Heft 
(2016) 102
Seite
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Fritz Landshoff Renommierter Exilverleger  Erler 163 Fritz Landshoff Renommierter Exilverleger mit vergessener Fontane-Dissertation Gotthard Erler I Als ich im Winter 2014/15 meinen Vorlaß für die Übergabe an das Theodor-­Fontane-Archiv vorbereitete, stieß ich auch auf diverse Unterlagen aus den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die meine Zusammenarbeit mit Fritz Helmut Landshoff(1901–1988) dokumentieren. Erheiternde und erquickliche Erinnerungen stellten sich ein an diese Bekanntschaft, die zu den noch immer bewegenden und anhaltend berührenden Begegnungen meines Lebens gehört. Freilich klafft in diesem Gedächtnisbereich eine ­Lücke, die kurios und im Nachhinein nicht zu verstehen ist. Ich konnte die­sen berühmten Verleger, der in nahezu allen Korrespondenzen und Auto­biographien der großen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts eine hilf­reich freundliche Rolle spielt, überreden, seine Memoiren aufzuzeichnen; unter dem Titel Amsterdam. Keizersgracht 333. Querido Verlag erschienen sie postum 1991 bei Aufbau, und darin ist anekdoten- und faktenreich die Rede von Lion Feuchtwanger und Heinrich Mann, von Anna Seghers und Arnold Zweig, von Bruno Frank und Leonhard Frank, von Joseph Roth und Jakob Wassermann, von Klaus Mann und Vicky Baum um nur diese zu nennen. In Zusammenarbeit mit dem Dokumentarfilmer Karlheinz Mund durfte ich ihn nach jenem guten Dutzend Büchern von weltliterari­schem Gewicht befragen, die er herausgebracht hat: Arnold Zweigs Der Streit um den Sergeanten Grischa, Joseph Roths Radetzkymarsch, Klaus Manns Mephisto, Heinrich Manns Henri Quatre, Ernst Tollers Eine Jugend in Deutschland. Im Zuge der Zusammenarbeit war eine regelrechte Freund­schaft zwischen uns entstanden, an der auch meine Familie teilhatte. Den­noch und das ist das Seltsame war von seiner Dissertation über Theodor Fontane wohl nie ernsthaft die Rede. Auch Landshoffs Assistentin und treue Begleiterin während seiner Besuche in der DDR, Isolde Schlösser, die ich im Februar 2016 nochmals danach fragte, bestätigte das. Sicher lag das daran, daß Landshoff keine wissenschaftliche Laufbahn verfolgt, sondern zielstrebig eine verlegerische Karriere angestrebt hatte. Nachdem er bei