Karl Josef Klauer+ Der Progressive-Matrices-Test(1964)
Tabelle 5: Prozentuale Verteilung der Intelligenzgrade Volksschulkinder; beim Verbal-IQ sind
Intelligenzgrade es sogar nur etwa 5% der Volksschul
| I u Hl IV V Gesamt kinder. Abgesehen davon, daß sich die PR-Bereich 100-96 95-76 75-26 25 5-0 Zahlen von Priester vielleicht nicht ganz
ideal 5 20 50 20 5 100% bestätigen lassen, differenziert der Ha
„Dumfries“ wik, und insbesondere der Verbalteil ver
N 9 N 8 7 OS 008 mutlich doch erheblich besser zwischen
y Volks- und Hilfsschulkindern als dies
J A a ns ms 00% der PMT vermag. Hilfsschulkinder sind | HS z 5 25 53,5 16,5 100% bei den vom PMT geforderten Leistun
und diesen, um des übersichtlichen Vergleichs willen, als Intelligenzgrad ausgedrückt;
2) unter Verwendung der 200 Volksschulkinder auf z-Norm-Basis eine PR-Skala(„Aachen-Normen“) entwickelt und hiernach für alle Kinder einen zweiten PR ermittelt und ebenfalls in Intelligenzgraden ausgedrückt.
Tabelle 5 gibt die prozentuale Vertei
lung der Intelligenzgrade nach den Dum
fries-Normen und nach den Aachen-Normen wieder.
Die Aachener Volksschulkinder werden
durch die Dumfries-Normen etwas zu
schlecht beurteilt; möglicherweise sind zur Erstellung der originalen Normen auch Schüler weiterführender Schulen herangezogen worden, die in unserer
Stichprobe fehlen.— Außerdem weichen
die Dumfries-Werte der Aachener Volks
schüler deutlich von der idealen Vertei
a) Dumfries-Normen
ideal Volksschulkinder(N=200)------Hilfsschulkinder(N=200) as...
lung ab. Die nach den Aachen-Normen ermittelten Prozentränge liegen dagegen erstaunlich nahe bei der idealen Verteilung und zeigen, daß eine Standardisierung auf deutsche Verhältnisse die Brauchbarkeit des Tests erhöhen würde. Abbildung 5 macht außerdem deutlich, daß eine deutsche Standardisierung SOwohl innerhalb der Hilfsschüler besser differenzieren würde als auch die Hilfsschulpopulation von der Volksschulpopulation klarer unterscheiden könnte.
Letzterem dürften allerdings gewisse Grenzen gesetzt sein. Den AachenNormen zufolge liegen unterhalb des oberen Quartils der Hilfsschulkinder (= 75%-Grenze) noch 30% der Volksschulkinder. Zum Vergleich seien folgende Werte von Priester(S. 112, 113) herangezogen: Beim Hawik-HandlungsIQ liegen unterhalb des oberen Quartils der Hilfsschulkinder etwa 18% der
Abb. 5: Prozentuale Verteilung der Intelligenzgrade
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XX, Heft 4, 1994
gen relativ besser. Das dürfte auch theoretisch von Bedeutung sein.
V. Psychologischheilpädagogische Würdigung
a) theoretisch
Wenn wir an die letzten Feststellungen anschließen, zeigt sich rückblickend, daß der Durchschnitt der Hilfsschulkinder bei den hier geforderten Aufgaben zwar weniger leistet als gleichaltrige Volksschulkinder, daß aber der Abstand nur relativ mäßig ist. Anders ausgedrückt: Die überwiegende Mehrheit der Hilfsschulkinder zeigt Leistungen, die im Leistungsbereich der Volksschulkinder liegen, wenn auch meist unter dem Durchschnitt.
Die Aufgaben sind anschaulicher Art, jedoch eher abstrakt als konkret zu nennen, erfordern die Lösung eines Problems, Gliederungs- und Unterscheidungsfähigkeit, Widerstand gegen sich aufdrängende Scheinlösungen, sorgfältige Beobachtung usf. Der Schluß liegt nahe, daß— soweit Hilfsschulkinder hier überhaupt weniger leisten— sie bei diesen Formen des anschaulichen Denkens nicht in dem Maße benachteiligt sind wie beim Erwerb von verbalem, reproduzierbarem Wissen und beim unanschaulichen, sprachlich-begrifflichen Denken, was beides unsere Schulen in besonderem Maße fordern. Beispielsweise differenzieren sich beide Schülergruppen in den Schulleistungen weit stärker als im PMT.
Hilfsschulkinder sind nach der vorliegenden Untersuchung im anschaulichen Denken bei einer größeren Streubreite durchschnittlich zwar nicht ganz so leistungsfähig wie Volksschulkinder, aber
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