rung von Strategien beim konzentrierten Arbeiten führt, ist eine bis heute nicht beantwortbare Frage. Für praktische Zwecke wäre die Antwort jedoch recht wichtig, denn je besser wir wissen, wie ein Interventionsansatz wirkt, und was er leisten kann, um so gezielter kann man ihn einsetzen. Um Kosten und Nutzen des Einsatzes von AT besser abschätzen zu können, wäre es weiter ein Gewinn, wenn man die Effektstärke von AT empirisch bestimmt hätte.
Therapie bei Störungen des konzentrierten Arbeitens
Das Ziel jeder Therapie ist die Beseitigung oder zumindest Reduzierung von Störungen, die als krankhaft oder krankheitswertig angesehen werden. Die Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstö
Karl Westhoff+ Diagnostik und Intervention bei Konzentrationsstörungen
Arbeitens mit Krankheitswert. Schlottke(1991) stellt die notwendige Verhaltens- und Problemanalyse bei Aufmerksamkeitsstörungen im Kindesalter dar. Darauf aufbauende verhaltenstherapeutische Interventionsprogramme beschreiben z.B. Lauth& Schlottke(1991). Für Störungen des konzentrierten Arbeitens mit Krankheitswert haben Kinze& Barchmann(1991) eine Therapie mit Psychopharmaka kombiniert mit verhaltenstherapeutischen Verfahren empirisch erfolgreich untersucht und beschrieben. Beide Ansätze setzen voraus, daß sie von einem als Verhaltenstherapeuten ausgebildeten Diplom-Psychologen durchgeführt werden, beim Ansatz von Kinze und Barchmann muß aus medizinischen und rechtlichen Gründen die Behandlung in Kooperation mit einem verhaltenstherapeutisch vorgebildeten Arzt erfolgen.
Abschließend können wir hier festhalten, daß die Bezeichnung Konzentrationsstörung im schulischen Alltag sehr oft verwendet wird für alle möglichen Verhaltensweisen von Kindern, die die Lehrenden stören. Will man solche „Konzentrationstörungen“ beseitigen, so muß man zunächst beschreiben, worin sie bestehen und unter welchen Bedingungen sie auftreten und unter welchen nicht. Erst dann läßt sich mit den betroffenen Kindern und ihren Eltern gemeinsam überlegen, was jede Seite tun kann und will, um diese Störungen zu verringern. Auf der Grundlage einer entscheidungsorientierten Diagnostik lassen sich dann die passenden Interventionsmaßnahmen auswählen. Dabei ist zu beachten, daß es kein Konzentrationstraining gibt, das bei allen„Konzentrationsstörungen“ hilft, und daß alle fälschlich eingesetzten Konzentrations
rung(American Psychiatric Association 1991) ist eine Störung des konzentrierten
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HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIX, Heft 4, 1993