Heft 
(2016) 102
Seite
169
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Fritz Landshoff Renommierter Exilverleger  Erler 169 Landshoffs Arbeit schließt mit einem»Anhang«, der, aus damals aktuellem Anlaß, das Stichwort Effi Briest und Madame Bovary aufgreift. Hanna Geffcken hatte 1921 in einem Beitrag für das Literarische Echo die Frage, ob Flaubert Fontane»beeinflußt« habe, mit dem Hinweis verneint, daß der Name des Franzosen bei Fontane überhaupt nicht vorkomme. Landshoff meint dagegen mit guten Argumenten, daß trotz dieser vermeintlichen Tatsache der Berliner sehr wohl von seinem französischen Kollegen ge­wußt habe, und er arbeitet die grundlegenden Unterschiede zwischen den beiden Romanen heraus und erkennt die Vorzüge Fontanes in der»Uner­bittlichkeit des Realismus«. Alles in allem: Fritz Landshoffs Arbeit von 1926 ist keine Sensation, aber ein historisches Dokument voller kluger Beobachtungen und weiter­führenden Anregungen und bietet einen bemerkenswerten und weithin noch immer gültigen Überblick über Fontanes Erzähltechniken. Viele sei­ner interessanten Hinweise sind von jüngeren Germanisten aufgenommen und detailliert untersucht worden, ohne daß dabei etwa im Bereich der Vordeutungen wirklich etwas Neues herausgekommen ist. Vielleicht gelingt mit der vorliegenden Miszelle ein kleines Stück Wie­dergutmachung für diese große Verlegerpersönlichkeit des 20. Jahrhun­derts und ein bißchen Rehabilitierung seiner Dissertation, die über seine spätere Biographie und deren Meriten zu Unrecht in Vergessenheit gera­ten ist. Ich freue mich, daß ich diese Arbeit, die nur noch in einem einzigen verwitterten und schwer zu entziffernden Exemplar in der Universitätsbi­bliothek J. C. Senckenberg in Frankfurt am Main erhalten ist, in ein Typo­skript verwandeln und dem Theodor-Fontane-Archiv zur Verfügung stel­len konnte. In meinen Unterlagen findet sich ein Interview mit dem Verleger Lands­hoff, das ich 1983 fünfzig Jahre nach der Bücherverbrennung im Auftrag des Sonntag mit ihm führte( Sonntag 20/1983). Als authentisches Lebens­zeugnis eines engagierten Literaturvermittlers soll es hier noch einmal ab­gedruckt werden. Berlin, Ende Februar 2016