Auf der Treppe von Sanssouci Wehinger 61 Fontane zu sagen: Es ist»apart gelungen« und hat etwas»ungemein Forsches, Farbenreiches und Wirkungsvolles«. 20 AUF DER TREPPE VON SANSSOUCI 7./8. Dezember 1885 (Zu Menzels 70. Geburtstag) Von Marly kommend und der Friedenskirche, Hin am Bassin(es plätscherte kein Springstrahl) Stieg ich treppan; die Sterne blinkten, blitzten, Und auf den Stufen-Aufbau der Terrasse Warf Baum und Strauchwerk seine dünnen Schatten, Durchsichtige, wie Schatten nur von Schatten. Rings tiefe Stille, selbst der Wache Schritt Blieb lautlos auf dem überreiften Boden, Und nur von rechts her, von der Stadt herüber, Erscholl das Glockenspiel. Nun schwieg auch das, Und als mein Auge, das auf kurze Weile Dem Ohr gefolgt war, wieder vorwärts blickte, Trat aus dem Buschwerk, und ich schrak zusammen, Er selbst, im Frackrock, hinter ihm das Windspiel (Biche, wenn nicht alles täuschte), dazu Krückstock Und Hut und Stern. Bei Gott, es war der König. Was tun? Ich dacht an Umkehr; doch sein Auge, Das Fritzen-Auge bannte mich zur Stelle; So hielt ich denn und machte Front. »Wie heißt Er?« Ich stotterte was hin. »Und sein Metier?« »Schriftsteller, Majestät. Ich mache Verse!« Der König lächelte:»Nun hör‘ Er, Herr, Ich will‘s Ihm glauben; keiner ist der Tor, Sich dieses Zeichens ohne Not zu rühmen, Dergleichen sagt nur, wer es sagen muß, Der Spott ist sicher, zweifelhaft das andre. Poëte allemand! Ja, ja, Berlin wird Weltstadt. Nun aber sag Er mir, ich les da täglich (Verzeih Er, aber Federvieh und Borste Wohnt auf demselben Hof und hält Gemeinschaft),
Heft
(2015) 100
Seite
61
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