104 Fontane Blätter 100 Rezensionen und Annotationen »Kanonisierung, Perspektivierung,(politische) Vereinnahmung«(S. 220– 231). Wolfgang Bunzel stellt Überlegungen zur epistolaren Interkonnektivität an, indem er»Briefe, Briefnetze, Briefnetzwerke« genauer untersucht (S. 232–245). Im Anschluss daran berichten Marianne Beese, Roland Berbig und Tobias Witt von der»editorischen Herausforderung«, die das Literatur-Blatt des Deutschen Kunstblattes als Sprachrohr der Dichtervereinigung Rütli stellt(S. 246–265). Die übrigen Beiträge verlassen den Bereich der Literaturwissenschaft. Daniel Hochstrasser trägt vor, welche Anforderungen an digitale Briefeditionen heute Standard sind und welche wünschenswert wären(S. 266–277), Peter Stadler setzt sich mit der Interoperabilität von digitalen Briefeditionen auseinander(S. 278–287), Claudia Bamberg und Thomas Burch führen vor, wie sich mit der»virtuellen Editionsplattform Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem(FuD)« inventarisieren, analysieren und archivieren lässt, exemplifiziert an der Digitalen Edition der Korrespondenz August Wilhelm Schlegels(S. 288–305). Summa summarum: Ein Sammelband, der die Problematik solcher Sammelbände mit sich trägt, der aber dennoch über den zu diesem Zeitpunkt erreichten Arbeitsstand verlässlich informiert. Einzelne Beiträge (Müller, Ester, Gabler) ragen heraus. Rolf Selbmann Wolfgang Matz: Die Kunst des Ehebruchs. Emma, Anna, Effi und ihre Männer. Göttingen: Wallstein Verlag 2014. 304 S.€ 24,90 Wolfgang Matz hat sich in der Vergangenheit durch biographische Abhandlungen sowie durch komparatistische Studien einen Namen gemacht. Auch seine jüngste Veröffentlichung unter dem Aufmerksamkeit erregenden Titel Die Kunst des Ehebruchs ist wohlwollend besprochen worden. Mit dem hier gewählten Gegenstand stellt der Verfasser die drei in der europäischen Literatur des 19. Jahrhunderts bekanntesten weiblichen Romanfiguren Emma Bovary, Anna Karenina und Effi Briest in den Mittelpunkt. Im Wissen darum, dass dieser Vergleich nicht neu ist, sondern seit dem 19. Jahrhundert die Rezeption mit gelenkt hat, macht es sich Matz zur Aufgabe, neben den Frauen auch deren Ehemänner und Liebhaber genauer zu analysieren. Den indizierten Dreiklang aufnehmend, ist der Aufbau des Buchs äußerst ausgewogen: drei Teile mit jeweils drei Kapiteln, fünf Unterkapiteln und Titeln, die das Spiel mit der Dreierkonstellation aufnehmen und fortsetzen(»Männer, Frauen, Männer« –»Flaubert, Tolstoi, Fontane« –»Frauen, Männer, Frauen«). Zur perfekt durchkomponierten Sinfonie soll das Ganze durch eine abschließende»Coda« und ein»Vorspiel« werden – und hier ist kein Schelm, wer bei»Vorspiel« den
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(2015) 100
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104
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