Theodor Fontane und Der Monatsgast Wolpert 69 Lyrik-Anthologien vertreten; so beispielsweise Reiters Morgenlied (Morgenrot,| Leuchtest mir zum frühen Tod?). 19 George Hesekiel(1819–1874), Schriftsteller und Journalist, Kollege Fontanes bei der Kreuzzeitung (er gehörte der Redaktion von 1848 bis zu seinem Tod an) und seit 1849 Mitglied des Tunnels über der Spree . Theodor Fontane hat ihm ein eigenes Kapitel in seinem autobiographischen Werk gewidmet – vgl. GBA, Das autobiographische Werk Bd. 3, Von Zwanzig bis Dreißig. 2014, 278–308 (Kommentar 738–765). 20 Zu der menschlich und politisch fragwürdigen Gestalt des Kollegen Theodor Fontanes bei der Kreuzzeitung , Hermann Goedsche(1815–1874), der seit 1855 unter dem Namen Sir John Retcliffe sehr erfolgreiche Kolportage- bzw. Sensationsromane veröffentlichte, und über dessen verleumderische und letztlich blamable Rolle im sog.»Waldeckprozeß« Theodor Fontane Ende 1849 höchst kritisch und ausführlich in der Dresdner Zeitung berichtet hat, vgl. die Stichworte»Waldeckprozeß« und »Goedsche« im Kommentar zu 291, wie Anm. 19, 752–753. 21 Hesekiels einstrophiges Gedicht Prinz Friedrich Carl.(7. Dezbr. 1864.) – auch hier also wird die Atmosphäre des Einzugs in Berlin imaginiert – sagt von diesem »Preußenhelden«(Vers 5):»In all dem Siegesgepränge| Bleibt ernst sein Angesicht;| Er lächelt im Kampfgedränge, | Doch im Triumphe nicht!| Und in den Klang der Lieder| Fällt schwer sein ernstes Wort: ›Nicht Alle bring ich wieder, | die zogen mit mir fort –;[…]‹«. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, daß George Hesekiel die Frage»Wer fehlt? Wer?« bereits in dem Gedicht Die drei Ersten (erschienen in der Beilage zu Nr. 34 der Neuen Preußischen[Kreuz-] Zeitung vom 10. Februar 1864) thematisiert hat und daß ein zeitgenössischer Leser, nämlich Alexander Gentz, dieses Gedicht in seiner Erinnerung Fontane zuschreiben konnte; so in seinem Brief an Theodor Fontane vom 14. Mai 1873:»Ich erinnere mich eines Gedichtes von Ihnen in der Kreuzzeitung aus dem Schleswigschen Kriege, welches alle Herzen rührte: ›Die ersten drei gefallenen Offiziere‹«. »Und von den Dreien keiner| Ueber dreißig Jahr!« – so endet das Gedicht von Hesekiel. Es ist – wie auch der Brief von Gentz – vollständig abgedruckt im Rahmen eines Aufsatzes von Klaus-Peter Möller: Der Neuruppiner»GedächtnisOfen«, Fontanes Provokation und die Berliner Bildhauerzunft . In: Fontane Blätter 76(2003), 26–42. 22 Im letzten Vers der sechsten Strophe über die»Sechsziger[…] unsere Oderbrücher« heißt es:»Major von Jena ist nicht mehr dabei!« 23 In welcher Form – als Ausschnitt aus der Neuen Preußischen [ Kreuz -] Zeitung , als Einblattdruck Erinnerung an die Einzugsfeier[…] (Wassermann/ Templin, vgl. Anm. 11) oder als Abschrift – Storm das Gedicht erhalten hat, ist bislang nicht bekannt. Vgl. Theodor Storm – Theodor Fontane. Briefwechsel. Kritische Ausgabe. Hrsg. von Gabriele Radecke.(Storm-Briefwechsel, hrsg. von Heinrich Detering und Gerd Eversberg, Bd. 19). Berlin 2011, 125. 24 Theodor Storm an Theodor Fontane, 19. Dezember 1864: Theodor Storm – Theodor Fontane. Briefwechsel, wie Anm. 23, Nr. 84, 125–127; das Zitat auf 126. 25 Theodor Storm – Theodor Fontane. Briefwechsel (wie Anm. 23), Kommentar zu Brief Nr. 84, 420. Hier findet sich auch ein Hinweis auf weitere Belege für »Storms ›politische Aversion gegen Preußen‹«.
Heft
(2016) 102
Seite
69
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