Heft 
(2015) 100
Seite
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Z u Dimensionen von»Archiv« bei Fontane und Grass  Brosig 77 »Sie haben immer einen Archivrath aus mir machen wollen, das ging nicht.« Zu Dimen­sionen von»Archiv« bei Theodor Fontane und Günter Grass Maria Brosig Noch»weit vom Schuß« des Archivs, aber gleich»geht es los«. »Jeder Miethszettel und jedes lederne Ministerialreskript, das der alte Mühler mit seiner ausgeleierten Gänsefeder unterschrieben hat, wird bis zum jüngsten Tag in einer preußischen Archivmappe aufbewahrt, aber die kostbaren Manuskripte der heimischen Dichter werden womöglich ver­heizt oder als Einwickelpapier mißbraucht. Dabei steckt in jedem einzelnen Komma meiner Romane mehr Geist als in allen Mühlerschen Ministerial­Erlassen zusammen. Warum gibt es eigentlich keine Dichterarchive, wie es Staats-, Kirchen-, ja sogar Gutsarchive gibt? Es müßte doch möglich sein, in einem geeigneten Gebäude ein, sagen wir, Wilibald-Alexis-Archiv oder meinetwegen auch ein Th.-Fontane-Archiv einzurichten![] Je mehr ich darüber nachdenke, desto begeisterter bin ich von der Vorstellung, daß es einmal ein Th.-F.-Archiv geben könnte, in dem meine Handschriften ge­sammelt, verwaltet und gepflegt werden, so daß meine Leser die mir doch hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte erhalten bleiben etwas zu stöbern und zu lesen hätten. Meinetwegen sollen auch die wohl unvermeidlichen Litteraturprofessoren Zugang zu meiner schriftlichen Hinterlassenschaft haben; wenn ich todt bin, soll es mich nicht weiter stören. Also: Ein Theodor­Fontane-Archiv!« 1 Die vorstehende Archivvision entstammt einem Brief, der auf den 17.12.1884 datiert und mit Th. Fontane unterzeichnet ist. Als»überraschen­der Fund« mit der»sensationelle[n] Erkenntnis«,»daß die Einrichtung des Theodor-Fontane-Archivs auf eine Anregung des Dichters selbst zurück­geht« 2 , wurde sie 1995 anlässlich des 60. Archiv-Geburtstages erstmals veröffentlicht. Wer hier Fontane selbst als Begründer seines Archivs aus­zumachen bereit war wozu der Paratext des Briefes in Gestalt des von Manfred Horlitz herausgegebenen Sammelbandes Theodor-Fontane-­Archiv Potsdam. 1935 1995. Berichte, Dokumente, Erinnerungen geradezu