Reimer Kornmann& Gerhard Schäffler
Förderdiagnostik bei einfachen Kopfrechenaufgaben
Ermittlung der Lernbasis für einfache Kopfrechenaufgaben durch systematische Variationen
Theoretische Einordnung
Bei den oft auftretenden und eigentlich auch immer wieder zu erwartenden Schwierigkeiten schulischen Lernens sollen systematisch eingeholte Informationen über die individuellen Lernvoraussetzungen der Schüler die Auswahl wirksamer Hilfen und erfolgreicher Methoden erleichtern. In den letzten Jahren sind verschiedene diagnostische Ansätze, die einen solchen Anspruch haben, ent
wickelt und— vor allem für den Mathematik-Unterricht— erprobt worden. Das hier vorgestellte Verfahren reiht sich darin ein. Zu seiner globalen Charakterisierung mögen einige Merkmale dienen, anhand derer sich Übereinstimmungen mit den Ansätzen von Gagne(1980), Case(1980), Radatz(1980), Gerster (1982) sowie Kutzer und Probst(1988), aber auch Unterschiede gegenüber denselben, aufzeigen lassen(siehe Tabelle 1). Es handelt sich um einen remedialen Ansatz, der dann zur Anwendung kommen soll, wenn zu erkennen ist, daß Schüler bereits Schwierigkeiten mit der Bewältigung bestimmter Anforderungen
haben. Zur Analyse ihrer Lernvoraussetzungen werden Niveaustufen der individuellen Lerntätigkeit ermittelt, auf denen eine pädagogisch sinnvolle, aktive Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand möglich ist. Anders als bei den meisten anderen Ansätzen wird dabei nicht primär nach vorhandenen bzw. fehlenden Teilleistungen und verfügbaren bzw. nicht verfügbaren Merkmalen von Vorgehensweisen, die zur Lösung notwendig sind, gefragt. Vielmehr wird davon ausgegangen, daß inhaltlich gleiche Anforderungen sich nach dem Niveau der mentalen Repräsentation der Aufgabenstellung und der Aufgabenbe
Tab. 1: Ansätze zur Ermittlung individueller Lernvoraussetzungen für die Planung und Steuerung systematischer Lehr-Lern-Prozesse
z Kutzer/ eigene Gagne(Case Radatz KGerster Probst Arbeit Interventions-„präventiv‘: Planung optimal ablaufender Lernprozesse X X X konzept„remedial‘‘: Überwindung von Lernproblemen X X X X X Einheiten für die_°illeistungen x x Analyse der Lern- prozessuale Merkmale(kognitive Komponenten und Strategien) X X VOraUSSCIZUNGEN Niveaustufen der Lerntätigkeit X X keine X jerarch!$isrungs Schwierigkeitsniveau(psychometrisch) X X@&)@&) gssichtspunkte Komplexitätsgrad(x) X X X Repräsentationsniveau der Aufgabe X X X behavioristisch X th i SOretische kognitivistisch X X X BSNESTUNE tätigkeitstheoretisch X X rezeptives Lernen— Bewältigen der vorgegeben affine Lern-(Teil) Aufgaben: E% x@) formen ra—— einsichtiges, entdeckendes Lernen— Erwerb von Grundfähig- X x X und-ziele keiten und Einsicht in die Problemstruktur von Aufgaben. aneignendes(entwicklungsorientiertes) Lernen— Erkennen(x)(x) x x und Nutzen der objektiven Bedeutungen von Lerngegenständen S-—= methodische Vorgabe von Prüfitems zur Ermittlung des individuellen x x) x Lernstands Umsetzung Fehleranalyse zur Aufdeckung notwendiger, aber nicht) x x x eingesetzter Lernvoraussetzungen x== inhaltliche gering X X X Spezifität mittel X des Ansatzes hoch X X
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für den entsprechenden Ansatz, nicht aber für die eigene Arbeit zutreffend für den entsprechenden Ansatz und für die eigene Arbeit zutreffend zutreffend, aber von nachgeordneter Bedeutung
HEILPÄDAGOGISCHE
(entnommen aus Wittoch 1984)
FORSCHUNG Band XIV, Heft 2, 1988