Erläuterungen
Helmut M. Niegemann
1 Figur wird als„Rechteck“ klassifiziert 0 Figur wird nicht als„Rechteck“ klassifiziert
Fehlerdiagnosen aufgrund der Antwortvektoren(Schüler 1—5) Nr. 1: Übergeneralisierung infolge Nichtberücksichtigung des definierenden Merkmals„4 rechte Winkel“.
Nr
Nr Nr
gung des Merkmals„mindestens 1 rechter Winkel symbolisiert“.
Abb. 1: Ausschnitt aus einer Schüler x Item-Matrix, Teiltest„Rechteck“‘.
rend jede Spalte einer bestimmten Aufgabe zugeordnet ist. Nach Erstellung der Matrix wurden für jede Aufgabe— neben der richtigen Lösung— die unter Annahme der einzelnen Fehler resultierenden Ergebniswerte berechnet und in die Zellen der Matrix eingetragen. Anschließend wurde geprüft, ob die fehlerhaften Werte a) sich so verteilen, daß alle Operationsfehler durch spezifische fehlerhafte Ergebnisse repräsentiert sind, und b) die möglichen Resultate für die einzelnen Aufgaben eine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Fehlerarten ermöglichen. Jede Fehlerart müßte demnach durch einen spezifischen Vektor von(falschen) Aufgabenlösungen charakterisiert sein. Der so konstruierte Test wurde an zehn Grundschulen in 23 Klassen der Jahrgangsstufe 3 von insgesamt 480 Schülern bearbeitet. Die Lehrer dieser Schüler wurden hinsichtlich ihres methodischen Vorgehens mündlich befragt und die Ergebnisse der Befragung zu den Resultaten der Fehleranalysen in Beziehung ge
setzt. Insgesamt konnten 88,7% der Falschlösungen als systematische Fehler bestimmten Typs identifiziert werden. Die Zusammenhangsanalysen zeigten u.a., daß die befragten Lehrer die Fehler ihrer Schüler besser vorhersagen konnten als dies in früheren Untersuchungen berichtet wird(Radatz 1980). Ferner zeigte sich ein relativ starker Zusammenhang zwischen der von dem jeweiligen Lehrer für den Subtraktionsalgorithmus bevorzugten Sprechweise und der Anzahl der Falschlösungen: Schüler, bei denen die Sprechweise„x plus wieviel ist y‘“ eingeführt war, machten deutlich weniger Fehler als Schüler, von denen die Sprechweise„von x bis y...‘“ gefordert wurde(t-Test; ww?=.80; für eine differenzierte Interpretation vgl. Wagner 1980, 5. 46).
Fehler beim Lösen von Textaufgaben
In zwei Studien eines Forschungsprojekts(Niegemann et al. 1984) bearbeite
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 2, 1988
Fehleranalyse und Fehlerdiagnostik im Mathematikunterricht
. 2: Überdiskriminierung infolge fälschlicher Berücksichtigung des variablen Merkmals„Seitenverhältnisse“. Nr, 3: Überdiskriminierung infolge fälschlicher Berücksichtigung des variablen Merkmals„4 gleichlange Seiten“, . 4: Überdiskriminierung infolge fälschlicher Berücksichtigung des variablen Merkmals„Drehung“.
. 5: Übergeneralisierung infolge Berücksichtigung nicht aller definierender Merkmale sowie fälschlicher Berücksichti
aus: Kötter et al.(1986)
ten jeweils etwa 200 Schüler der Jahrgangsstufe 10 ebenfalls algebraisch-physikalische Textaufgaben. Die schriftlichen Lösungen bzw. Lösungsversuche wurden mit Hilfe eines eigens entwickelten Kodiersystems erfaßt und quantitativ wie qualitativ ausgewertet. Analysiert wurden dabei folgende Aspekte:
— Qualität der Lösung(u.a. Korrektheit, Formulierung bzw. Rückübersetzung in das Sachproblem),
— Ansatz(sachlogische Korrektheit, Typ des Ansatzes bzgl. möglicher Musterlösungen, aufgabenspezifische Fehlerkategorien),
— Algorithmus(Korrektheit, Optimierung, triviale und nicht-triviale Fehler),
— Begründung für die evtl. Nicht-Bearbeitung einer Aufgabe(Zeitmangel, Schwierigkeit).
Generell zeigte sich, daß zwei Fehlerka
tegorien dominierten: Die Nicht-Berück
sichtigung relevanter Bedingungen des
jeweiligen Problems(vgl. Radatz 1980,
S. 48 f.) sowie nicht ausreichende ‚„all
tagsphysikalische‘‘ Kenntnisse. Ferner
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