Zeitschrift 
Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
Seite
119
Einzelbild herunterladen

Grundstruktur des Förderprogramms

Die Kinder sollen anhand von alltägli­chen, ihnen gut vertrauten Situationen üben, auf Details und Zusammenhänge zu achten und lernen, diese sprachlich auszudrücken. Diese Übungen werden sowohl auf der bildhaft-anschaulichen als auch auf der Handlungsebene durch­geführt.

Die Bilder sind so gestaltet, daß die ein­zelnen semantischen Relationen für das Kind leichter bemerkbar sind. Wir ge­stalteten Klappbilder, die in der För­derphase gemeinsam mit dem Kind übereinander gelegt werden. Jedes neu hinzukommende Teil entspricht einer bzw. ermöglicht die Verbalisierung meh­rerer weiterer semantischer Relationen (Bsp.: Baden). Damit werden die festen Strukturen der jeweiligen Situation ge­lockert, der Grad der Anschaulichkeit steigt erheblich. Die Beachtung der je­weils geforderten Relation durch das Kind wächst und erhöht auch das Be­dürfnis, diese Relation zu verbalisieren. Aus einem anderen Teil des Bildma­terials lassen sich Folgen zu jeweils drei Bildern bilden, die dazugehörende Ge­schichte wird stückweise gemeinsam er­zählt(Bsp.: Toilettenbenutzung). Beispiele zur Förderung auf bildhaft­anschaulicher Ebene(mittels Bildma­terial):

Zu folgenden Fragen soll das Kind al­lein(auch ohne Stellen der entsprechen­den Frage vom VI) oder in der Inter­aktion mit dem Vl Antworten finden:

Übung: Baden

1. Bild: Wie sieht der Teddy aus? Was hat der Teddy denn alles an? (Aktion-Objekt)

2. Bild: Wie sieht der Teddy denn jetzt aus? Was hat der Teddy ge­macht?(Aktor-Aktion) Warum hat sich der Teddy aus­gezogen?(Finalität)

3. Bild: Wo ist der Teddy reingestie­gen?(Lokation)

4. Bild: Wo sitzt der Teddy?(Lokation) Warum wohl?(Finalität) Womit wäscht sich der Teddy? (Instrument)

5. und 6. Bild: Was wäscht der Teddy? (Aktion-Objekt) Womit?(In­strument)

Übung: Toilettenbenutzung

Bildgeschichte erzählen

1. Bild: Warum steht der Teddy so da? (Finalität)

Wo geht der Teddy jetzt also hin?(Lokation)

2. Bild: Was macht der Teddy?(Aktor­Aktion)

Was hat der Teddy an?(Akti­on-Objekt)

Warum zieht der Teddy die Hose herunter?(Finalität)

3. Bild: Wo sitzt der Teddy?(Lokation) Was will der Teddy machen? (Aktor-Aktion)

Womit will sich der Teddy den Po abwischen?(Instrument)

Das Kind soll außerdem die Möglich­keit erhalten, die bildhaft-anschauliche Ebene zu verlassen und auf die Hand­lungsebene überzuwechseln, wenn es bestimmte Aufgaben mit Hilfe des oben beschriebenen Bildmaterials nicht lösen kann. Nach der Bewältigung dieses Teils ist ein Wiederaufsteigen zur bildhaft­anschaulichen Ebene(ohne besonders strukturiertes Bildmaterial) angezielt. Dazu verwenden wir die Fingerpuppen­Teddyfamilie(Mutter, Vater und Kind) aus braunem Filz mit diversen Verzie­rungen und Einrichtungsgegenstände aus einem Puppenhaus. Die Übungen tragen spielerischen Charakter, vorge­geben ist nur die Situation und das be­nötigte Material(nur das, was das Kind braucht, um Ablenkungen zu vermei­den). Vorgegeben ist weiterhin für den Übungsleiter die Struktur der Situation und die dazugehörenden zwischenbe­grifflichen semantischen Relationen. Die Reihenfolge und der genaue Ablauf wird jedoch dem spontanen Spiel des Kindes und seinen spontanen Verbalisierungen angepaßt.

Beispiele zur Förderung auf der konkre­ten Handlungsebene(mittels Finger­puppen und Spielmaterial):

Verwendetes Trainingsmaterial: Teddyfamilie Vater, Mutter und Kind:

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 3, 1993

Gisela Friedrich+ Sprachentwicklungsdiagnostik und-förderung bei entwicklungsrückständigen Kindern

drei unterschiedlich kleine(ca. 10 cm große) Stoffingerpuppen

Kücheneinrichtung(Schrank, Herd und Töpfe, Tisch und drei Stühle, Geschirr, Besteck)

Schlafzimmer(Bett, Nachttisch mit Lämpchen, Fernseher)

Badeinrichtung(Toilette, Waschbek­ken mit Spiegel, Dusche, Badewan­ne, Handtuch, Waschlappen, Zahn­bürste und-creme, Haarbürste und Kamm)

kleiner Garten(Beet mit Steckblu­men, Gießkanne, Rechen)

Wäscheleine mit Klammern, Re­gencape für das Teddykind, Regen­schirm

Zu folgenden Fragen soll das Kind in der Spielsituation in der Interaktion mit dem Versuchsleiter Antworten finden und mit oder ohne Hilfe des Vl ver­balisieren:

Übung: Baden

1. Was macht der Teddy? (Aktor-Aktion)

2. Was wäscht der Teddy? (Aktion-Objekt)

3. Wo ist der Teddy reingestiegen? (Lokation)

4. Womit wäscht sich der Teddy? (Instrument)

5. Warum wäscht sich der Teddy? (Finalität)

Übung: Toilettenbenutzung

1. Der Teddy muß pullern, was kann er tun?(Aktor-Aktion)

2. Was zieht der Teddy aus?(Aktion­Objekt)

3. Wo geht der Teddy hin?(Lokation)

4. Womit zieht sich der Teddy aus?(In­strument)

5. Warum muß er ziehen?(Finalität)

Erste Ergebnisse der Voruntersuchungen

Zu einer ersten Überprüfung unseres Ansatzes und des Trainingsmaterials führten wir Untersuchungen bei einer kleinen Gruppe 3;3-3;6jährigen Kin­dergartenkindern durch.

119