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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Erwin Breitenbach& Christine Plahl- Veränderungen im Störungsbild sprachbehinderter Vorschulkinder

Prozent 0

50 40

30

1986-1989

1980-1983

1 2

3 4 und mehr

Abb. 4: Gleichzeitiges Auftreten verschiedener Sprach- und Sprechauffälligkeiten (1= nur eine Auffälligkeit, 2= zwei Auffälligkeiten gleichzeitig, 3= drei Auffälligkeiten gleich­zeitig, 4= vier und mehr Auffälligkeiten gleichzeitig)

Tab. 1: Auffälligkeiten in der Anamnese(Angaben in Prozent)

Seh- u. Hörprobleme Verhaltensauffälligkeiten

der registriert(Abb. 4). In den Jahren 19861989 verringert sich die Zahl bei drei gleichzeitig auftretenden Störungen um 14 auf 30 Prozent und steigt bei vier und mehr Sprach- und Sprechauffällig­keiten um 16 auf 46 Prozent. Diese Ver­änderungen sind ebenfalls statistisch sig­nifikant(p< 0.5; Fisher-Pitman-Test).

Auffälligkeiten in der Anamnese

In den Akten der Kinder,die von 1986 bis 1989 aus der SVE entlassen wurden, finden sich 16 Prozent mehr Kinder mit Seh- und Hörproblemen und fast 5 Pro­zent mehr mit Verhaltensauffälligkeiten. Unter die Kategorie Seh- und Hörpro­bleme fielen Fehlsichtigkeit, Schielen, erhöhte Blendempfindlichkeit, Farb­blindheit, verschiedengradige Schallei­

1980 1983 1986 1989 N=173 N= 380 14 30 4 8

tungsschwerhörigkeit, häufige Probleme im Bereich der oberen Luftwege, Pau­kendrainagen. Als Verhaltensauffällig­keiten wurden Einkoten und Einnässen, verstärkte Aggressivität, Kontaktscheu, und vermehrtes Trotzverhalten registriert (Tab. 1).

Neurologische Auffälligkeiten

Bei den neurologischen Auffälligkeiten ließen sich keine Unterschiede zwischen den beiden analysierten Gruppen fest­stellen. Auffallend war jedoch, daß die Mediziner im Zeitraum 19861989 bei 7 Prozent der Kinder Bewegungsstörun­gen diagnostizierten. In den Jahren 1980 bis 1983 tauchte diese Diagnose kein einziges Mal auf.

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XVI, Heft 4, 1990

Auffälligkeiten in Wahrnehmung, Motorik und intellektueller Leistungsfähigkeit

Sowohl in allen Bereichen der visuellen und auditiven Wahrnehmung als auch in der Motorik sind im Zeitraum von 1986 bis 1989 wesentlich mehr auffällige Kin­der als in den Jahren 1980 bis 1983 re­gistriert worden(Abb. 5).

Betrachtet man nun die einzelnen Teil­bereiche genauer, so ergibt sich folgen­des Bild:

Im Bereich der visuellen Wahrnehmung zeigt sich ein deutlicher Anstieg in den Jahren 1986 bis 1989 um 38 Prozent bei der Visuomotorik. In den anderen Teilbereichen schwanken die Zunahmen zwischen 5(Räumliche Beziehung) und 13 Prozent(Figur-Grundwahrnehmung). Extreme Zuwachsraten finden sich auch bei der Lautdiskrimination mit 19 Pro­zent sowie bei Fein- und Grobmotorik, beide mit rund 40 Prozent. Diese Grup­penunterschiede sind statistisch signifi­kant(p< 0.01; U-Test von Mann-Whit­ney). Sowohl in der autitiven und visu­ellen Wahrnehmung als auch im Bereich der Motorik nimmt das gleichzeitige Auf­treten von zwei und mehr Auffälligkei­ten überproportional zu.

Eine nicht altersgemäße kognitive Lei­stungsfähigkeit ist von 1980 bis 1983 bei 23 Prozent der SVE-Kinder zu fin­den. Bei 29 Prozent der SVE-Kinder ist dies in den Jahren von 1986 bis 1989 der Fall. Hier wäre somit ein leichter Anstieg von knapp 6 Prozent zu ver­zeichnen.

Eine deutliche Zunahme der Komplexi­tät ist bei den Entwicklungsverzögerun­gen insgesamt festzustellen. Während immer weniger Kinder Auffälligkeiten in nur einem Wahrnehmungsbereich, nur bei der Motorik oder nur im Bereich der intellektuellen Leistungsfähigkeit auf­weisen, ist das gleichzeitige Vorhanden­sein von Auffälligkeiten in verschiede­nen Bereichen immer häufiger anzutref­fen. Bei der statistischen Überprüfung dieser Gruppenunterschiede wurde die Signifikanzgrenze(p< 0.5; U-Test von Mann-Whitney) nur knapp überschritten (Abb. 6).

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