Peter Binstadt& Uwe A. Michelsen+
Die Vermittlung optimaler Lösungsstrategien
Umgekehrt ist es natürlich auch möglich, durch Umstellen und Verknüpfen (Einsetzen) der Stammformeln U=R* 1, P=U*I und W=P*t alle in Tabelle 1 zusammengefaßten Formeln zu erzeugen. Für diese Operationen werden nebenstehende Symbole vereinbart.
Auf diese Weise entsteht, ausgehend von den Stammformeln U=R*I, P=U*1I und W=P*t das Kohärenzdiagramm der Formeln in Abbildung 3, mit dem gleichzeitig das Repertoire sinnvoller, d.h. lehrstoffbezogener Aufgabentypen bestimmt ist; denn jeder Formel entspricht genau ein mit ihr lösbarer Aufgabentyp. Mit dem Kohärenzdiagramm der Formeln liegen somit alle überhaupt lösbaren Aufgabentypen fest.
Da es, ausgehend von den hier vorliegenden Stammformeln noch weitere als die in Abbildung 3 skizzierten Lösungswege gibt, wird nunmehr versucht, für jeden Aufgabentyp eine optimale Lösungsstrategie zu finden. Um diesem Ziel näherzukommen, ist es notwendig, zunächst alle Aufgabentypen auf jede mögliche Weise zu lösen. Es würde zu weit führen, hier sämtliche Lösungswege im einzelnen vorzustellen. Am Aufgabentyp [{P}/{U,R}] wird daher beispielhaft gezeigt, wie Aufgabenlösungen dargestellt werden können, und daß es sinnvoll ist, eine optimale Lösungsstrategie zu wählen.
Wie Abbildung 2 verdeutlicht, sind, je nachdem, von welcher Stammformel ausgegangen wird, nur 4 oder aber 6 Operationen notwendig, um zur endgültigen Lösung zu gelangen. Optimal wäre in diesem Fall der Lösungsweg mit nur 4 Operationen. Der relative Schwierigkeitsgrad dieser Lösung ist geringer als die Aufgabenlösung, bei der 6 Operationen zum Ziel führen. In Tabelle 2 werden die jeweils besten und schlechtesten Möglichkeiten zur Lösung aller hier betrachteten Aufgabentypen einander gegenübergestellt. Das heißt, bezogen auf den Themenbereich„Stromstärke, Spannung und Widerstand im Gleichstromkreis‘ kann der Tabelle entnommen werwerden, welche Lösungswege den Schülern gelehrt werden sollten. Im folgenden wird dargelegt, inwieweit diese lehrmethodischen Konsequenzen auch auf
Umstellen einer Formel
Bemerkung: Die Pfeile deuten an, daß die an der Pfeilspitze stehenden Formeln sich durch Umstellen der am Pfeilausgangspunkt stehenden Formeln ergeben
Einsetzen einer Formel in eine andere Formel
Bemerkung: Die an der Spitze des geknickten Pfeils stehende Formel ergibt sich durch Einsetzen der am Pfeilausgangspunkt in die"am Knick" stehende Formel.
C(P)/(CU,R) 01-—-uUu=- RI
Ds U=R® P/U—0a-—> P= U=/R
N
0ı= P-UuU2
0ı=—- WV-P ot—Da> P-=- Wt
1 A
Os P= U=/R
(I)"SACKGASSE”
0:- Auswählen einer Stammformel; 02- Umstellen einer Formel;
Os- Verknüpfen von Formeln;. 04- Wurzel ziehen
Abb. 2
andere Aufgabentypen übertragbar sind und ob sich, darüber hinaus, noch weitere didaktische Möglichkeiten eröffnen.
Hinweise zur Vermittlung optimaler Lösungsstrategien
Die am Beispiel des Themenbereiches „Strom, Spannung und Widerstand im Gleichstromkreis‘‘ gewonnenen Erkenntnisse sind generalisierbar, sofern sie auf Lehrstoffe übertragen werden, deren Stammformeln die Struktur (DA=BoC,(2)D=AO0oC,
(3) E=D FF mit o,$ e{*,/} aufweisen. Diese Struktur liegt zum Beispiel bei
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIV, Heft 2, 1988
den Formeln v= a*t(strukturidentisch zu A=BO0oC), s=v*t(strukturidentisch zu D=A0oC) und W=F*Ss(strukturidentisch zu E= D 6 F) mit den Größen Geschwindigkeit(v), Beschleunigung(a), Zeit(t), Weg(s), mechanische Arbeit (W) und Kraft(F) aus dem Bereich der Mechanik vor(vgl. Abb. 4). Deutlich erkennbar ist die strukturelle Identität zwischen den Kohärenzdiagrammen in Abbildung 3 und Abbildung 4. Das heißt, auch die am Beispiel des Lehrstoffes aus dem Bereich der Elektrotechnik gewonnenen Erkenntnisse zur Auswahl einer Stammformel, mit der die Lösung eines bestimmten Aufgabentyps begonnen werden sollte, um mit möglichst wenig Operationen zum richtigen Ergebnis
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