Gustav Kanter- Sozialpsychologische Untersuchungen an sprachbehinderten Kindern in Normalschulklassen(1964)
Tabelle 6: Korrelationen(Spearman) sitzen: spielen bei 15 Schulklassen mit insgesamt 510 Schülern
Orte Schulj., Wahl Ableh- Diffe
nung—renzen I 8. 0,77 0,61 0,79 a 6. ‚82 ‚67 ‚83 Il 5/8. 47 ‚66 57 IV 4. ‚88.92 ‚96 V 9.M.54 ‚62 62 VI 7.M ‚62 ‚68 5 Va 6..51.81„zqx VI S.„12 ‚73 ‚76 K 5/8..76 ‚81 ‚83 X 7/8. ‚39 ‚66 ‚60 XI 6. ‚65 ‚84 ‚81 XI S.„75 ‚56.74 XI 7. 5 ‚62 ‚72 XIV 4. ‚80„70„xx XV 6. 77 75 ‚84 Summ. 10,20 10,64 11,36 Ma 0,68 0,71 0,76
Wer als Spielpartner gewünscht wird, pflegt oft auch als Sitznachbar willkommen zu sein, mehr noch umgekehrt, wer als Sitznachbar unbeliebt ist, ist es auch als Spielpartner. Der korrelative Zusammenhang ist allerdings nicht so hoch, als daß diese Regel nicht öfter durchbrochen würde. Pb Nr. 5(Tab. 2, ein Schüler der 9. Klasse, z.B. ist als Sitznachbar wenig erwünscht, als Spielpartner jedoch gerne gesehen. Die für die Sprachbehinderten ermittelten Korrelationen entsprechen dabei den Werten, die sich durchschnittlich bei den Kindern aller Schulklassen fanden, wie aus der Tabelle 6 ersichtlich ist.
Ein interessantes Bild entsteht bei der Zusammenfassung der vorliegenden Werte nach aufsteigenden Schulklassen, denen etwa die Altersstufen 10, 11, 12, 13 bis 15 Jahre bei den Schülern entsprechen.
Es zeigt sich, besonders bei den Wahlen, eine Tendenz zu sinkenden Korre
Tabelle 7: Korrelationskoeffizienten(Spearman) sitzen: spielen nach aufsteigenden Schulklassen (gemittelte Werte)
Schuljahr 4. 5. 6. 7.9. (N= Anz. d. Schüler)(N=66)(N=65)(N=142)(N=202) Wahl 0,84 0,74 0,69 0,59 r' Ablehnung 0,81 0,65 0,77 0,64
(Die wenig-gegliederte Schule IX ist ausgelassen, weil sie mehrere Altersstufen umfaßt.)
172
lationen bei zunehmendem Alter der Schüler(Diff. gesichert). D.h. bei 10jährigen spielt der Gesichtspunkt, unter dem eine Wahl getroffen wird(Wahlkriterium), noch keine so große Rolle wie bei älteren Schülern, die hier stärker zu differenzieren pflegen. Der schon oben genannte Junge(Pb Nr. 5, Tab. 2) bot dafür ja ein gutes Beispiel. Diese Erscheinung deckt sich ganz mit Erfahrungen aus anderen Untersuchungen (G. Lindzey 1954, S. 422 ff.).
d) Begründungen für die Ablehnungen
Wenden wir uns nun den Begründungen zu, die Schüler für ihre Ablehnungen gegeben haben: Insgesamt wurden 493 Aussagen bei der Ablehnung eines Kindes als Sitznachbar und 402 bei der als Spielpartner gemacht. 47 bzw. 51 davon galten den Sprachbehinderten. Bei den nicht-sprachbehinderten Schülern entfallen damit auf den einzelnen durchschnittlich 1,93(Wahlg.„sitzen‘“) bzw.
1,38(Wahlg.„spielen‘“) Begründungen. Die Zahlen beziehen sich nur auf den Anteil derjenigen Kinder, nämlich 255 im Wahlgang„sitzen“ und 292 im Wahlgang„spielen“, die von Ablehnungen betroffen wurden.
Die entsprechenden Werte der Sprachbehinderten liegen höher. Zwar wurden anteilmäßig auch nicht sehr viel mehr Kinder abgelehnt, aber die Anzahl der Ablehnungsbegründungen ist höher als bei nicht-sprachbbehinderten. Von den 21 Sprachbehinderten erhielten 11(im Wahlg.„sitzen‘“), bzw. 16(im Wahlg. „spielen‘“) ablehnende Stimmen. Durchschnittlich würden dann auf jeden 4,27 bzw. 2,56 Begründungen treffen.
Die Inhalte der Begründungen sind für unsere Fragestellung recht aufschlußreich. Zunächst einige Beispiele, welche Aussagen im allgemeinen gemacht wurden.(Die hier gewählte Gruppierung der Begründungen soll nur der besseren Übersichtlichkeit dienen; man kann sehr gut auch nach anderen Gesichtspunkten einteilen, und viele Aussagen lassen sich mehrfach zuordnen.)
Tabelle 8: Begründungen für die Ablehnung sprachbehinderter Kinder
Wahlgang„sitzen“ Wahlgang„spielen“
a) unbeliebte 8- dumm, 5- frech, 4- blöd, 6- doof, 3- streitet immer, Eigen- 3-lügt, gemein, gibt an, 3- dumm, 2- frech, 2- zornig schaften stiehlt, klaut, komisch, 2- gerät schnell in Wut,
böse, fragt viel, guckt steif, dickköpfig, gibt an, dumm, ist überge- dämlich; schnappt;
b) äußere stinkt, ißt Würmer, stinkt aus dem Mund, Erscheinung Gras, Kreide; zu klein;
c) pers. Erf.u. derist nichts, 2- kann nicht leiden; Einstellungen ihn(sie) nicht leiden,
haut mich;
d) Schulnormen 4-schwätzt, 3- stört, 2- guckt ab, macht Aufgaben nicht;
e) Verhalten 6- Spielverderber, 2- möchte in Gruppen- immer gewinnen, situationen 2- macht Beschiß, boxt
wenn er verliert, wegen des Eigenkopfs, muß nach ihrem Kopf gehen, spielt nicht richtig, betrügt, wird wild, wenn sie verliert;
Anzahl a) 29 22
der b) 4 2
Aussagen c) 4 1
d) 10 0 e) 0 16 Summe 47 41
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XX, Heft 4, 1994