Gisela Friedrich+ Sprachentwicklungsdiagnostik und-förderung bei entwicklungsrückständigen Kindern
A
} L 1. MP 2. MP 3. MP
—- Cluster 1-—— Cluster 2
Abb. 3: Instrumentsrelation
daß es nur selten in der Reihenfolge des Auftretens Unterschiede gibt, aber beträchtliche Differenzen im Alter der Kinder bestehen, in dem sie die entsprechende Relation z.B. bei Bildbeschreibungen benutzen und wann sie diese vollständig beherrschen.
Die erwähnten Mittelwerte dürfen nicht über die erheblichen interindividuellen Unterschiede beim Erwerb der zwischenbegrifflichen semantischen Relationen hinwegtäuschen. Nicht alle Kinder erwerben die zwischenbegrifflichen
semantischen Relationen tatsächlich so
widerspruchsfrei in der theoretisch begründeten und empirisch im Mittel gefundenen Reihenfolge. Dies trifft besonders für die Instruments- und Finalitätsrelation zu. Mittels Zeitreihenclusterung stellten wir verschiedene typische Verlaufsformen fest.
Neben kontinuierlicher Entwicklung bei mäßigem Ausgangsniveau fanden wir auch sprunghaftes Ansteigen bei niedrigem Ausgangsniveau, extrem hohes Ausgangsniveau, Stagnation und sogar scheinbare Rückläufigkeit im unteren und oberen Leistungsbereich(siehe Abb. 3 und 4).
Fallbeispiele zweier sehr junger Kinder unserer Stichprobe mit besonders extremen Entwicklungsverläufen:
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—+- Cluster 3
4. MP 5. MP
-S- Cluster 4
Abb. 4: Finalitätsrelation
Dana, 2;7: Der Teddy ißt. Tisch.
3;7: Der Teddy ißt, hat eine Schürze um, daß er nicht kleckert.
4;7: Der ißt mit Teller und Löffel, auf dem Würfel am Tisch.
5;7: Der Teddy sitzt am Tisch mit dem Lätzchen, streckt die Zunge raus, sagt„Bäh!“, weils ihm nicht schmeckt.
Bei der Überprüfungsform mit standardisierten Fragen verbalisiert sie in der Erstuntersuchung die Relationen A-A, A-O, L und I, ab der Zweituntersuchung auch die Finalitätsrelation, also alle fünf untersuchten Relationen.
Marco, 2;7: Fuß, Teddy, mam-mam.
3;7: Teddy ißt, essen, Teller.
4;7: Der ißt, Teller.
5;7: Der Teddy macht Essen für sich und ißt die Suppe auf, sitzt auf dem Würfel, hat Tischdecke drüber, sonst kleckert er.
Bei der Äußerungsanregung mit standardisierten Fragen kann er in der Erstuntersuchung nur die A-O-Relation verbalisieren, in der Zweituntersuchung A-A und A-O, in der Dritt- und Viertuntersuchung A-A, A-O, Lokation und Finalität. Die Frage nach der In
strumentrelation(Womit ißt der Teddy?) kann er auch hier nicht beantworten.
Es sei betont, daß die Kinder in der Regel in allen vier Meßpunkten entweder zur Gruppe der Leistungsstarken oder zur Gruppe der Leistungsschwachen gehörten. Die Differenz zwischen beiden Gruppen, die in der Erstuntersuchung ca. 1,5 C-Wertpunkte betrug, besteht auch in der Viertuntersuchung noch. Das bedeutet: Die leitungsschwächeren Kinder sind nicht in der Lage, ihr Defizit aufzuholen.
Abb. 5
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 3, 1993