Heft 
(2016) 102
Seite
143
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Mit Zopf und Knebelbart  Möller 143 In die erste Sammel-Ausgabe seiner Gedichte von 1851 nahm Fontane den Text nicht auf. Für die bei Hertz mit dem Titeljahr 1861 erschienenen Balla­den arbeitete er ihn nochmals um. Es fällt auf, dass hier die Bezeichnung Knebelbart vermieden wurde. Die ersten Zeilen lauteten nunmehr: »Ich will ein Lied euch singen! Mein Held ist eigner Art: Ein Zopf vor allen Dingen Und Puder nicht gespart,« 35 Auch mit dieser Fassung war die Arbeit an dem Text noch nicht abge­schlossen. Erst mit der 2., vermehrten Auflage der Gedichte, die mit dem Titeljahr 1875 bei Hertz erschien, erreichte Fontane seine endgültige Versi­on, bei der es auch in allen folgenden Auflagen der Gedichte bleiben sollte: »Ich will ein Lied euch singen! Mein Held ist eigner Art: Ein Zopf vor allen Dingen, Dreimaster, Knebelbart,« 36 So lange hat es gedauert, bis sich Fontane von dem Vorwurf Menzels emanzipierte und den Begriff Knebelbart wieder in sein Gedicht einfügte. Er verzichtete auf die Zeile, der zufolge Zopf und Bart bis»auf die Schulter(n)« bzw. bis auf»Brust und Schulter(n)« herab­hingen und fügte statt dessen noch den charakteristischen Hut in die Beschreibung des Al­ten Dessauers­ein. Später verwendete Fontane den Begriff Knebelbart noch einmal, um einen Kinn­bart zu bezeichnen. Der General von Ros­sow, eine Figur in C ­ écile, wird beschrieben als»hoch­schultri­ger Herr mit dün­nem Schnurr- und noch dünnerem Knebelbart.« »Dabei ein Album« Der Brief, den Menzel am 7. Februar 1852 an Fontane geschrieben hat, be­findet sich heute im Theodor-Fontane-Archiv in Potsdam, das kleine Kunstwerk, das er zu seinem Bestim­mungsort begleitete, gelangte 1943 als Einzelblatt mit der Sammlung Winthrop ins Fogg-Art-Museum, das heute mit dem Busch-Reisinger Museum und dem Arthur M. Sackler Museum die Harvard Art Museums ­b­ ildet. Es handelte sich nicht um eine Beilage zu dem Brief, der Brief war vielmehr Begleit­schreiben zur Rücksendung des um Menzels Beitrag be­rei­cher­ten Albums an den Besitzer, des ganzen Albums, nicht eines einzelnen Album­blattes. Während das vom Künstler als»Schmiera­lie« bezeich­nete Blatt der Forschung seit der großen Menzel­Retro­spektive von 1905 bekannt ist, war über das erwähnte Album, dem es offenbar entstammt, nichts Näheres zu ermitteln, wie die Heraus­geber der Briefe Menzels in ihrem Kom­men­tar feststellten. Auch ihre vorsichtig ex negativo formulierte Vermutung, das Blatt könnte aus Fontanes Tunnel­Album stammen, erwies sich als zutreffend, was im folgenden gezeigt