Heft 
(2016) 102
Seite
70
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70 Fontane Blätter 102 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes 26 Ebd. 27 Dieser Brief Storms vom 16. Februar 1865 läßt zumindest auf eine kurz zurückliegende briefliche Anfrage Fontanes schließen, und zwar auf eine Bitte um Informationen(vermutlich zur schleswig-holsteinischen Geschichte); vgl. Theodor Storm Theodor Fontane. Briefwechsel (wie Anm. 23), Nr.*85 und Nr. 86(127–129+ Kommentar 425). 28 Zu dieser Frage ausführlicher John Osborne: Zur Heimkehr der Truppen. Fontanes Gedichte Einzug, 1864, 1866, 1871. In: Gedichte von Theodor Fontane. Interpretationen. Hrsg. von Helmut Scheuer. Stuttgart 2001, 123–133. 29 Fontane nennt den Verfasser nicht. Nach dem Catalogue du Système Universitaire de Documentation(Cata­logue SUDOC) handelt sich um folgenden Titel: Charles Félix Henri Rabou: La grande Armée , Paris: Michel Lévy frères 1865. Der Kommentar der HFA gibt als Erschei­­nungsdatum 1859–1860 an.(HFA III, 4, 1247). 30 Theodor Fontane: Kriegsgefangen. Erlebtes 1870 . Berlin: Verlag der Königli­chen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) 1871.(Zitiert nach HFA III, 4, 603). 31 Kriegsgefangen , wie Anm. 30, 611. Wohl wie in keinem anderen seiner Werke findet sich in diesem und dem folgenden Erlebnisbuch Aus den Tagen der Occupation auf so engem Raum und so ausgeprägt das Neben- und Ineinander von Fontanes Anerkennung, ja seiner Liebe zu allem Militärischen auf der einen Seite und seiner scharfen Kritik alles Militaristischen auf der andern. 32 Theodor Fontane: Aus den Tagen der Occupation. Eine Osterreise durch Nordfrankreich und Elsaß-Lothringen 1871. Berlin: Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei R. v. Decker 1871. (Zitiert nach HFA III, 4, 755). In der Frage Wie hältst du es in einem solchen Zusammenhang mit der »Poesie«? möchte ich hier Fontane mit drei weiteren Zitaten aus den Tagen der Occupation das Wort geben. Sie sprechen für sich. 1) Angesichts des furchtbar zerstörten Dorfes Mezières notiert Fontane:»Unter den vielen Bombardements, die dieser Krieg mit sich führte, war das von Mezières vielleicht das grausig-poetischs­te.«(876) 2) Bei dem Besuch des Schlachtfeldes von Sedan kann er sagen:»Sedan ist die herrlichste Schlacht, die in neuerer Zeit geschlagen worden ist, selbst das Auge eines Laien entzückt sich an der Sicherheit der Bewegungen, an dem poetischen Schwunge der Linien«(887). 3) Schließlich fast am Ende seiner »Osterreise« steht Theodor Fontane mit Gottfried Heller, einem Freund aus der Kriegsgefangenschaft, erschüttert und stumm vor dessen zerstörter Wohnstätte, »die einst so viel häusliches Glück und an jenem Unglückstage so viel Bangen und Todespein umschlossen hatte. Wer in solchem Momente noch reden kann oder gar seinen Trost aus der Tasche zieht, ist nicht beneidenswert. Aber eines sagte ich mir selbst. Mit einem gewissen höllenpo­etischen Grauen pflegt auch der Beste von uns zu lesen: ›150 Häuser zerstört, 30 Tote; die weiße Fahne aufgesteckt! Was das alles in Wahrheit besagen will, empfindet man erst, wenn einen ein Beteiligter an solchen Trümmerhaufen führt und tonlos, mühsam die Worte spricht: dies war unser Haus .«(988). 33 Brief vom 23. Juli 1870 an Karl Zöllner. HFA IV, 2, Nr. 248, 324–325: »Daß ich statt der patriotischen Erregung (ich kann mir nicht helfen, unendlich viel Blech; nur die Thronrede und die Adresse waren ausgezeichnet) hier Stille habe, thut mir wohl.«(Vier Tage zuvor hatte Frankreich den Krieg erklärt.)