Heft 
(2015) 100
Seite
104
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104 Fontane Blätter 100 Rezensionen und Annotationen »Kanonisierung, Perspektivierung,(politische) Vereinnahmung«(S. 220– 231). Wolfgang Bunzel stellt Überlegungen zur epistolaren Interkonnekti­vität an, indem er»Briefe, Briefnetze, Briefnetzwerke« genauer untersucht (S. 232–245). Im Anschluss daran berichten Marianne Beese, Roland Ber­big und Tobias Witt von der»editorischen Herausforderung«, die das Lite­ratur-Blatt des Deutschen Kunstblattes als Sprachrohr der Dichtervereini­gung Rütli stellt(S. 246–265). Die übrigen Beiträge verlassen den Bereich der Literaturwissenschaft. Daniel Hochstrasser trägt vor, welche Anfor­derungen an digitale Briefeditionen heute Standard sind und welche wün­schenswert wären(S. 266–277), Peter Stadler setzt sich mit der Interopera­bilität von digitalen Briefeditionen auseinander(S. 278–287), Claudia Bamberg und Thomas Burch führen vor, wie sich mit der»virtuellen Edi­tionsplattform Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem(FuD)« inven­tarisieren, analysieren und archivieren lässt, exemplifiziert an der Digita­len Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels(S. 288–305). Summa summarum: Ein Sammelband, der die Problematik solcher Sammelbände mit sich trägt, der aber dennoch über den zu diesem Zeit­punkt erreichten Arbeitsstand verlässlich informiert. Einzelne Beiträge (Müller, Ester, Gabler) ragen heraus. Rolf Selbmann Wolfgang Matz: Die Kunst des Ehebruchs. Emma, Anna, Effi und ihre Männer. Göttingen: Wallstein Verlag 2014. 304 S. 24,90 Wolfgang Matz hat sich in der Vergangenheit durch biographische Ab­handlungen sowie durch komparatistische Studien einen Namen gemacht. Auch seine jüngste Veröffentlichung unter dem Aufmerksamkeit erregen­den Titel Die Kunst des Ehebruchs ist wohlwollend besprochen worden. Mit dem hier gewählten Gegenstand stellt der Verfasser die drei in der europäischen Literatur des 19. Jahrhunderts bekanntesten weiblichen Ro­manfiguren Emma Bovary, Anna Karenina und Effi Briest in den Mittel­punkt. Im Wissen darum, dass dieser Vergleich nicht neu ist, sondern seit dem 19. Jahrhundert die Rezeption mit gelenkt hat, macht es sich Matz zur Aufgabe, neben den Frauen auch deren Ehemänner und Liebhaber genau­er zu analysieren. Den indizierten Dreiklang aufnehmend, ist der Aufbau des Buchs äußerst ausgewogen: drei Teile mit jeweils drei Kapiteln, fünf Unterkapiteln und Titeln, die das Spiel mit der Dreierkonstellation aufneh­men und fortsetzen(»Männer, Frauen, Männer«»Flaubert, Tolstoi, ­Fontane«»Frauen, Männer, Frauen«). Zur perfekt durchkomponierten Sinfonie soll das Ganze durch eine abschließende»Coda« und ein»Vor­spiel« werden und hier ist kein Schelm, wer bei»Vorspiel« den