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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Klaus Sarimski& Peter K. Warndorf- Verhaltensdisposition geistigbehinderter Kinder

Tab. 2: Korrelationen ‚zwischen Entwicklungswerten, Temperamentsmerkmalen und der sub­jektiv erlebten Belastung der Eltern im QRS(*= p<.05;**=p<.01;***= p<.001)

TTQ 1.16.10-.05 TTQ2-.19-.10.16 TTQ 3 55HSTE LOG TTQ 4-.28-.20.20 TTQ5S-.25.08.31* TTQ 6-.34*-.22 ‚06 TTQ 7-.11.41**,31* TTQ 8 m29*-.08 21 TTQ 9 ‚06 ‚05 ‚05 LA--_ ­MA-=--.01

EQ

FIV Stress

23 ‚13-.03-.38*.06 .14-.21 ‚00-.02 ‚00 .08.03 ‚32*ATt*30* .12.20+42.00.22 -.29*-.13-.44**-.21-.42** .07 2133*-.14.19 ‚03 ‚36*;39**32*37* -,36*=, 35*-.37* ‚09-.43** .01.04.10-.09 ‚03 12 42-.06-.37*-.02 -.18-.28 TU a 36 -.19-.36*-.25=.37*-.43**

Tab. 3: Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse mit der aggre­gierten VariablenStress als Kriteriumsvariable und Entwicklungs­

und Temperamentsmerkmalen BETA Regressions­Strukturkoeff. 1101 227 ‚08 TTQ2-.025 ‚00 TTQ 3 ‚214 A1 TTQ 4 ‚08430 TTQ5S-.258-.57 TTQ 6-.101.26 TTQ 7 ‚123.50 TTQ 8-.409-.58 TIQ9.241 ‚04 ALTER-.530-.03 ENTW ALTER327-.49 EQ-.602-.54

Multiples R=.74 . R?= 55(F=.05)

Die mütterlichen Beurteilungen der Tem­peramentsmerkmale ihrer Kinder vertei­len sich ganz ähnlich wie die Beurteilun­gen, die nicht-behinderte Kinder glei­chen Entwicklungsniveaus von ihren Müttern erhalten. Alle Mittelwerte, die in dieser Stichprobe ermittelt wurden, liegen nahe bei denen, die für gesunde Kinder angegeben sind. Die einzige Aus­nahme bildet die SkalaAusdauer. Die geistigbehinderten Kinder werden im Durchschnitt als wesentlich weniger aus­dauernd bei Tätigkeiten geschildert; der Mittelwert in dieser Stichprobe liegt um mehr als eine Standardabweichung ober­halb des Wertes der Normalpopulation. Die Tabelle 2 zeigt die Korrelationen zwischen den Entwicklungsdaten der Kinder, ihren Temperamentsmerkmalen und den von den Müttern erlebten Bela­stungen im Alltag.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG

Hinsichtlich der individuellen Verhal­tensdispositionen finden sich nur wenige Korrelationen zu den Entwicklungsmerk­malen der Kinder(Lebensalter, Entwick­lungsquotient). Ältere Kinder werden als bereiter zur Annäherung an neue Reize, positiver in ihrer Grundstimmung und weniger ablenkbar geschildert. Kinder mit höherem Entwicklungsniveau wer­den ebenfalls als bereiter zur Annäherung an Reize erlebt, außerdem als ausdauern­der. Kinder mit stärkerem Behinde­rungsgrad(d.h. niedrigerem EQ) werden als schwächer auf Reizangebote reagie­rend beurteilt und als weniger aus­dauernd.

Für den Grad der familiären Belastung, der Ausprägung einer pessimistischen Grundeinstellung und dem Ausmaß von Verhaltensauffälligkeiten der Kinder er­geben sich keine signifikanten Korrela­

Band XVI, Heft 4, 1990

tionen zum Lebens- oder Entwicklungs­alter der Kinder. Je stärker die geistige Behinderung ausgeprägt ist, desto pessi­mistischer beurteilten die Eltern die Zukunftsperspektiven. Die körperlichen Fähigkeiten und die Selbständigkeit der Kinder werden als niedriger eingeschätzt, je jünger die Kinder sind und je niedri­ger ihr Entwicklungsalter oder-quotient ist. Die Gesamtbelastung wird als stärker empfunden, je niedriger der Entwick­lungsstand und je stärker die Behinde­rung ist.

Eine ganze Reihe signifikanter Zusam­menhänge finden sich zwischen den in­dividuellen Verhaltensdispositionen der Kinder und der subjektiv erlebten Bela­stung der Mütter. Sie beziehen sich vor allem auf die Merkmale Ausdauer, In­tensität von Reaktionen und Ablenk­barkeit. Eine nähere Inspektion der Items, die der SkalaAblenkbarkeit zugeordnet sind, zeigt allerdings, daß diese Beobachtungen auch als Indiz für die Empfänglichkeit für Reizangebote interpretiert werden können; höhere Ablenkbarkeit ist somit nicht unbedingt als negatives Merkmal, sondern als posi­tives Zeichen einer größeren Beachtung dessen, was um das Kind herum ge­schieht, zu werten.

Die familiären Probleme,sind größer, wenn die Kinder weniger empfänglich für Angebote sind und nur schwach auf Reizangebote reagieren. Die pessemisti­sche Zukunftseinstellung findet sich gleichfalls deutlicher ausgeprägt bei weniger ausdauernden Kindern und sol­chen, die schwerer mit Reizen zu errei­chen sind.

Stärkere Verhaltensauffälligkeiten wer­den geschildert, je schwerer die Kinder durch Reizangebote zu erreichen sind und je weniger ausdauernd sie sind. Größere körperliche Fähigkeiten und Selbständigkeit gehen einher mit höherer Aktivität der Kinder, größerer Bereit­schaft, auf neue Situationen zuzugehen und größerer Ausdauer. Die allgemein erlebte Belastung korreliert wiederum mit der Annäherungsbereitschaft, der Intensität der Reaktion, der Ablenk­barkeit und Ausdauer der Kinder.

Die Regressionsanalyse(Tab. 3) zeigt, daß die individuellen Verhaltensdispo­

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