Alfred Fries*
Einstellungen gegenüber körperbehinderten Menschen
— Ausgeprägte Beziehungen bestehen zwischen den Persönlichkeitsdimensionen des FPI: Geselligkeit, Gehemmtheit, Maskulinität und den einzelnen Subskalen des EBK.
Zusammenfassend kann gesagt werden:
— Personen, die ein größeres Kontaktbedürfnis und Kontaktstreben schildern, lebhafter, gesprächiger, unternehmungslustiger sind, fällt auch der Kontakt leichter. Diese Personen zeichnen auch ein positiveres Bild von der Persönlichkeit behinderter Menschen und stehen der sozialen Integration positiver gegenüber als Personen, bei denen die FPI-Dimension„Geselligkeit‘‘ weniger ausgeprägt ist(Einzelitems mit signifikanten Korrelationen: Items 24, 16, 33, 1,8).
— Personen mit höherer reaktiver Aggressivität und höherer Neigung zu autoritärkonformistischem Denken empfinden den Kontakt mit behinderten Menschen als problematischer als Personen mit geringerer Ausprägung dieser Persönlichkeitseigenschaften(FPI-Dimension 7; Einzelitem mit signifikanter Korrelation: Item 31).
— Höhere Schüchternheit, Ängstlichkeit, Verlegenheit, Entscheidungsunsicherheit, Kontaktunsicherheit(FPI 8: Gehemmtheit) korrespondiert mit höherem Kontaktunbehagen(Einzelitems mit signifikanten Korrelationen: Items 23, 25) und einer negativeren Bewertung der Persönlichkeit behinderter Menschen(Einzelitems mit signifikanten Korrelationen: Items 30, 39).
— Extrovertierte Personen bejahen mehr als introvertiertere Personen die soziale Integration behinderter Menschen.
— Personen, die sich mehr das Attribut des typisch„Männlichen‘ zuschreiben(höhere aktive körperliche Durchsetzung, höheres Selbstbewußtsein, eine mehr ausgeglichene Stimmungslage) haben weniger Probleme in der Situation des Kontaktes und lehnen die Segregation behinderter Menschen mehr ab als die Personen mit einer geringeren Ausprägung des Persönlichkeitsmerkmals ‚„„Maskulinität“ auf
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Tabelle 6: Interkorrelationen zwischen ausgewählten FPI-Dimensionen
Gehemmtheit Extraversion Maskulinität
Gelassenheit Dominanzstreben Geselligkeit TAU=.216 n.s. p<.001 Gelassenheit- n.S. Dominanz- a N streben
Gehemmtheit zz
Extraversion zZ—
TAU=-.372 TAU=.570 TAU=.249
p<.001 p<.001 p<.001
TAU=-.309 TAU=.302 TAU=.467
p<.001 p<.001 p<.001
n.S. n.S. n.S.
— TAU=.255 TAU=-.351 p<.001 p<.001
=- TAU=.267
p<.001
der FPI-Skala(Einzelitems mit signifikanten Korrelationen: Items 4, 14, 17, 22, 24, 31, 8). Da die Bezeichnung„Maskulinität‘“ nach unserer Ansicht zu mißverständlicher Annahme führen könnte, soll zusätzlich angeführt werden, was niedrige Testwerte auf dieser Skala bedeuten sollen: „Pb. schildert Zurückhaltung, schüchtern, u.U. gehemmt; niedergedrückte Stimmung, leicht enttäuscht oder verzagt; wenig Zuversicht oder Selbstvertrauen; körperliche Beschwerden und psychosomatische Allgemeinstörungen; körperliche Unruhe usw.“(Handbuch des FPI, S. 50).
Zur Frage des Einflusses von Persönlichkeitsdimensionen auf das Einstellungsverhalten kann nun festgehalten werden: Es bestehen— auf unterschiedlichem Signifikanzniveau— zwar gesicherte Beziehungen zwischen bestimmten Persönlichkeitsdimensionen im FPI-Fragebogen und bestimmten Dimensionen im EBK-Test, allerdings durchgängig in einem niedrigen Zusammenhang.
Diese Tatsache drückt sich auch in den Ergebnissen der gerechneten Multiplen Regressionsanalyse aus, bei der die Faktoren: Alter, Geschlecht und Persönlichkeitsdimensionen als Prediktoren für die drei Dimensionen(Kriterien) des EBKTests miteinbezogen wurden.
Folgende Persönlichkeitsdimensionen erwiesen sich als signifikante bzw. mitsignifikante Prediktoren:
— Die Persönlichkeitsdimension„Geselligkeit‘“ für die Dimension I des EBK: Kontaktunbehagen(p<.049) und die Dimension II des EBK: Soziale Integration(p<.042). Als weiterer signifikanter Prediktor für die Dimension I kommt der Faktor Geschlecht hinzu, und zwar mit einem Signifikanzniveau von p<.003.
— Die Persönlichkeitsdimension ‚,Gehemmtheit“ für die Dimension I des EBK: Kontaktunbehagen(p<.002) und für die Dimension III des EBK: Soziale Integration(p<.028). Auch hier erwies sich der Faktor Geschlecht als weiterer signifikanter Prediktor für die Dimension I des EBK mit einem Signifikanzniveau von p<.32.
— Die Persönlichkeitsdimension„„Extraversion‘ für die Dimension III des EBK: Soziale Integration(p<.024), bei einem weiteren gleichzeitigen signifikanten Prediktor des Faktors Geschlecht mit einem Signifikanzniveau von p<.03.
— Die Persönlichkeitsdimension ‚Maskulinität‘‘ für die Dimension I des EBK(p<.027), und die Dimension III des EBK(p<.001). Auch hier erwies sich der Faktor Geschlecht als weiterer signifikanter Prediktor für die Dimension I des EBK mit einem Signifikanzniveau von p<.004.
Interessant sind in diesem Zusammen
hang auch die rein rechnerischen Zu
sammenhänge zwischen den FPI-Dimensionen untereinander, auf denen signifikante Korrelationen zu Skalen des EBK
Tests gefunden wurden(vgl. Tabelle 6).
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVII, Heft 3, 1991