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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Michael Brambring& Heinrich Tröster Das Spielverhalten blinder und sehender Kinder

blinden Kindern dargestellt werden. Auf die Beschreibung der Regel- oder Wett­kampfspiele wird verzichtet, da der Be­ginn dieser Spiele zwar ins Vorschulal­ter, die Hauptausprägung aber ins Schul­alter fällt.

brumm, brumm; Feuerwehrtatütata. Das Kind führt aber noch keine Spielsequenz durch. (Achtung: AbgrenzungSelbstbezogenes Symbolspiel)

ab 12. Lebensmonat

9 Selbstbezogenes Symbolspiel: Das Kind verwendet realistische Gegenstände(Alltagsge­genstände, Miniaturen), um eine Spielsequenz zu spielen, z.B. spieltTrinken mit Tasse,Autofahren mit Spiel­auto, usw.

z 10 Fremdbezogenes Symbolspiel: Das Kind spielt Handlungen mit realistischen Gegenstän­den(Alltagsgegenstände, Miniaturen), die auf andere Per­sonen bezogen werden. Die andere Person/Puppe kann . passiv sein, z.B. Kind füttert Mutter oder Puppe oder die andere Person/Puppe kann aktiv sein, z. B. Puppe deckt den Tisch

11 Symbolspiel mit Substituten: Das Kind verwendet Substitute, die in Form und Funk­tion immer weniger realistischen Gegenständen ähneln, z.B. Stock als Gewehr, Bauklotz als Auto, usw.

12 Mehraktiges Symbolspiel:

Das Kind spielt Handlungssequenzen, wobei 2 Formen unterscheidbar sind:

1) Das Kind spielt die gleiche Handlung bei sich und einer| anderen Person, z. B. Kind trinkt erst selber aus Tasse, dann| gibt es Puppe zu trinken ab 24. Lebensmonat 2) Das Kind spielt die Handlungskette nur mit anderen Personen/Substituten, z.B. Kind füttert zunächst die Pup­pe, um sie anschließend ins Bett zu bringen

13 Soziales Symbolspiel/Rollenspiel: Das Kind spielt familiäre, berufliche oder fiktive Rollen und Handlungen, die rein imaginär(ohne Verwendung von Gegenständen) sein können. Dabei werden zunächst per­sönliche Prototypen, z.B. Tätigkeiten der Mutter, im Rol­lenspiel verwendet; erst später werden Rollenspiele mit kollektiven Prototypen(z.B. Batman, Fee) durchgeführt

ab 13. Lebensmonat

Theoretische Ansätze zur Erklärung kindlichen Spiels

ab 15. Lebensmonat Vier verschiedene theoretische Ansätze

werden im Hinblick auf ihre Aussagen

über die Entstehung und die Funktio­

nen kindlichen Spiels beschrieben(Ru-| bin 1982). Die einzelnen Ansätze wer-| den zunächst allgemein vorgestellt und anschließend auf die Spielentwicklung von blinden Kindern bezogen.|

ab 24. Lebensmonat

ab 18. Lebensmonat

Kognitive Ansätze

ab 28. Lebensmonat

Die kognitiven Ansätze sehen die Be­deutung des Spiels im Erwerb oder in der Widerspiegelung kognitiver Prozesse (Piaget 1962; Vygotzky 1967; Bruner et al. 1976; Fein 1978). Diese Aneignung oder Reflektion beschränkt sich jedoch nicht nur auf kognitive Leistungen im engeren Sinne, sondern umfaßt auch perzeptuelle, motorische, amnestische und sprachliche Fähigkeiten.

Piaget(1962) sieht im Spiel eine ver­haltensmäßige Reflektion der kogniti­ven Strukturen, die das Kind im Laufe 5; seiner Entwicklung erwirbt. Die Klassi­

ab 30. Lebensmonat Regel-, Wettkampfspiele

14 Regel-, Wettkampfspiele: Das Kind ist in der Lage, im Spiel externe, formale Regeln zu beachten und einzuhalten, z.B. beimMensch-ärgere­Dich-nicht-Spiel oder beim Fußballspiel in Mannschaften ab 5S. Lebensjahr

Die Aufstellung in Tabelle 1 zeigt, daß die Grobklassifikation, die Piaget(1962) vorgeschlagen hat, stark ausdifferenziert worden ist. Diese Feindifferenzierung bringt aber die Schwierigkeit mit sich, daß die Abgrenzung zwischen den einzelnen Spielformen nicht immer leicht ist, da teilweise fließende Übergänge von einer Spielform zur anderen bestehen.

Die Altersangaben in der Taxonomie sind verschiedenen empirischen Arbei­ten entnommen worden. Diese Angaben schwanken in den einzelnen Untersu­chungen je nach Art der verwendeten Objekte und nach dem Durchführungs­modus in starkem Maße. Für die vorlie­gende Taxonomie wurde das Alter ange­

geben, zu dem aufgrund der meisten Un­tersuchungen mit dem Auftreten der ge­nannten Spielform bei normalentwickel­ten Kindern zu rechnen ist.

Die Altersangaben zeigen, daß eine Fein­differenzierung der kindlichen Spielfor­men mit dieser Taxonomie nur bis zum 3. Lebensjahr möglich ist. Durch die Hinzunahme von Spielformen des Allein­spiels, des parallelen, assoziativen und kooperativen Spiels mit Gleichaltrigen (Parten 1932; Rubin et al. 1976) lassen sich weitere Differenzierungen im 4. und 5. Lebensjahr erreichen.

In den folgenden Abschnitten wird das körperbezogene Spiel, die Funktions­und Symbolspiele bei sehenden und

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 3, 1991

fikation unterschiedlicher Spielformen ist bei Piaget(1962) eng an sein Modell der Intelligenzentwicklung angelehnt. Das Übungsspiel wird als Ausdruck sen­somotorischer, das Symbolspiel als Aus­druck präoperationaler und das Regel­spiel als Ausdruck konkret-operationa­ler Intelligenzleistungen angesehen.

Nach Piaget(1962) handelt es sich beim Spiel um einen assimilativen Prozeß, da im Spiel vom Kind Handlungsschemata eingeübt, reorganisiert und konsolidiert werden. Im Übungsspiel(synonyme Be­griffe: functional, practice, physical play) werden beispielsweise neuerworbene mo­torische Fertigkeiten durch immer wie­derholte Übungen in den verschieden­

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