VERA(Verfahren zur Ermittlung von Regulationserfordernissen in der Arbeitstätigkeit; Volpert, Oesterreich, Gablenz-Kolakovic, Krogoll& Resch, 1983) und der TeilB des Tätigkeitsbewertungssystems(TBS; Hacker, Iwanowa& Richter 1983) zum Einsatz. Beide Verfahren wurden auf der Grundlage der Handlungsregulationstheorie(Hakker 1986; Volpert 1987) entwickelt und erlauben eine Beschreibung von Arbeitsbedingungen, die unabhängig ist von den Wahrnehmungen und Bewertungen der an dem jeweiligen Arbeitsplatz Arbeitenden. Eine Vorform des VERA-Verfahrens wurde bereits von Laga und Runde(1982) in einer Werkstatt für Behinderte erfolgreich eingesetzt.
Mit dem VERA-Verfahren werden die Anforderungen an das Denken und Planen erfaßt, die die arbeitende Person zu bewältigen hat. Dieses Verfahren unterscheidet insgesamt zehn Abstufungen von Regulationserfordernissen. Sie reichen von der Stufe IR(Abfolge der Arbeitsbewegungen wird nicht bewußt geplant wobei immer die gleichen Werkzeuge eingesetzt werden) bis zur Stufe 5(Schaffung und Erschließung von neuen Produktionsbereichen). Tätigkeiten auf Handlungsebene entsprechen den VERA-Stufen 2 bzw. 2R. Für die Datenanalyse wurden die Stufe 1R mit 0,5, die Stufe 1 mit 1,0, die Stufe 2R mit 1,5, die Stufe 2 mit 2,0 etc. kodiert. Mit dem Teil B des TBS wurden Kommunikations- und Kooperationsanforderungen erhoben. Der zeitliche Umfang der erforderlichen Kooperation wurde mit einer S-stufigen Skala erfaßt (0= keine Kooperation erforderlich; 4= Kooperation ist über längere Zeitabschnitte bzw. den gesamten Arbeitsablauf erforderlich). Die Messung der Enge der Zusammenarbeit(bei Hacker et al., 1983: Formen kooperativer Arbeit) erfolgte mit einer 9-stufigen Skala (0= isolierte Einzelarbeit ohne Kooperation; 8= selbstorganisierte Gruppenarbeit mit kollektiver Selbstorganisation von Zeitregime, Arbeitsmethoden, Arbeitsverteilung und Aufgabenfestlegung). Die Höhe der Anforderungen an Kommunikationsinhalte(bei Hacker et
Sabine Sonnentag+ Arbeit, Zufriedenheit, Befinden und soziale Integration
al. 1983: Auftragsbedingte Kommunikationsinhalte) wurde mit einer 6stufigen Skala erhoben(0= keine auftragsbedingten Kommunikationsinhalte; 5= Auftragsbedingte Kommunikationsinhalte beinhalten überwiegend Problemlösungen bei unterschiedlichen Standpunkten).
Wahrgenommene Arbeitssituation. Die Arbeitssituation, wie sie durch die Behinderten wahrgenommen wird, wurde im halbstrukturierten Interview erfaßt. Grundlage für den Fragenkatalog zu diesem Themenbereich bildete der Fragebogen zur„Subjektiven Arbeitsanalyse“(SAA; Martin, Udris, Ackermann& Oegerli 1980). Erfaßt wurden folgende Aspekte der Arbeitssituation: Variabilität(3 Items, z.B.„Ist Ihre Arbeit abwechslungsreich?‘“), Chancen (3 Items, z.B.„Können Sie das, was Sie bei dieser Arbeit lernen oder gelernt haben, auch woanders immer wieder gebrauchen?“), Arbeitsvolumen(4 Items, z.B.„Haben Sie so viel zu tun, daß es Ihnen über den Kopf wächst?“) und Schwierigkeit(3 Items, z.B.„Gibt es bei Ihrer Arbeit Sachen, die zu kompliziert sind?“). Die Items wurden hier allerdings nicht schriftlich, wie in der Originalversion, sondern mündlich vorgegeben. Die Behinderten wurden bei jedem Item gefragt, inwieweit es auf ihre Arbeitssituation zutrifft. Die Antworten wurden anschließend auf einer fünfstufigen Skala eingeschätzt und über die Bildung der Mediane zu den vier Skalen zusammengefaßt.
Soziale Unterstützung. Die erlebte soziale Unterstützung wurde ebenfalls im Interview erhoben. Die Items wurden dabei in Anlehnung an das„Mannheimer Interview zur sozialen Unterstützung“ (MISU; Veiel, 1987) formuliert. Dabei wurde gefragt, ob es jemand gibt, an den sich die Person wendet, wenn sie ein persönliches Problem bzw. Schwierigkeiten mit der Arbeit hat. Dabei sollte die andere Person benannt werden.
Arbeitszufriedenheit. Die Arbeitszufriedenheit wurde im Rahmen des Interviews erfaßt. Dabei wurde den Befrag
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 3, 1993
ten eine 7-stufige Kunin-Skala aus dem Arbeitsbeschreibungs-Bogen(ABB; Neuberger& Allerbeck 1978) vorgelegt. Die Behinderten sollten anhand der gezeigten Gesichter angeben, wie zufrieden sie insgesamt mit ihrer Arbeitssituation sind,
Befinden. Das Befinden wurde mit der Skala Gereiztheit/Belastetheit(Mohr 1986) erhoben. Diese Skala erfaßt einen „psychischen Erschöpfungszustand, der so weit fortgeschritten ist, daß er in alltäglichen Belastungspausen nicht abgebaut werden kann“(Mohr 1991). Die acht Items der Skala wurden im Interview mündlich vorgegeben. Die Befragten sollten angeben, ob und inwieweit die Aussagen auf die eigene Situation zutreffen. Die Antworten auf die Items wurden anschließend auf einer fünfstufigen Skala eingeschätzt. Für die Skala Gereiztheit/Belastetheit wurde eine interne Konsistenz von.71(Alpha von Cronbach) erzielt. Diese Variable konnte allerdings nur bei einer Teilstichprobe (N= 35) erhoben werden.
Soziale Integration im Arbeitsbereich. Die soziale Integration im Arbeitsbereich wurde von den Gruppenleiterinnen und Gruppenleitern im Rahmen der schriftlichen Befragung eingeschätzt. Sie sollten dabei auf einer 4-stufigen Skala angeben, inwieweit das Gruppenmitglied sozial in die Arbeitsgruppe integriert ist. In 16 Fällen lagen die Einschätzungen durch zwei Betreuungspersonen vor, wobei die Einschätzungen fast vollkommen miteinander übereinstimmten (r= ‚99).
Freizeitaktivitäten. Im Interview wurde die Anzahl von unterschiedlichen Freizeitaktivitäten erhoben, die mit anderen zusammen ausgeübt werden. Dabei wurde zunächst eine offene Frage gestellt(„Wenn Sie sich mit Freunden, Bekannten, Verwandten oder Kollegen treffen, was unternehmen Sie zusammen?“), die dann anhand von Beispielen konkretisiert werden sollte. AnschlieBend wurde die Summe der geschilderten Aktivitäten berechnet.
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