Buchbesprechungen
Fritze, Jürgen: Einführung in die biologische Psychiatrie. Mit einem Beitrag von Mario H. Lanczik. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart und New York, 1989. VI/219 Seiten mit 24 Abbildungen und 15 Tabellen. kt. DM 68,—.
Das vorliegende Buch ist in 5 Kapitel gegliedert. Im 1. Kapitel„Zur geschichtlichen Entwicklung der biologischen Psychiatrie‘ wird zwischen dem„neurologisch-anatomisch-lokalistischen‘‘ und dem„neuropathobiochemischen‘‘ Denken in der Psychiatrie unterschieden. Diese Unterscheidung fußt auf der grundsätzlichen Einteilung der Geisteskrankheiten durch den Arzt und Chemiker Stahl(1660—1734)— und der Entwicklung von zwei Denkschulen: die der„Psychiker‘‘ und die der„Somatiker‘. Beide Schulen beherrschen auch heute noch weitgehend den wissenschaftlichen Disput, wobei die Forschungsschwerpunkte durch die Lehre von den psychotropen Drogen und Medikamenten ergänzt werden.— Zu den beiden Denkschulen wird(historisch) die Problem- und Forschungsarbeit aufgezeigt und mit einem Literaturverzeichnis abgeschlossen.
Das 2. Kapitel„Standortbestimmung‘‘ zeigt„das diagnostische Dilemma: Diagnose-Klassifikaiton‘ auf. Die Verbindung von Biologie(u.a. Neurobiochemie und Psychopharmakologie) und Psychiatrie zu„biologischer Psychiatrie‘‘ bedeutet(vor dem Hintergrund der Konflikte zwischen ‚„„Psychikern‘‘ und„Somatikern‘‘): Psychiatrie= Seelenheilkunde, Medizin der Psyche= Diagnose und Therapie psychischer Krankheiten.
Das 3. Kapitel ‚Methoden‘‘ spricht über„Humangenetische Forschungsstrategien‘‘ und„Pathophysiologisch orientierte Forschungsstrategien“‘.
Im 4. Kapitel„Physiologie‘‘ werden die Regulationsprinzipien der Impulsübertragung unter Berücksichtigung hirnlokalisatorischer und chronobiologischer Faktoren dargestellt.
Das(umfangreiche) 5. Kapitel„Pathophysiologie‘‘ handelt von: Entstehung der
HEILPÄ DAGOGISCHE FORSCHUNG
Hypothesen zur Ätiopathogenese, Intoxikationspsychosen, symptomatischen Psychosen, Substanzabhängigkeiten, Angst- und Zwangskrankheiten, schizophrenen und affektiven Psychosen sowie den Demenzen. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis (Sammelwerke und Einzelbeiträge) mit über 800 Referenzen vervollständigt den Band, Zusammenfassend: Die„biologische Psychiatrie‘‘ befaßt sich also speziell mit psychiatrischen Krankheiten, für die bislang keine körperlichen Ursachen nachweisbar sind, und gibt eine Übersicht über alle biologischen Strategien.— Alle Lehrenden und Lernenden der Heilpädagogik sowie alle Sonderschulpädagogen können mit diesem Buch ihr Basiswissen erweitern.
Prof. Dr. Richard Müller, Glinde
Gerber, G.; Kappus, H.; Reinelt, T. (Hrsg.): Universitäre Sonder- und Heilpädagogik. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Eine Darstellung der Institutionen. 1987, Ernst Reinhardt Verlag, München/Basel. 178 S.
Das Buch ist M. Heitger zu seinem 60sten Geburtstag als Festschrift gewidmet. Es enthält 27 Beiträge verschiedener Autoren(die im Anhang kurz vorgestellt werden) zu universitären Studienstätten in deutschsprachigen Ländern. Die Beiträge geben, wie im Untertitel angekündigt, Darstellungen zur jeweiligen Geschichte, cinen Kurzüberblick über den aktuellen Stand vor allem in Forschung, Lehre, Organisation sowie einige Anmerkungen über die Zukunftsperspektiven der Institutionen. Eine Reihe von Beiträgen enthält Hinweise auf relevante Fachliteratur... Das Namensverzeichnis am Ende des Buches kann eine nützliche Informationsquelle sein. Lesern, die sich über
Band XV, Heft 3, 1989
Buchbesprechungen
die eine oder andere Einrichtung einen knappen Überblick verschaffen möchten oder auch an einer Gesamtübersicht derzeitiger universitärer Sonder- und Heilpädagogik interessiert sind, kann das Büchlein zum Nachschlagen empfohlen werden.
Prof. Dr. Ch. Anstötz, Dortmund
Petermann, Franz(Hrsg.): Verhaltensgestörtenpädagogik. Neue Ansätze und ihre Erfolge. 1987, Edition Marhold im Wissenschaftsverlag Volker Spiess, Berlin. 167 Seiten. DM 36,—
In zweifacher Hinsicht ist der Titel des Buches m.E. irreführend und daher falsch gewählt: 1. Im wesentlichen enthält das Buch therapeutische Beiträge zum Aggressionsabbau(7 Beiträge), daneben werden noch 2 Ansätze zum Abbau sozialer Unsicherheit vorgestellt. Verhaltensstörungen in ihrer möglichen Vielfalt werden hier extrem reduziert betrachtet.
2. Pädagogik für oder gar Unterricht mit Verhaltensgestörten(hier: Aggressionen) wird in den Beiträgen bestenfalls am Rande erörtert; im wesentlichen werden(auch außerschulische) einzel
oder gruppentherapeutische Ansätze präsentiert. Im einzelnen die Beiträge: Während
Franz Petermann neue Zugänge zur Verhaltensdiagnostik von Aggressiven beschreibt, stellt Junglas für aggressive Kinder und Jugendliche aus der Psychiatrie systematische Verhaltenstrainings vor.— Eine aktuelle Forschungsübersicht von Heckerens zeigt, daß Aggressionen häufig im familiären Umfeld entstehen und von daher eine familientherapeutische Arbeit begründet werden kann. Vorschläge zur Veränderung des familiären Umfeldes macht Drescher.— Besonders informativ ist eine gut zusammengefaßte Literaturübersicht von Eisert über sozial
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