Heft 
(2016) 102
Seite
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160 Fontane Blätter 102 Vermischtes Fritz Landshoff hatte, auf Einladung von Gotthard Erler, im Frühjahr 1982 den Aufbau-Verlag und, wie er im Vorwort seiner Erinnerungen gesteht, 5 seinen ersten Besuch in der DDR unternommen. Weitere folgten, und es entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu Landshoffs Tod im Jahre 1988 währte. Die Materialien des ihm gewidmeten Archivkastens gruppie­ren sich um ein Thema: eine Autobiographie, die Fritz Landshoff, einer der profiliertesten Verlegerpersönlichkeiten des deutschen Exils von 1933−45, schreiben sollte, aber nicht schreiben wollte. Als einer der Direktoren des Gustav Kiepenheuer Verlages und ab 1933 des Querido Verlages in Ams­terdam hatte Landshoff zahlreiche Autoren verlegt, die seit 1945 zu den Autoren des Aufbau-Verlages gehörten, insofern lag dieser Gedanke durchaus nah. Dass es dennoch zu dem Band Amsterdam. Keizersgracht 333 kam, kann heute als Glücksfall angesehen werden. Damals 1984 entstand auch der Dokumentarfilm über Fritz Lands­hoff von Karlheinz Mund Vom Büchermachen in finsterer Zeit. Wir freuen uns, diesen Film im Rahmen des Programms des Fontane-Archivs in Ko­operation mit dem Filmmuseum Potsdam unter Anwesenheit von Karl­heinz Mund und Gotthard Erler zeigen zu können. Aus dem Archivkasten haben wir für dieses Heft der Fontane Blätter den Text eines Interviews ausgewählt, das Gotthard Erler mit Fritz Landshoff aus Anlass des 50. Jah­restages der Bücherverbrennung im Mai/Juni 1983 führte. Wenn wir uns zur Vorstellung des Vorlasses von Gotthard Erler für den Archivkasten»Fritz Landshoff« entschieden haben, so geschieht dies auch aus einem weiteren Grund: Fritz Landshoff gehört mit seiner Dissertation Theodor Fontanes ›Effi Briest‹, die Kunstform eines Romans von 1926 auch zur frühen Fontane-Forschung, wenngleich diese kaum von ihm Notiz ge­nommen hat. Fritz Landshoff war nicht nur der erste, der sich mit Fontanes Stil auseinandergesetzt hat, er genoss auch das Privileg, die damals noch vollständige Handschrift des Romans im Archiv der damaligen Preußi­schen Akademie der Wissenschaften bei ihrem Direktor Fritz Behrend ein­sehen zu können. Behrend wiederum war das Manuskript, das zu den im Märkischen Museum befindlichen Manuskripten gehörte, für seine eigene Studie von dessen Direktor Otto Pniower überlassen worden. 6 Gotthard Er­ler stellt uns die Dissertation in seiner Miszelle vor. Ihm haben wir es auch zu verdanken, dass diese Dissertation wieder in einer lesbaren Fassung zu­gänglich ist. Eigenhändig hat er aus dem kaum noch lesbaren Exemplar der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg 7 eine lesbare elektro­nische Fassung hergestellt. Vielen Dank dafür! Wir werden diese Fassung in unserer Bibliothek zur Verfügung stellen. Sowohl der Film über Landshoff als auch die hier abgedruckten Materi­alien aus dem Archivkasten»Fritz Landshoff« stellen heute, nach 30 Jahren und nach dem Ende der deutsch-deutschen Teilung, historische Dokumente