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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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- Förderdiagnostik bei einfachen Kopfrechenaufgaben

bei Kopfrechenaufgaben versagten. Für sie wurde die jeweils leichteste Aufga­benklasse der hier aufgeführten ermit­telt, in denen sie mindestens acht von zehn gestellten Aufgaben nicht bzw. falsch lösten. Begonnen wurde mit den für das entsprechende Schuljahr vorgese­henen Aufgaben. Die Untersuchungen führte der Zweitautor durch.*

Der gesamte Verfahrensablauf geht aus dem in Abbildung 1 dargestellten Sche­ma hervor. Es zeigt eine Sequenz ant­wortabhängiger Fragen, die bei jedem Kind in individueller Weise bis zu einem der neun Ausgänge durchlaufen werden. Die inhaltliche Anforderung bleibt dabei jedoch immer dieselbe.

Für alle Fragen des Ablaufschemas sind spezielle Aufgabenstellungen mit stan­dardisierter Anweisung formuliert wor­den.

Jedem der neun Ausgänge entsprechen spezifische Zielsetzungen für die pädago­gische Förderung. Diese sind wesentlich präziser formuliert als die globale Fest­stellung, daß die ursprünglich gestellten Aufgaben nicht bewältigt werden und daher gelernt werden müßten. Die Aus­wertung kann für jedes Item und für je­des Kind die Informationen erbringen, die in Tabelle 3 aufgeführt sind. Darüber hinaus läßt sich auf allen Niveaustufen eine Fehleranalyse mittels eines in An­lehnung an Wittoch(1984), Gerster (1982) und Radatz(1980) erstellten Kategoriensystems durchführen(vgl. Tab. 4).

Bisherige Ergebnisse

Bei allen bisher untersuchten Schülerin­nen und Schülern zeigte sich eine abso­lut problemlose Durchführung und Aus­wertung. Fast alle konnten die gestellten Aufgaben in irgendeiner Form bewälti­gen, das heißt die Ergebnisformen sechs bis neun(siehe Abbildung 1) wurden bisher kaum registriert. In solchen Fäl­

* Für die freundliche Unterstützung der Un­tersuchung danken wir Herrn Direktor Stöck­le sowie den Lehrkräften mit ihren Schülerin­nen und Schülern vom Sprachheilzentrum Ra­vensburg sehr herzlich.

Reimer Kornmann& Gerhard Schäffler

Tab. 3: Mögliche Ergebnisse einer Versuchsperson bei jedem Item(Auswertung:+/-/ Prüfung

nicht erforderlich)

1 Kann verbale Aufgabenstellung nachsprechen

2 Kann verbal gestellte Aufgabe nach eigener mündlicher

Wiederholung ohne weitere Hilfen lösen

3 Kann verbal gestellte Aufgabe niederschreiben

4 Kann schriftlich gestellte Aufgabe ohne weitere

Hilfen lösen

5 Kann schriftlich gestellte Aufgabe lesen

6 Kann sich schriftliche Aufgabenstellung in grafischer

Form veranschaulichen

7 Kann bei grafischer Veranschaulichung Aufgabe lösen

8 Kann sich schriftliche Aufgabenstellung in konkreter

Form veranschaulichen

9 Kann bei konkreter Veranschaulichung Aufgabe lösen

10 Kann konkrete Veranschaulichungsform einer Aufgabenstellung in grafische Form übertragen

11 Kann grafisch vorgegebene Mengendarstellungen

abzählen

12 Kann grafisch vorgegebene Mengendarstellungen

konkret repräsentieren

13 Kann konkret vorgegebene Mengendarstellungen

abzählen

14 Kann Mengenoperationen bei konkreter Veran­

schaulichung durchführen

15 Kann konkret durchgeführte Mengenoperationen

grafisch veranschaulichen

len könnte sich eine Untersuchung mit denStrukturbezogenen Aufgaben zur Prüfung mathematischer Einsichten von Kutzer& Probst(1987) anschließen. Allerdings zeigten sich bezüglich des Lö­sungsniveaus auch weitere intraindivi­duelle Schwankungen, die zum Teil durch die verwendeten Aufgabenklassen (Addition und Multiplikation) und durch spezifische Aufgabenmerkmale (zum Beispiel häufiger richtige Lösung der Original-Aufgabe bei zwei gleichen Zahlen) zu erklären sind.

Interindividuelle Unterschiede ließen sich vor allem bezüglich der herangezo­genen Aufgabenklassen, die zur Analyse verwendet wurden, feststellen. Weiter­hin deuteten sich interindividuelle Un­terschiede bezüglich der Konsistenz der

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 2, 1988

Ergebnisse und des am häufisten reali­sierten Lösungsniveaus an.

Nicht zuletzt legen die Ergebnisse kon­krete Fördermaßnahmen nahe. Dies soll am Beispiel einer Protokoll-Notiz des Zweitautors verdeutlicht werden.

Werner

Befunde

Werner konnte von den gestellten zehn Additions-Aufgaben(Al) keine einzige richtig im Kopf lösen. Die Bearbeitung der einzelnen Aufgaben lief bei ihm recht wechselhaft und unterschiedlich ab.

Aufgabe I und 2 löste er auf der Stufe 5, nachdem ihm erklärt wurde, wie er sich

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