Studienfächern repräsentieren, in dem Studenten der Sonderpädagogik et­wa ein gutes Drittel ausmachen. Sie räu­men den traditionellen Veranstaltungen wie Seminaren, Übungen und Diskus­sionsrunden im Gegensatz zur Vorle­sung zur Vermittlung von Lehrinhalten einen ebenso hohen Stellenwert ein wie schriftlichen Materialien. Neuen Stoff erarbeiten sie sich lieber in kleinen Gruppen, teils unter Anleitung, teils oh­ne. Insofern stellen sich Kurszweithörer als typsiche Präsenzstudenten dar, de­nen allein durch die Teilnahme am Fernstudium keinesfalls eine Tendenz zu autonomen Lernformen zugeschrie­ben werden kann. Das Fernstudium er­setzt nicht ihr Präsenzstudium, sondern es soll dieses ergänzen. Unter diesem Blickwinkel erklärt sich das vorrangige MotivWunsch nach Überblicksinfor­mation bei der Kursbelegung aus dem Bereich Sonderpädagogik wie auch die Beobachtung, daß studienspezifischen

Anwendungen(Unterlage zur Prüfungs­vorbereitung, zur Anfertigung von Hausarbeiten, Referaten u. ä.) eher eine untergeordnete Rolle zugewiesen wird.

Dem Bedürfnis von seiten dieser inter­disziplinär zusammengesetzten Studen­tengruppe nach einer grundlegenden Orientierung über sonderpädagogische Fragestellungen wird auf Hochschulebe­ne in allgemeinen(Lehramts-)Studien­gängen trotz nachhaltiger Forderungen der Fachdiskussion offensichtlich nicht genügend entsprochen, so daß Fernstu­dienmaterialien hier die Funktion eines rationellen Ausgleichs fehlender Ange­bote zur individuellen Weiterbildung übernehmen(Abels 1985).

Die Intensität der Erarbeitung des Lehrangebots der Fernuniversität korre­spondiert mit dem engagierten Arbeits­verhalten an der Präsenzuniversität: Über einen bloßen Materialbezug hin­aus werden Lehrtext, Übungsaufgaben und Literaturverzeichnis zwar erarbeitet und genutzt, eine weitergehende Stu­dienbetreuung, indem z.B. Einsen­deaufgaben bearbeitet zur Korrektur an die Lehrgebiete eingereicht werden, wird nur von einem geringen Teil der KZH in Anspruch genommen. Da das sonderpädagogische Lehrangebot das Studium an der Präsenzuniversität um weitere Inhalte lediglich ergänzen und nicht Lehrveranstaltungen ersetzen soll, ist es nachvollziehbar, daß KZH eine über die Immatrikulation hinausgehen­de Anbindung an die FeH-Hagen über­wiegend ignorieren.

Auch ohne fernuniversitäres Feedback stellen KZH mehrheitlich fest, insbeson­dere ihren Wissensstand und ihr Pro­blembewußtsein erweitert zu haben, während der Zuwachs an Methoden­kenntnis und Handlungskompetenz durch das Lehrangebot im Vergleich zu 0. a. Aspekten deutlich geringer ist. Über die Hälfte der Teilnehmer sieht sich durch den Bezug zusätzlicher, schriftli­cher Lehrangebote gegenüber seinen anderen Kommilitonen aufgrund der in­haltlichen und didaktischen Aufberei­tung im Vorteil; drei Viertel der Befrag­ten machen Kommilitonen auf die Mög­lichkeiten an der FeU-Hagen aufmerk­sam und 51% beabsichtigen, auch wei­terhin aus dem sonderpädagogischen Lehrangebot- bei nicht unerheblichem Kostenaufwand- zu belegen.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 3, 1987