Buchbesprechung
Rainer Wedekind, Birgit Conradt& Thomas Muth: Wege der Eingliederung geistig behinderter Menschen aus Psychiatrischen Kliniken in ein Leben so normal wie möglich. Abschlußbericht der Begleitforschung zur Eingliederung geistig behinderter Menschen aus psychiatrischen Kliniken, Heilpädagogischen Heimen und Einrichtungen in Hessen und im Rheinland.
Band 32 der Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit. Baden-Baden: Nomos-Verlag 1994, 286 S., DM 48,—.
Die Versorgung und Betreuung geistig behinderter Menschen in selbständigen Wohngruppen ist für die Betroffenen ein Gewinn. Gegenüber der„Unterbringung“ in zentralen Großeinrichtungen machen die Behinderten dort erhebliche Fortschritte.
Zu diesen— für die Behindertenarbeit in Deutschland weitreichenden— Erkenntnissen kommt eine vom Bundesgesundheitsministerium geförderte wissenschaftliche Untersuchung. Ein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Rainer Wedekind aus Dresden beobachtete mehrere Jahre lang Heime und Wohngruppen in Hessen und im Rheinland. Der(am Freitag, 17.2.95) in Köln vorgestellte Forschungsbericht hält langfristig eine vollständige Versorgung in Wohngruppen und die Betreuung aller Menschen mit geistigen Behinderungen außerhalb von zentralen Großeinrichtungen für möglich.
Nachdem der Landschaftsverband Rheinland(LVR) Ende der 70er Jahre„Heilpädagogische Heime“ gründete für geistig behinderte Männer und Frauen, die bis dahin ohne spezielle Förderung in den Rheinischen Landeskliniken versorgt worden waren, begann fast zeitgleich die Aus
gliederung von Bewohner in Wohngruppen mit ständiger Betreuung. Dazu werden Häuser in „ganz normalen“ Wohnvierteln gekauft oder langfristig gemietet und entsprechend den Betreuungs- und Hilfebedürfnissen der Betroffenen ausgerüstet. Von den rund 1.900 Behinderten in den LVR-Heimen leben inzwischen etwa 600 in solchen Außenwohngruppen. Der Landeswohlfahrtsverband Hessen(LWV) nutzte die ersten Erfahrungen aus dem Rheinland und begann Ende der 80er Jahre mit dem Aufbau seiner„Heilpädagogischen Einrichtungen“ mit etwa 580 Plätzen. Davon leben heute bereits rund 300 in Wohngruppen.
Nach den umfangreichen Beobachtungen des Forscherteams sind bei den Bewohnern der Gruppen im Vergleich zu den noch in zentralen Großeinrichtungen lebenden behinderten Männern und Frauen erhebliche Entwicklungsfortschritte festzustellen. Aufgrund des im Rheinland bestehenden zeitlichen Vorsprungs von rund zehn Jahren sind diese Erfolge bei den Behinderten hier bereits besonders deutlich erkennbar. Sie zeigen— von den Forschern statistisch gesichert— deutlich bessere Alltagsfähigkeiten, ein ausgeprägteres Sozialverhalten, mehr Selbständigkeit und ein größeres Interesse an Freizeitaktivitäten außerhalb der Gruppe, zum Beispiel in örtlichen Vereinen und KirChengemeinden.
Auch für den Abbau von Verhaltensstörungen, die zum Teil auf die langen Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken zurückzuführen sind(Fachleute sprechen von„Hospitalismus“), wirkt sich das„normale“ Wohnumfeld günstig aus. Die rundum positiven Erkenntnisse der Studie gelten auch für schwerstbehinderte Gruppenmitglieder. Vorausset
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XX, Heft 4, 1994
Lore Miedaner GEMEINSAME ERZIEHUNG BEHINDERTER UND
NICHTBEHINDERTER KINDER Materialien zur pädagogischen Arbeit im Kindergarten(DJI Materialien: Integration behinderter Kinder), 2. Aufl. 1991, 354 S.,
br. DM 29,80(6251 7) Durch die unmittelbare pädagogische Praxis wurden mittlerweile viele anfängliche Vorbehalte gegen gemeinsame Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder im Elementarbereich zerstreut, andererseits wurde deutlich, daß es bei integrativer Erziehung Besonderheiten gibt, die es zu beachten gilt. Der vorliegende Band setzt sich vor allem mit Fragen der pädagogischen Gestaltung des Kindergartenalitags bei integrativer Arbeit in drei unterschiedlichen Einrichtungstypen(additive Einrichtungen, integrative Einrichtungen, Regeleinrichtungen mit einzelnen behinderten Kindern) auseinander.
Dieter Grunow, Klaus Hurrelmann, Angelika Engelbert
GESUNDHEIT UND BEHINDERUNG
IM FAMILIALEN KONTEXT Materialien zum Fünften Familienbericht, Band 3, 1994, 180 S., br. DM 28,-(6363 7) In diesem Band werden die Bedeutung der Familie für die Gesundheit ihrer Mitglieder, aber auch für die Betreuung und Integration behinderter Kinder und Erwachsener gewürdigt und Konsequenzen fürdie Gestaltung einerwirksamen Gesundheitsförderung und öffentlicher Hilfeangebote gezogen.
Hannes Ziller, Helmut Saurbier ‘RECHTLICHE UND FINANZIELLE GRUNDLAGEN DER INTEGRATION BEHINDERTER KINDER
IM KINDERGARTEN DJI Verlag. 3., neubearb. Aufl. 1993, 112 S., br. DM 16,-(6342 4) In den alten Bundesländern ist ein zügiger, wenn auch recht ungleichgewichtiger Ausbau integrativer Betreuungsformen in Kindergärten zu beobachten. Diese Entwicklung hat in Landesgesetzen und Verwaltungsvorschriften ihren Niederschlag gefunden. Die spezifischen Ausgangsstrukturen und Finanzprobleme in den neuen Bundesländern geben der Frage nach der rechtlichen und finanziellenAbsicherung integrativer Kindergärten zusätzlich neue Aktualität und begründen einen Informationsbedarf bei Trägern und Verbänden, bei Behörden, Fachkräften und bei den Eltern, den diese Neubearbeitung abdeckt.
mit DJI Verlag
Juventa Verlag, Ehretstraße 3, 69469 Weinheim
199