124 Fontane Blätter 100 Vermischtes Es wird ihn trösten, aufrichten, vielleicht versöhnen. Denn er hatte viel Gutes in seiner Natur und war so edel, wie jemand sein kann, der ohne rechte Liebe ist.«(GBA Effi Briest, 348) Der medizinische Diskurs wird unterminiert von einem Humanum, das die Karten von ›krank‹ und ›gesund‹ neu verteilt. Fontane war, was immer über seine beruflich-pharmazeutischen oder häuslich-medizinischen Rollen zu sagen ist, maßgeblicher Diagnostiker, Fachmann durch und durch. »Das ›Ich‹ ist nichts«, sagt der alte Stechlin, als er merkt, es geht zu Ende, »damit muß man sich durchdringen. Ein ewig Gesetzliches vollzieht sich, weiter nichts, und dieser Vollzug, auch wenn er ›Tod‹ heißt, darf uns nicht schrecken. In das Gesetzliche sich ruhig schicken, das macht den sittlichen Menschen und hebt ihn.«(GBA Der Stechlin, 442). Dass die moderne Medizin Anderes im Sinn hatte, was scherte es den alten Dubslav – und was Fontane. »Immer denk ich, wenn wieder ein Neuer[Arzt – R. B.] kommt, ›nun wird es‹. Aber es will nicht mehr; es hilft immer bloß drei Tage. Die Buschen hilft nicht mehr, und Krippenstapel hilft nicht mehr, und Sponholz hilft schon lange nicht mehr;[…]. Bleibt also bloß noch der liebe Gott.« (GBA Der Stechlin, 432)
Heft
(2015) 100
Seite
124
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