Heft 
(2015) 100
Seite
57
Einzelbild herunterladen

Auf der Treppe von Sanssouci Wehinger 57 Friedrich des Großen:»[] Du bist der Mann der ›Wanderungen‹,/ Du bist der Mann der märkschen Geschichte,/ Du bist der Mann der märkschen Gedichte,/ Du bist der Mann des Alten Fritzen/ Und derer, die mit ihm bei Tafel sitzen,/ Einige plaudernd, andre stumm,/ Erst in Sanssouci, dann in Elysium[]«. 5 Für die Wanderungen wurde er anlässlich seines 75. Ge­burtstages(1894) mit der Ehrendoktorwürde der Berliner Universität aus­gezeichnet; 1891 war er für seine Dichtungen mit dem Schiller-Preis geehrt worden. Anlässlich des 200. Geburtstages von Adolph Menzel soll am Beispiel des Gelegenheitsgedichts Auf der Treppe von Sanssouci ein Aspekt zur Sprache kommen, der für das Schriftstellerporträt Fontanes ebenso auf­schlussreich ist wie für das von ihm poetisch evozierte Menzel-Bild. 6 Fon­tane hat bekanntlich sein Leben lang Gelegenheitsgedichte verfasst. Eines seiner zahlreichen, höchst variantenreichen Gedichte, das als sein bestes gilt, widmete er Adolph Menzel: Auf der Treppe von Sanssouci. 7./8. De­zember 1885(Zu Menzels 70. Geburtstag). 7 Es ist sozusagen ein Geburts­tagsgeschenk für Adolph Menzel, dessen Werk Fontane bestens vertraut war und dessen künstlerische Grundüberzeugungen er weitgehend teilte. Fontane kannte den um vier Jahre älteren Berliner Künstler persönlich und schätzte ihn als meisterhaften Vertreter der zeitgenössischen Malerei. Auf der Treppe von Sanssouci erschien zu Menzels Geburtstag in der Mor­genausgabe der Vossischen Zeitung am 8. Dezember 1885. Die Resonanz war enorm. Nach der exklusiven Erstveröffentlichung druckten es inner­halb weniger Tage viele Tageszeitungen in Berlin und außerhalb Berlins ab. Ein Jahrzehnt später, im Vorgriff auf Menzels 80. Geburtstag, veran­staltete der Berliner Hof zu Ehren Adolph Menzels im Sommer 1895 ein pompöses Kostümfest auf Schloss Sanssouci und ließ Fontanes Gedicht Auf der Treppe von Sanssouci ebendort rezitieren. Es war erneut in aller Munde. 8 Der von Fontane mit Freude registrierte Publikumserfolg seines Ge­dichts zu Ehren Adolph Menzels stand indes in einem scharfen Gegensatz zum schlechten Ruf, welcher der Gelegenheitsdichtung seitens der zeitge­nössischen literaturästhetischen Debatte um die moderne Poesie zuge­schrieben wurde. Wie Fontanes diesbezüglich umfangreiches Werk sicht­bar unter Beweis stellt, ließ er sich nicht abhalten, zu allen möglichen Anlässen eingängige, ausgeklügelte, pointierte, gut ›gearbeitete‹ Gelegen­heitsgedichte zu verfassen. Er war nicht nur ein glänzender Prosaist, son­dern auch passionierter Dichter. Auf die Frage, was denn sein»Metier« sei, lautet Fontanes selbstbezügliche Antwort im Gedicht Auf der Treppe von Sanssouci:»Schriftsteller[]. Ich mache Verse!« Bereits 1835, im Alter von fünfzehn Jahren, trat der jugendliche Fontane mit einem ersten Gedicht an, dessen Titel lautete: Die Schlacht bei Hochkirch. Damit beginnt Fontanes­Interesse an der brandenburgisch-preußischen Geschichte. Schon der