Holger Probst& Beate Gleim
- Versorgung schwergeistig- und mehrfachbehinderter Erwachsener
Tabelle 3: Paarvergleich 1989(It. Heidelberger Kompetenz-Inventar) gleich kompetenter Klienten hinsichtlich ihres Grades der Behinderung nach Krankenakten vor 1980.
Spalte 1 2 3 4 S +/=— chi? Phi p heil
alle Experten(Ges.) 19 100 107,6*** 0,68 20-80 Experte 1 4 13 1,8* 0,53 25-75 Experte 2 3 14 11,8*** 0,65 20-80 Experte 3 3 14 11,8***.... 0,65 20—80 Experte 4 3 14 16,9*** 20,76 15-85 Experte 5 1 16 23,1*** 20,89 10-90 Experte 6 1 16 23,1*** 0,80‘15-85 Experte 7 S 12 4,2* 0,41 30—70
Spalte 2: Häufigkeiten, mit denen die Experten den Paarling aus dem Heilpädagogischen Heim als damals besser oder gleich(+/=) bzw. schlechter(-) als den Psychiatriepaarling beurteilen.
Spalte 4: Kontingenzkoeffizient der Vierfeldermatrix.
Spalte S:„Heilungschance*‘(s. Fricke& Treinies 1985, S. 64)
Tabelle 4: Paarvergleich 1989(It. Straßmeier-Skalen) besser entwickelter Bewohner eines Heilpädagogischen Heimes mit heute retardierteren, intern ranggleichen Paarlingen eines Psychiatrischen Krankenhauses nach Krankenakten vor 1980.
Spalte 1 2 3 4 3
+=/- chi? Phi p heil alle Experten(Ges.) 16 159 230,444* 0,82 10—90 Experte 1 2 23 32:,0**#*“""10.84 10—90 Experte 2 1 24 38,744* 04 0,92 5-95 Experte 3 2 23 32,0***. 0,84 10-90 Experte 4 4 21 20,5*#** 0,68 20—80 Experte 5 1 24 38,14#; 900,92 5-95 Experte 6 6 19 11,5***: 0522575 Experte 7 0 28 46,1*** 1,0 0—-100
Spalte 2: Häufigkeiten, mit denen die Experten den Paarling aus dem Heilpädagogischen Heim als damals besser(+) bzw. als gleich oder schlechter(=/-) als den Psychiatriepaarling beurteilen. Spalte 4: Kontingenzkoeffizient der Vierfeldermatrix.
nen Vergleich des Schweregrades der Behinderung vorzunehmen“ und jeweils zu entscheiden,„welcher der beiden Paarlinge leichter/schwerer behindert ist, oder ob sie annähernd gleichen Entwicklungsstand haben“. Der Beurteiler möge versuchen,„sich ein Gesamtbild zu machen und dabei neben den geistig-kognitiven Fähigkeiten auch die auffälligen Verhaltensweisen zu beachten“.
Für diese 42 Paarvergleiche gewannen wir sieben Fachleute aus der behindertenpädagogischen Praxis und Wissenschaft. Unser herzlicher Dank gilt Prof. Dr. Christoph Anstötz, Dipl. Päd. Renate Icke, Prof. Dr. Georg Feuser, Prof. KarlLudwig Holtz, Dipl. Päd. Ulrich Niehoff, SoR Helmut Schmidt, Dipl. Psych. Arne Schürer.
Fünfter Schritt: Auswertung der Paarvergleiche
Wir sortieren die Vergleichsurteile über die heute gleichen und die heute unterschiedlichen Patienten auseinander und zählen, wie oft die Herkunft der Paarlinge — Herborn oder Langenfeld— mit der Einschätzung„nach dem damaligen Status überlegen/ebenbürtig‘“ einhergeht. Dies führt zu zwei Vierfeldertafeln je Beurteiler, deren kontingente Häufigkeiten mittels Chi-Quadrat und mittels PhiKoeffizient ermessen werden(siehe Tab. 3 und 4).
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Spalte 5:„„Heilungschance“(s. Fricke& Treinies 1985, S. 64)
Ergebnisse
In Ihrer Gesamtheit beurteilen die sieben Experten den damaligen Status(vor 1980) der Herborner Psychiatriepatienten als besser als denjenigen ihrer heute gleich tüchtigen Paarlinge aus dem Langenfelder Heilpädagogischen Heim; zwischen den gegenwärtig(1989) am stärksten behinderten Psychiatriepatienten und den relativ schwächsten Bewohnern des Heilpädagogischen Heimes(zwischen denen heute ein bis zwei Entwicklungsjahr Differenz bestehen) können die Experten anhand der damaligen Krankengeschichten keinen Unterschied im Behinderungsgrad feststellen; sie finden sogar z.T., daß die heute„besseren‘“ Langenfelder Heimbewohner damals noch höhergradig behindert waren als die Psychiatriepatienten. Die Aufführung der einzelnen Expertenurteile in Tabelle 3 und 4 besagt, daß jeder von ihnen mit einem gleichsinnigen und signifikanten Urteil zu diesem Gesamtbefund beiträgt. Die entsprechenden Vierfeldermatrizen haben eine Zufallswahrscheinlichkeit von unter 1%, in der Mehrzahl der Fälle von 0,1%(siehe Tab. 3 und 4, Spalte 3) und führen zu substantiellen Kontingenzkoeffizienten Phi(Spalte 4). Als Effektstärke formuliert(Fricke& Treinies 1985, 64), könnte man z.B. sagen, die Chance, eine positive Persönlichkeitsveränderung attestiert zu bekommen(„Heilungs
chance“), steigt mit dem Wechsel vom psychiatrischen Krankenhaus zu einer heilpädagogischen Einrichtung von 10% auf 90%(siehe Tab. 3 und 4, Spalte 5). Zur Hlustration des soweit stark formalisierten Ergebnisses erfolge ein Blick auf den Inhalt der Fortschritte, die die Bewohner des Heilpädagogischen Heimes innerhalb von 10 Jahren ihren weiterhin psychiatrisierten Mit-Klienten davon ziehen ließen.
In der Selbstversorgung erreichen die 25 schwächsten Bewohner des Heimes ein durchschnittliches Entwicklungsalter von 4;1 Jahren(49 Monaten) gegenüber 22 Jahren(26 Monaten) für die Psychiatriepatienten. Die heilpädagogisch Versorgten verfügen heute über Kompetenzen wie selbständig mit Gabel essen, Toilettengang, selbständiges An- und Auskleiden, hinsichtlich derer ihre analogen- Psychiatriepaarlinge heute noch pflegeabhängig sind.
Im Bereich Denken und Wahrnehmung erreichen die relativ schwächsten Langenfelder Heimbewohner ein mittleres Entwicklungsalter von 2;2 Jahren(26 Monaten) gegenüber 0;9 Jahren bei den Psychiatriepatienten. Die gewonnenen Kompetenzen betreffen z.B. Kenntnis der Farben, Bearbeiten von Puzzles, das Erkennen und Benennen abgebildeter Gegenstände.
Den Persönlichkeitsbereich mit dem relativ geringsten Gewinn bilden sprach
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVI, Heft 4, 1990