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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Das mitarbeiterzentrierte Fallgespräch

Die Beratung von pädagogischen Mitarbeitern in Einrichtungen für Geistigbehinderte

Von Klaus Esser

Das mitarbeiterzentrierte Fallgespräch(mFG) bietet ein pragmatisches Konzept für die Beratung pädago­gischer Mitarbeiter in Einrichtungen für geistig Be­hinderte. Die vielschichtigen Verbindungen persön­licher und fachlicher Fragestellungen der Mitarbeiter und die zum Teil extrem unterschiedlichen Ausbil­dungsvoraussetzungen begründen den Bedarf einer speziellen Beratungsform.

Im mFG wird der persönliche und der fachlich-infor­mative Beratungsbedarf nicht getrennt. Auf dem Hintergrund eines Falles aus der konkreten Arbeits­situation werden Daten und Informationen zum Fall, fachliche Kenntnisse und Maßnahmen sowie die Beziehungen und Haltungen der Mitarbeiter zu dem entsprechenden Betreuten/Klienten in das Gespräch einbezogen.

Ziel des mGF ist die Erweiterung der persönlichen und fachlichen Kompetenz des Mitarbeiters, daher ist die Beratungssituation mitarbeiterzentriert. Ziele und Methoden dieser Beratungsform werden darge­stellt und Rahmenbedingungen beschrieben. Die Bedeutung der inhaltlichen Struktur eines mFG wird hervorgehoben und die Wirkungsweise anhand eines Fallbeispiels dargestellt. Es wird ein Vergleich zu be­stehenden Beratungsformen gezogen und eine Ver­bindung anthropologischer Aspekte mit der Praxis der Behindertenarbeit hergestellt.

The conception of a staff-member-centered case consultation(ccc) implies a practical setting for the employee-counselling-service. This is to be essential because of the numerous connections between per­sonal and job-oriented problems of educational staff with extremely different professional backgrounds, Each individual case offers facts and information regarding concrete conditions. Both professional knowledge and corrective measures can be discussed as well as the employees personal attitude toward the client. We certainly want to improve the co-workers personal and professional competence. That is why the counselling is staff-member-centered. The article out­lines the aimes and methods of this type of coun­selling and analyses the particular context. Emphasis is placed upon the general structure of the ccc and the author makes an attempt to evaluate its posti­tive effects in a concrete case. The ccc is then com­pared to various, already existing forms of coun­selling. Finally, the author tries to establish a connection between anthropologival aspects and the work with mentally handicapped people under present circumstances.

In dem folgenden Konzept soll eine Be­ratungsform dargestellt werden, die ei­nenFall zum Anlaß nimmt, um so­wohl die beruflich-fachliche als auch die persönliche Kompetenz der Mitarbeiter zu erweitern. Unter den Begriff ‚‚päd­agogische Mitarbeiter fallen alle Per­sonen, die durch ihre berufliche Tätig­

keit in ständigem direkten Kontakt zu dem Behinderten stehen, um den es ge­hen soll, unabhängig von der zugrunde­liegenden Ausbildung.

Gegenstand der Heilpädagogik ist nicht die Behinderung(die Störung, der De­fekt) als solche und auch nicht nur das behinderte Kind, sondern beeinträchtigte

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVI, Heft 4, 1990

Erziehungsverhältnisse(...). Störungen und Beeinträchtigungen eines Erzie­hungsverhältnisses ergeben sich je zwi­schen Erzieher und Zögling egal, wo die primäre Ursache liegt.(E.E. Kobi, 1980, S. 61).

Diesem Grundgedanken folgend, soll das mitarbeiterzentrierte Fallgespräch(mFG)

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