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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Ingrid Möller: Fernstudienmaterialien Sonderpädagogik im Präsenzstudium

Legende:

1= Vermittlung des inhaltlichen Überblicks

2= Vermittlung von Grundlagenwissen

3= Wiederholung des Stoffs

4= Vorbereitung auf Klausuren und Hausarbeiten

O STUDENT 8 DOZENT

5= Vertiefung des Stoffs

6= Entwicklung von Problembewußtsein

7= Klärung von Verständnisschwierigkeiten 8= Motivation zur Weiter-/Mitarbeit

Abb. 10: Veranstaltungsfunktionen, die von Fernstudienmaterialien übernommen werden können(229 Nennungen der Lehrvertreter; 291 Nennungen

der KZH).

im Lehrbetrieb übernehmen können. Abbildung 10 zeigt das Meinungsbild von KZH und Lehrvertretern auf.

Bei einer ersten Betrachtung der Ergeb­nisse fällt die deutliche Übereinstim­mung im Antwortverhalten beider Un­tersuchungsgruppen auf. Lediglich in der Bewertung der AspekteKlärung von Verständnisschwierigkeiten und Wiederholung des Stoffs lassen sich größere prozentuale Unterschiede be­obachten. Allgemein betrachtet kann das Medium Fernstudienmaterialien aus der Sicht beider Gruppe mehrere Funktionen übernehmen, wobei jedoch in der Benennungshäufigkeit ein sichtli­ches Gefälle erkennbar ist: Von beiden Gruppen werden Fernstudienmateria­lien mehrheitlich solchen Funktionsbe­

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reichen zugeordnet, die der Veranstal­tungsform einer Vorlesung zugeschrie­ben werden können. Allen anderen, ins­besondere studienmotivationalen Auf­gabenbereichen, setzen mehr als 60% der Befragten beider Gruppen dem Me­dium Fernstudienmaterial Grenzen. Die konzeptionellen Überlegungen von Kanter(1977) angesichts kapazitärer Überlastung(bei gleichzeitiger Personal­und Sachmittelverkürzung) an Präsenz­hochschulen gingen über die Verwen­dung von Fernstudienmaterial im Sinne einer Studienergänzung hinaus. Lehrka­pazitäten sollten durch den institutiona­lisierten Einsatz von Fernstudienange­boten zugunsten eines größeren Ange­bots von Praktika und Projekten im Stu­dienbetrieb freigesetzt werden. Voraus­

setzend dafür ist, daß die erfolgreiche Bearbeitung fernuniversitären Lehran­gebots als Äquivalent für Lehrveranstal­tungen anerkannt und auf das Studien­volumen angerechnet wird. Beide Un­tersuchungsgruppen können dieser hochschulcurricularen Konzeption zu jeweils 61%, eingeschränkt auf Einfüh­rungsveranstaltungen, zustimmen. Die aufgeführten Gegenargumente von Stu­denten und Dozenten lassen sich sub­summieren in:mangelnde Kommuni­kation untereinander undfehlender Anwendungs- und Praxisbezug- Ein­wände, die allerdings mit Blick auf den gegenwärtigen Studienbetrieb argumen­tativ nicht ausschließlich aus dem Ein­satz von apersonalen Medien ableitbar sind.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 3, 1987