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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Erich Kurth& Uwe Streibhardt

wicklung, Förderungsmöglichkeiten und ‚ergebnissen führen. Hierzu gibt es, bei allen Unterschieden, doch einen Grund­tenor der Autoren von Längsschnittstu­dien bei Lernbehinderten:

Während Wittmann 1965 noch eine Konstanz des IQ findet, so zeigte die Untersuchung von Eggert(1969) sowie von Basler(1972, 1973) bei Schülern der Schule für Lernbehinderte als auch bei aus äußeren Gründen nicht dort auf­genommenen Schülern Anstiege der IQ­Werte um 46 bzw. 10 Punkte, was u.a. zu dem Schluß führte, daß die überein­stimmend festgestellten Zuwächse wirklich vergleichbare Stichproben aller­dings vorausgesetzt nicht nur als Wir­kung der Sonderbeschulung aufzufassen wären.

Verbesserungen des geistigen Leistungs­niveaus ergaben sich auch bei den von Herbst und Rösler 1986 veröffentlich­ten Nachuntersuchungen bei klinischen Stichproben frühkindlich hirngeschädig­ter, lern- und geistigbehinderter sowie normal entwickelter Kinder im Erwach­senenalter, wobei die Lernbehinderten den größten Zuwachs im Intelligenz­niveau erzielten. Hinweise auf die Ent­wicklungspotenzen zumindest eines Teils der Schüler von Lernbehindertenschulen geben auch Erfolge einer Rückschulung in die Regelschule, über die von mehre­ren Autoren berichtet wird(siehe Am­mann 1984).

Stichprobe und Methoden

Unsere Analyse bezog einen kompletten Jahrgang Rostocker Hilfsschüler mit ein, die in der 2., 5., 8. Klasse der Hilfs­schule sowie im 2. Jahr der Berufshilfs­schule(BHS)! mit insgesamt 16 psycho­metrischen(bzw. motometrischen) Ver­fahren im Hinblick auf wesentliche Lei­stungs- und Verhaltensbereiche unter­sucht wurden.

Tabelle 1 gibt einen Stichprobenüber­blick, der auch die Vergrößerung in der 5. Klasse infolge der inzwischen erfolg­

! Ergebnisse der gegenwärtig noch nicht abge­

schlossenen Untersuchung von A. Schupp.

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Längsschnittstudie bei lernbehinderten Kindern

Tabelle 1: Stichproben mit IQ-Mittelwerten und Standardabweichungen(n2=+51)

. 42 68,1 10,4

3. 42 11,7. 12:4: 293-7860

8. 87 84,9 BHS 2. 83

Sonderschule

s M*=s

14,1 16,4 86,7 15,0 86,0 13,5

39 123,6 12,6 34 114,1 11,1

* HAWIE-Werte(Überhöhung gegenüber HAWIK berücksichtigen, siehe Text S. 110/111)

Tabelle 2: Methodeninventar

Psych. Merkmal Untersuchungsmethode

Intelligenz HAWIK?-/5-/S. HAWIE®*, BHS

(Niveau und Problemlösungen) Turm von Hanoi

Gedächtnis Bildkartenreihe(Meili)?/5­Zahlennachsprechen(HAWIK/HAWIE) alle

Wahrnehmung/ Zeichnerischer Reproduktionsversuch

Feinmotorik(Kugler)2-/5­

Verbosensomotorisches Differenzierungsprobe

Niveau(Breuer/Weuffen)? A/5.

Konzentration Differentieller Leistungstest-KG(Kleber)? 5.

Lernfähigkeit Raven-Kurzzeit-Lerntest(Frohriep)?*

Motorisches Entwicklungsniveau

Verhalten

Schulleistungsprobe

Sinnerfassungs-Lerntest(Risch)?- s Lernexperiment Figurenklassifikation(Pistorius)©

Rostock-Oseretzky-Skala ROS(Kurth)? /5­Tremometer®-, BHS

Fragebogen zur Erfassung enzephalopathietypischen Verhaltens(Meyer-Probst)2:/5­Bildserie zur Erfassung sozialen Verhaltens(Jülke)

Lesen, Rechnen? /5

(Hochgestellte Zahlen bzw. Buchstaben bezeichnen die jeweiligen Klassenstufen bzw. die Berufs­

hilfsschule[BHS])

ten Aufnahme weiterer Schüler erkennen läßt. Dadurch kann die Entwicklung dieser Schüler also erst später verfolgt werden. Ab der 8. Klasse gelang auch die Einbeziehung einer Kontrollgruppe von Schülern der allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule(Regelschu­le der früheren DDR, abgekürzt POS). Die Ausfallquote(Umzug aus Schul­ort, Heimaufnahmen außerhalb) beträgt insgesamt 14%.

Tabelle 2 läßt die verwendeten diagno­stischen Verfahren erkennen, deren Schwerpunkt im Leistungsbereich liegt. Wir bemühten uns, die Leistungsvoraus­setzungen in möglichst vielfältiger Weise zu erfassen, d.h. unter anderem unter

HEILPÄDAGOGISCHE

Einbeziehung auch der Verbosensomo­torik, der Konzentrationsfähigkeit, der Lernfähigkeit und der Körpermotorik, und schließlich nahmen wir Aufgaben auf, die es gestatten sollten, Einblicke in Problemlösungsverläufe zu erhalten. Aufgrund der jeweils begrenzten Alters­normbreite und sich verändernden Ent­wicklungsspezifik waren jedoch die mei­sten Verfahren nur über nicht mehr als jeweils zwei Altersstufen einsetzbar bis auf einen durchgängig anwendbaren Stan­dardintelligenztest(HAWIK/HAWIE), dessen Anwendung uns deshalb als un­verzichtbar erschien. Die Vergleichbarkeit der Werte konnte durch Paralleleinsatz der beiden Intelligenztests in der 8. Klas­

FORSCHUNG Band XVII, Heft 3, 1991