sachenzuschreibungen ergeben und die Form von Selbstanleitungen annehmen. Guidos Selbstanleitung„Mutig raten“ enthält für die Signierung ein Verhalten „raten“ und eine Qualifizierung des Verhaltens„mutig‘“. Weitere Klassifizierungen sind an Äußerungen zu den Inhalten(Textteilen) und zu den Strategien orientiert.
Bei der Bearbeitung der Ergebnisse: in der Gruppe der Sonderschüler entstand vor allem im Hinblick auf weiterführende vergleichende Gruppenuntersuchungen das Bedürfnis, das aufwendige inhaltsanalytische Auswertungsverfahren ökonomischer zu gestalten und eine statistische Überprüfung der Gewichtungen zu ermöglichen. Dabei war nach dem Vorbild von Cross und Paris(1988) an vergleichende Clusteranalysen der Gruppenergebnisse gedacht. Für den Vergleich zwischen der Stichprobe der Sonderschüler mit der zweiten Stichprobe der Grundschüler wurden„Fishers Exakte Tests‘ über jede der gemeinsamen Kategorien durchgeführt und dabei nach den Maßgaben von Harris(1984, S. 8) verfahren. Die Clusteranalysen nach der nicht parametrischen Cluster-Methode von Wong und Lane(vgl. Searle 1983, S. 29) beziehen sich auf die Verhältnisse innerhalb der beiden Lesergruppen und nicht auf einen Vergleich zwischen den Gruppen.
Die folgende Zusammenfassung der Ergebnisse beruht auf Inhalts- und Clusteranalysen in aufeinanderfolgenden Auswertungsgängen. An Hand der Inhaltsanalyse der Lesegespräche mit 23 Schülern und Schülerinnen einer Düsseldorfer Sonderschule durch 4 Auswerter, die gleichzeitig Gesprächsleiter waren, Wurde nach einer Zusammenfassung durch den Verfasser in einer weiteren Auswertung ein Kodierbuch erstellt. Die Inhaltsanalyse der Lesegespräche mit 76 Mädchen und Jungen einer Wuppertaler Grundschule durch eine Auswerterin, die gleichzeitig Gesprächsleiterin war, fand an Hand des Kodierbuchs in einer wiederholten Bewertung statt. Bei der Auswertung wurde jede in einem Gespräch genannte Strategie, Schwierigkeit usw. nur einmal gewertet. Antworten auf Suggestivfragen oder Wiederho
Emil Schmalohr*
Metakognitive Instruktionsgespräche bei Leseschwierigkeiten
lungen von Antworten der Gesprächsleiter fielen aus der Bewertung heraus.
Ergebnisse bei 23 jugendlichen Sonderschülern
Bei den 23 Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren, mit denen an einer Sonderschule für Lernbehinderte in Düsseldorf Lesegespräche geführt wurden, handelt es sich um die schwächsten Leser, die von den Lehrern der Schule benannt worden waren. Im Rahmen einer Lehrerfortbildung sollten Maßnahmen ergriffen werden, dem drohenden Analphabetentum bei diesen Jugendlichen vorzubeugen. Zu diesem Zweck erhielten die Schüler in einer Leseklinik an der Schule einen besonderen Förderunterricht, als dessen Ergänzung die Lesegespräche gedacht waren. Die Gespräche fanden während der normalen Unterrichtszeit in einem gesonderten Raum statt, wurden auf Band aufgenommen und im Anschluß an die Fallstudien an Hand der Tonbandnachschriften ausgewertet. Es folgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse(vgl. Schmalohr 1990).
Auf die 7. Leitfrage„Wie liest Du eigentlich“? nennen die Jugendlichen insgesamt 13 Strategiemuster, die sich in 5 Gruppen zusammenfassen lassen. Am häufigsten sind Äußerungen, die den Umgang mit den Buchstaben und das damit einhergehende schrittweise Lautieren betreffen. Im Zusammenhang mit den Anstrengungen des Dekodierens werden Verstehensprozesse nicht eigens erwähnt. Das ist erst in den an 2. Stelle rangierenden Strategien des„Anguckens“‘ und„Wiedererkennens von Wörtern“ der Fall, wobei gleichsam auf Anhieb gelesen wird. Bei der Benennung von Verstehensstrategien ist auf der anderen Seite nicht weiter vom Dekodieren die Rede. In einer 3. Gruppe von Antworten wie ‚lautes‘ oder„schnelles Lesen“ werden mehr übergreifende Strategiemuster angesprochen. In wenigen Fällen lautete die Antwort allgemein„Da ist ein Trick bei“, oder es blieb bei Antworten wie„Ich weiß nicht‘, wobei die Gesprächsleiter oft nicht weiter nachgefragt haben, so
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 3, 1991
daß hier bei entsprechender Gesprächsführung weitere Auskünfte wahrscheinlich sind.
Bei den Antworten zur 2. Leitfrage„Wo liegen die Schwierigkeiten?‘ ergeben sich 5 Klassen von Antworten. Neben den Schwierigkeiten mit dem Buchstabenlesen von Wörtern, vor allem solchen, die nicht bekannt sind, haben emotionale Schwierigkeiten wie„Angst vor dem Vorlesen‘ oder„Weil es so schwer ist‘“ ein großes Gewicht. In diesen Schwierigkeiten spielen neben den sozialen Bewertungen auch Selbstbewertungen eine Rolle, die im Zusammenhang mit den „Ich weiß nicht‘“-Antworten abgeklärt werden sollten.
Als Ursachen der Schwierigkeiten, die im 2. Teil der 2. Leitfrage ‚,...und woran liegt es Deiner Meinung nach?‘“ angesprochen werden, stehen— wie bei den Schwierigkeiten selbst— wieder die negativen Gefühle sehr stark im Mittelpunkt. Mehr als die soziale Situation werden in den Antwortklassen die eigene Motivation(„Keine Lust haben“ oder„Nervös sein“) und noch häufiger Könnensmängel hervorgehoben wie:„Schlecht sein“, „Nicht wissen, wie es geht‘,„Bloß raten zu müssen“. Wichtig wäre hier, die Gesprächsführung noch mehr auf die Unterscheidung von Motivations-(z.B. mangelndes Üben) und Fähigkeitsmängeln (z.B. ‚„Gelesenes nicht aussprechen zu können‘“ oder Sprachschwierigkeiten) als Ursachenannahmen bei den Lesern auszurichten.
Die 3. Leitfrage„Wie kannst Du Dein Lesen verbessern?‘ führt zu vier Antwortkategorien unter denen konkrete Hinweise auf den gezielten Einsatz bestimmter Lesestrategien an erster Stelle stehen wie:„Langsamer lesen‘‘,„Wörter merken*‘‘, ‚„Buchstabenlesen‘“. Nimmt man die allgemeiner gefaßten Vorschläge hinzu,„Mehr zu üben“ und„Sich selbst zu helfen‘, dann läßt das auf günstige Voraussetzungen für weitere Lernanstrengungen schließen. Oft wird aber auch Hilfe von außen erwartet wie„Nachhilfe durch den Lehrer“, oder es wird hilflos geklagt„Zu Hause ist keiner, der helfen kann‘‘. Hilfloses Annehmen von Unveränderlichkeit ist sicherlich am bedenklichsten, wenn nach Verbesserungsmög
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