Emil Schmalohr*
Metakognitive Instruktionsgespräche bei Leseschwierigkeiten
Merkmal analyse
Leser-Kognitlonen
visuell- Syntaktischauditives Analyse- Segmen- verbales textliches Gedächtnis Synthese tlerung Dekodieren Verstehen
Textebene
Wortebene
Wortsegmente
Unterscheide visuelle Merkmale
visuelle Merkmale
Bilde Verbinde Buchstaben[|Buchstaben- Buchstaben einheiten u. Laute
Unterscheide Lautgebilde
Instruktionszellen
Lesestrategien als Selbstinstruktionen
sinnvolle
Wörter Verschmelze Erprobe Nutze Buchstaben Sprech- Sprechsilben u,Laut- silben bei Wortfindung
folgen
Abb, 1: Lese-Instruktions-Modell
sucht, die kognitive Informationsverarbeitung beim Lesen(u.a. LaBerge& Samuels 1974; Samuels& Kamil 1984) mit dem Instruktionsansatz einer Komponentenanalyse des Lesens(Schmalohr 1979) zu verbinden. In einer Matrix führen die Eingänge Leserkognitionen und Textniveau zu einem System von Instruktionszellen für Lesestrategien, die für die Zwecke der Lesegespräche als Selbstanleitungen formuliert worden sind(Abb. 1).
In das abgebildete Modellschema ist von den möglichen Instruktionszellen nur eine diagonal angeordnete Aneignungsfolge von Selbstanleitungen eingetragen, die den Hauptstrang für den Lernfortschritt andeutet. Die beiden Pfeile neben der diagonalen Instruktionsfolge weisen in den zwei Richtungen darauf hin, daß der Lernaufbau von Lesetrategien nicht allein in der Reihenfolge des „bottom-up‘“(von unten nach oben „synthetisch‘) oder des„top-down“ (von oben nach unten„analytisch“‘), sondern in einer dynamischen Interaktion beider Aneignungsrichtungen zustande kommt(vgl. Rumelhart 1977; Stanovich 1980).
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Die Annahme eines solchen Zusammenspiels trägt auch zum Verständnis von Leseschwierigkeiten und zur Planung der Intervention bei. Ein Defizit kann durch einen Ausfall oder durch eine Schwäche in der Aneignungsfolge, aber auch dadurch gekennzeichnet sein, daß die Aneignungsfolge nicht ausreichend durch die grundiegenden oder benachbarten Strategiemuster abgestützt ist. Dadurch gewinnen in dem Modell die Instruktionszellen neben dem Hauptstrang der Aneignungsfolge an Bedeutung, die zur Vervollständigung der Matrix aus den beiden Eingaben abgeleitet werden können. Das Defizit mit seinem Umfeld liefert Anhaltspunkte für eine Diagnose mit Hypothesen für die Intervention, in der mehr direkte und mehr ausgleichende Vorgehensweisen oder auch Umwege geplant werden können. Besondere Fragestellungen veranlassen eine gründlichere Ausleuchtung einer bestimmten Region der Matrix und führen neben den eingetragenen zu weiteren und verfeinerten Selbstanleitungen. Das Modell ist offen für Ergänzungen, die sich aus praktischen Erfahrungen sowie den Fortschritten in der
HEILPÄDAGOGISCHE
Strukturiere
Verstehe Wort- u, Textfolgen
Forschung und Theoriebildung ergeben, und erlaubt z.B. die Veranschaulichung von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstrategien, auf die hier nicht mehr eingegangen werden kann. Der Anregungsgehalt und die Flexibilität des Modells haben sich in den Fallstudien und Gruppenuntersuchungen des Projekts bewährt.
Fragestellungen
In den bisherigen Arbeiten zu den Lesegesprächen sind in der instruktionspsychologischen Fragestellung zwei Schwerpunkte zu unterscheiden, die zu den Fallstudien und den Gruppenuntersuchungen führen. Den Schwerpunkt in den Fallstudien, deren Anlage in der Konzeptplanung angesprochen wurde, bildet der präskriptive(vorschreibendplanende) Ansatz mit dem Ziel einer individuellen Diagnostik und einer anschließenden Intervention in Form von Selbstanleitungen zur Verbesserung der Leseleistungen. In den Fallstudien werden im Wechselspiel von Theorie und Praxis folgende Fragestellungen überprüft:
FORSCHUNG Band XVII, Heft 3, 1991