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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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variaten Analysen nimmt jedoch von anfänglich 15% im Laufe der Zeit zu auf annähernd 40%, vermutlich geför­dert durch die zunehmende Verfügbar­keit leistungsfähiger Statistikprogramme in Rechenzentren und in jüngster Zeit auch auf Personal-Computern.

Die Art der Datenerhebung und Aus­wertung wird im wesentlichen auch von der Funktion bestimmt, welche die For­schung erfüllen soll. Welchen Zweck soll sie erfüllen? Die Ergebnisse zur Kate­gorie Funktion der Forschung geben dar­über Auskunft.

Welche Funktionen der Forschung werden erfüllt?

In Tabelle 2 fällt der hohe Anteil von bloßer Deskription mit etwa zwei Drit­teln aller Beiträge auf. Da in dieser Ka­tegorie sowohl Übersichtsreferate als auch deskriptive Forschungsarbeiten auf dem Niveau einerwas-man-vorfindet­Forschung enthalten sind, ist dieser hohe Anteil jedoch nicht sonderlich er­staunlich.

Das restliche Drittel der Beiträge be­zieht sich auf empirische Arbeiten im engeren(harten) Sinne. Unter diesen haben die Beiträge zur Diagnostik das stärkste Gewicht, wobei in den drei ver­gangenen Jahrzehnten jedoch eine Ab­nahme zu verzeichnen ist. Experimen­telle oder quasi-experimentelle hypothe­senprüfende Arbeiten haben auf niedri­gem Niveau ebenfalls abgenommen. Zu­genommen haben dagegen die Arbeiten zur Prävention und Intervention, wenn­gleich sie noch nicht so umfangreich vertreten sind, wie sie es eigentlich auf­

Tabelle 2: Rangreihe und relative Häufigkeit der Kategorien zur Funktion

der Forschung(N= 387 Studien)

Gesamt- 1964/ 1974/ Rang Zeitraum 1973 1983 (1)_Deskription 67,7% 71,2% (2) Diagnostik 13,2% 17,8% (3)_ hypoth.prüf.

Vorhersage 9,3% 9,6% (4) Intervention 6,2% 1,4% (5) Evaluation 3,1% ­(6) Prävention 0,5%=

100,0% 100,0%

Anzahl der Studien 387 73 194

grund ihrer praktischen Bedeutung sein sollten. Evaluationsforschung scheint sich in jüngster Zeit zu entwickeln.

Wer und was wurde untersucht?

In diesem Abschnitt werden die Ergeb­nisse der Kategorien Art der Behinde­rung und Art der Stichproben(wer?) sowie der Kategorie Forschungsinhalte (was?) im tabellarischen Überblick mit­geteilt.

Mit der Kategorie Art der Behinderung werden diejenigen Gruppen von Behin­derten beschrieben, über die in der For­schung der letzten dreißig Jahre Aussa­gen gemacht wurden. Die entsprechen­den Angaben sind in Tabelle 3 abzule­sen.

Unter den 387 kodierten Studien sind auch solche, die sich auf Behinderte all­gemein beziehen ohne, daß eine Spezi­fizierung auf eine bestimmte Behinde­rung oder Störung erfolgt. Das sind in der Regel nicht-empirische Arbeiten, die allgemeine Erörterungen oder Darstel­lungen zur Sonderpädagogik enthalten.

Hans-Peter Langfeldt& Franz. B. Wember- 30 Jahre HEILPADAGOGISCHE FoRscHUNG: Bestandsaufnahme und inhaltsanalytische Reflexionen

Sie vereinigen 15,4% aller Kodierungen auf sich. Empirische Arbeiten dagegen enthalten(notwendigerweise) eine Spezi­fikation nach Art der untersuchten Be­hinderung oder Störung.

Betrachtet man die Spezifikationen, so ist deutlich zu erkennen, daß die tradi­tionellen Kriterien der Behinderung(von blind/sehbehindert bis mehrfachbehin­dert) mit 64,1% der Kategorisierungen mit Abstand am häufigsten vertreten sind. Die Schwerpunkte der Arbeiten lie­gen offensichtlich bei den Lernbehin­derten, den Geistigbehinderten und den Verhaltensgestörten. Umschriebene Stö­rungen binden 11% der Kategorisierun­gen. Die Hälfte von ihnen ist der Lese­Rechtschreib-Schwäche gewidmet. Andere Kriterien der Behinderung oder Störung tauchen relativ selten auf(ins­gesamt 5,7% der Kategorisierungen). Somit läßt sich zusammenfassend fest­stellen, daß die sonderpädagogische For­schung sich überwiegend an die Kriteri­en von Behinderung oder Störung ori­entiert, wie sie durch das gegliederte Sonderschulwesen nahegelegt werden. In gewisser Weise läßt sich sonderpädago­

Tabelle 3: Relative Häufigkeiten der Behinderungsarten

(Mehrfachkodierung möglich) (1)*(2) behindert(ohne Spezifikation) 21,0% 15,4% blind/sehbehindert 3,4% 2,5% gehörlos/hörgeschädigt 6,0% 4,4% geistigbehindert 15,5% 11,4% i 6,3% 4,6% lernbehindert 24,7% 18,1% sprachbehindert/sprachgestört 12,6% 9,2% verhaltensgestört 15,2% 11,2% mehrfachbehindert 3,7% 2,7% schwerbehindert 2,9% 2,1% schwerstgeistigbehindert 0,8% 0,6% schwerstmehrfachbehindert 0,8% 0,6% medizinische Indikation 2,4% 1,7% krank 2,1% 1,5% neurotisch 1,6% 1,2% psychologische Indikation 1,8% 1,3% 1984/. 1993 Störungen 0,5% 0,4% Lese-Rechtschreib-Schwäche, Legasthenie 17,9% 5,8% 65,4% 68,0% Rechenschwäche 2,1% 1,5% 13,5% 11,0% Aufmerksamkeits-, Konzentrationsstörungen 2,4% 1,7% Minimale Cerebr. Dysfunktion, 11,3% 7,71% Psycho-organ. Syndrom 2,1% 1,5% 83% S6ö% Sonsti 0,5% 0,4% 1,5% 5,5% NAT ESS' - 1,2% 136,2% 100,0% nt 000%* bezogen auf die Anzahl der kodierten Studien(N= 387)

* bezogen auf die Anzahl der Kodierungen(N= 519)

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XX, Heft 4, 1994