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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Karl Westhoff+ Diagnostik und Intervention bei Konzentrationsstörungen

Tab. 1: Variablen aus den Psychologischen Fragen und ihnen zugeordnete Quellen für Informatio- ijüber die Gesamtzahl aller richtig bear­nen zur Beantwortung der Psychologischen Fragen

Variable: Informationsquelle: Gesundheitszustand DEF, PF11-14, EOG: Eltern/Kind, VB Tageszeitliche Höhen und Tiefen EOG: Eltern/Kind Schlafgewohnheiten EOG: Eltern/Kind Interessen EOG: Eltern/Kind Wünsche, Ängste, Befürchtungen des Kindes PF11-14, EOG: Eltern/Kind Zukunftsvorstellungen des Kindes EOG: Eltern/Kind äußere Lernbedingungen DEF, PF11-14, EOG: Eltern/Kind, VB intellektuelleLeistungsfähigkeit DEF, PF11-14, Zeugnisse, Beurteilungen, Intelligenztest, VB, EOG: Eltern/Kind Arbeitsstil Beurteilungen, EOG: Eltern/Kind, VB Schwierigkeiten beim allgemein: DEF, Zeugnisse, Beurteilungen, EOG: Eltern/Kind, VB Rechnen, eventuell: Rechentest Lesen, eventuell: VB: Leseprobe Schreiben eventuell: Rechtschreibtest Konzentrationsfähigkeit DEF, Beurteilungen, VB, EOG: Eltern/Kind, Konzentrationstest entsprechend spezifischer Überlegungen, eventuell: FBL und FBS derHilfen bei Konzentrationsproblemen in den Klassen 5 bis 10,, Einstellung zu Lernen und Leistung bei wichtigen anderen DEF, EOG: Eltern/Kind Verpflichtungen DEF, EOG: Eltern/Kind Wünsche und Erwartungen der Eltern an das Kind DEF, PF11-14, EOG: Eltern/Kind persönliche Probleme des Kindes DEF, PF11-14, EOG: Eltern/Kind emotionale Belastbarkeit, DEF, PF11-14, EOG: Eltern/Kind, VB Umgang mit Belastungen

Anmerkungen. DEF= Diagnostischer Elternfragebogen, PF11-14= Problemfragebogen für 11- bis 14jährige, EOG= Entscheidungsorientiertes Gespräch, VB= Verhaltensbeobachtung.

Kind oder den Jugendlichen gut ken­nen.

Für die Beantwortung der Psychologi­schen Fragen ergeben sich Informatio­nen aus folgenden Arten von Informa­tionsquellen:(1) Gespräche,(2) Frage­bögen,(3) Tests,(4) Verhaltensbeob­achtungen,(5) Zeugnisse und Beurtei­lungen,(6) medizinische Befunde,(7) sonstige Unterlagen.

Psychologische Fragen und Informationsquellen

In einer Matrix notieren wir die Infor­mationsquellen, die wir für die Beant­wortung jeder Psychologischen Frage verwenden wollen. Eine solche Matrix

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hat den Vorteil, daß man systematisch plant und so weniger leicht eine rele­vante Informationsquelle vergißt. Aus Raumgründen kann hier nicht eine Matrix, sondern nur eine Tabelle vorge­stellt werden.

Bei der Auswahl von standardisierten Verfahren verwenden wir in der ent­scheidungsorientierten Diagnostik die von Westhoff und Kluck(1991, 69-85) zusammengestellten Kriterien. Daneben müssen wir uns bei Konzentrationstests überlegen, welche Aspekte der Konzen­trationsfähigkeit wir prüfen und welchen Typ von Konzentrationstest wir anwen­den wollen.

Das Tempo konzentrierten Arbeitens, operationalisiert über die Gesamtzahl aller bearbeiteten Aufgaben(GZ) oder

beiteten Aufgaben(GZ-F), läßt sich mit den meisten Konzentrationstests sehr zuverlässig und gültig messen. Der An­teil der Konzentrationsfehler(F%) beim konzentrierten Arbeiten läßt sich jedoch nur dann hinreichend zuverlässig mes­sen, wenn ein Konzentrationstest min­destens 20 Minuten dauert(Westhoff& Hagemeister 1992).

Sollte das Kind Schwierigkeiten mit dem Lesen haben, so ist zuerst zu prüfen, ob es mit Durchstreich-Konzentrationstests arbeiten kann. Einen Rechen-Konzen­trationstest werden wir nur dann einset­zen, wenn das Kind die dort vorkom­menden Rechenarten und-aufgaben si­cher beherrscht.

Besucht das Kind eine der Klassen 5 bis 10 und hat es schon in der Schule ge­meinsam mit einer Lehrperson versucht, die Konzentrationsprobleme systema­tisch anzugehen, so verwenden wir die Informationen aus demFragebogen für Lehrer(FBL) ebenso wie die aus dem Fragebogen für Schüler(FBS) aus den Hilfen bei Konzentrationsproblemen in den Klassen 5 bis 10 von Westhoff, Rütten& Borggrefe(1990).

Für die systematische Erfassung der Pro­bleme von 11- bis 14jährigen hat sich der Problemfragebogen von Westhoff, Geusen-Asenbaum, Leutner& Schmidt (1982) bewährt. Die Probleme von Kin­der werden hier erfragt und nach zwei Arten strukturiert:(1) im Fragebogen nach fünf psychosozialen Bereichen, nämlichÜber mich,Meine Familie, Ich und die anderen,Meine Schule, Allgemeines,(2) bei der Auswertung zusätzlich nach einer an Maslow orien­tierten Ordnung von Bedürfnissen:Be­dürfnis nach Sicherheit,Zugehörens­und Liebesbedürfnis,Wertschätzungs­bedürfnis,Bedürfnis nach Selbstver­wirklichung undBedürfnis nach Ver­stehen der Umwelt und Lebenssituation Mit Einschränkungen kann die Ziel­gruppe des Fragebogens auch auf 10­bis 16jährige erweitert werden.

Bei der Diagnostik von Konzentrations­problemen erhält man die meisten In­formationen aus den entscheidungs­orientierten Gesprächen mit dem Kind oder Jugendlichen selbst und mit seinen

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 4, 1993