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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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che und zu einer besseren Beherrschung der schwierigeren Relationen bei Anre­gung zur Verbalisierung durch entspre­chende Fragen geführt zu haben.

In einer weiteren Untersuchung gingen wir den Fragen nach, ob unser Training zu längerfristigen Leistungsverbes­serungen führt und ob das Gelernte auch auf andere Situationen übertragen wer­den kann oder nur materialspezifisch ist. Wir untersuchten 28 Kinder im Alter zwischen 3;3 und 3;6 Jahren mit dem Prätest. Mit 15 Kindern führten wir ein Training mit Bildmaterial durch, die an­deren 13 Kinder wurden nur auf der Handlungsebene geprüft. In beiden Gruppen wurden die 10 Trainingssit­zungen auf 4 Wochen verteilt. Danach erfolgte die Durchführung der Posttests 1. Weitere 4 Wochen später untersuch­ten wir die Kinder erneut mit demsel­ben Posttest und einem anderen Bild­material, das den Tagesablauf des Ted­dys zeigte, aber anders gestaltet und zum Teil andere Situation enthielt, als das bisher in Prä- und Posttests sowie zur Förderung verwendete Material.

Normalerweise hätten wir die Kinder nach iheren Leistungen im Prätest in die beiden Gruppen zum Training ein­teilen müssen, um Bild- und Finger­puppentraining vergleichen zu können. Das war jedoch aus untersuchungs­technischen Gründen nicht möglich. Wir konnten nur in einem Kindergarten so und im anderen eben anders trainieren. Da wir die Kinder auch nicht auswählen konnten, gelang es uns nicht, zwischen beiden Gruppen Homogenität hinsicht­lich Intelligenz und Ausgangswert des Sprachentwicklungsstands herzustellen. Zum Vergleich beider Trainingsformen können wir bisher nur festhalten, daß sich beide als leistungsfördernd für den angezielten Bereich erweisen. Beide füh­ren zu einer Leistungssteigerung der Kinder vom Prä- zum Posttest 1 und zu einer nochmaligen Leistungssteigerung zum Posttest 2. Dies trifft für beide Überprüfungsformen der verbalen Ver­fügbarkeit zwischenbegrifflicher seman­tischer Relationen zu. Das Training mit Bildmaterial scheint eine bessereNach­wirkung zu haben, was sich in einer größeren Steigerung von Posttest 1 zu

Gisela Friedrich+ Sprachentwicklungsdiagnostik und-förderung bei entwicklungsrückständigen Kindern

sem.Rel./unspezif, sem.Rel./standard,

gem.Rel./unspezif.

Prätest Posttest 1| Posttest 2| Tagesablauf

-e8--gem.Rel./standard.

Abb. 12: Leistungsentwicklung Prätest Posttest

Posttest 2 zeigt. Das Training mit Hand­puppen führt offenbar zu einer beseren Übertragbarkeit des Gelernten. Die Kin­der zeigen in der AnforderungTages­ablauf zum Zeitpunkt Post 2 höhere Leistungen, d.h. einen geringeres Ab­sinken gegenüber dem Ergebnis aus dem Posttest 2.

Die Grafik veranschaulicht die Lei­stungsentwicklung der Gesamtstichpro­be in der Untersuchung mit unspe­zifischer Aktivierung und der Äuße­rungsanregung mit standardisierten Fra­gen sowie imTagesablauf, der auch mit beiden Testanforderungen durchge­führt wurde(siehe Abb. 12.) In beiden Überprüfungsformen finden wir eine Leistungssteigerung vom Prätest über den Posttest 1 zum Posttest 2 von 15%. Dieses Ergebnis zeigt, daß wir auf dem richtigen Weg sind. Allerdings finden wir auch in beiden Überprüfungsformen einen starken Knick in der Testsituation Tagesablauf(vgl. Abb. 12). Besonders bei der Spontanerzählung ist offenbar die Übertragbarkeit des Gelernten nur gering, das Sprachniveau der Kinder sinkt im Mittel fast auf den Ausgangs­wert zurück. Dieses Ergebnis kann uns natürlich noch nicht befriedigen, auch wenn die Transfereffekte bei der stan­dardisierten Befragung offenbar besser sind; deshalb arbeiten wir zur Zeit dar­an, beide Trainingsformen(Bilder und

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 3, 1993

Fingerpuppen) möglichst optimal zu ver­binden.

Ausblick

Mit unserem Training zur verbalen Strukturierung zwischenbegrifflicher se­mantischer Relationen streben wir zwei Möglichkeiten der Förderung an:

1. Curriculum für Kindertagesstätten und Einrichtungen der Vorschul­erziehung:

Die Förderung könnte im Rahmen der

Spracherziehung in kleinen Gruppen mit

zwei bis maximal vier Kindern durch­

geführt werden. Die Schwierigkeit der

Übungen kann nach dem Alter und dem

allgemeinem Entwicklungsstand der

Kinder sowie ganz individuell gestaltet

werden.

Ziel: Verbesserung des Niveaus der

sprachlichen Fähigkeiten der Kommu­

nikationsgemeinschaftKindergruppe

2. Trainingsprogramm für die Hand des Psychologen und eventuell des Lo­gopäden:

Auf der Grundlage der Prätestleistung

eines Kindes wird der Einstieg ins Trai­

ningsprogramm und die zu wählende

Materialart individuell festgelegt, die zu

wählende Schwierigkeit der Aufgaben

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