Bothos Dienstverhältnis Kleine 133 mit Philipp und aus dem Schicksal Friedrichs zu Eulenburg zur Gestaltung der Romanfigur Botho von Rienäckers angeregt worden ist. Von Philipp ist ein altes Foto überliefert. Es zeigt ihn 1871 in seiner Leutnantsuniform: einen feschen, etwas nachdenklich seitwärts blickenden jungen Mann. So könnte man sich Botho von Rienäcker vorstellen. Eine ganz andere Gedankenverbindung zu Fontanes Romankonzept und Romanfiguren löste Friedrich zu Eulenburgs Ehrenhandel bei mir aus, der ihm den weiteren Dienst beim GdC verwehrte. Fontane hörte die Geschichte im Januar 1882 aus dem Munde des Vaters der beiden bei einem Besuch in dessen Berliner Wohnsitz. Er reflektierte dieses Gespräch mit dem alten Eulenburg am 21.01.1882 in einer ungewöhnlich ausführlichen und lebhaften Tagebuchnotiz 13 . Seit langem nimmt die Forschung an, es habe ihn zu Cécile inspiriert. Ebenso kann es für Irrungen, Wirrungen und Stine Pate gestanden haben, die er seinerzeit zu konzipieren begann. Wir kommen darauf noch zurück. In Irrungen, Wirrungen sind noch weitere Hinweise darauf versteckt, dass Fontane bei der militärischen Verortung Botho von Rienäckers das Regiment der Gardes du Corps im Sinn hatte, nicht jedoch die»Nikolauskürassiere«. Im achten Kapitel des Romans macht er seine Leser mit Bothos Freunden Pitt und Serge bekannt, die gerade im»Club« eine Partie Piquet – ein beliebtes Kartenspiel – austragen:»[…] der eine, von den Gardes du Corps, schlank, groß und glatt, der andere, von den Pasewalkern[dem vorpommerschen Kürassierregiment Nr. 2, ›Königin‹] abkommandiert, etwas kleiner, mit Vollbart und nur vorschriftsmäßig freiem Kinn.« 14 Auch der vierte im Bunde, Balafré, darf bei den Gardes du Corps vermutet werden. Nach seiner Dienstlaufbahn zu urteilen, wie Fontane sie andeutet, ist er der Älteste und vermutlich Ranghöchste in Bothos»cercle intime« und genießt den Respekt seiner jüngeren Kameraden. Im 13. Kapitel wird er als»[…] Käthe’s besonderer Liebling« vorgestellt, der»[…] bei Mars la Tour, damals noch als ›Halberstädter‹[dem in Halberstadt stehenden Kürassierregiments Nr. 7 zugehörig] die große Attacke mitgeritten und wegen eines wahren Prachthiebes schräg über Stirn und Backe seinen Beinamen erhalten hatte.« 15 Balafré kam also von Bismarcks Stammregiment und hatte sich dort ausgezeichnet, ehe man ihn zur Berliner Elitetruppe aufrücken ließ. Bekanntlich ist es das Dreigespann von Balafré, Pitt und Serge, das Bothos und Lenes Liebeswochenende auf Hankels Ablage stört, ja zerstört. Hatte vielleicht Botho seinen Freunden selbst sein Ausflugsziel verraten? Ist das ernüchternde ›Schluss-mit-lustig‹, mit dem die so heiter begonnene Landpartie endet, womöglich als ein abgekartetes Spiel zu verstehen? Oder als ein Kavaliersdienst unter Freunden, der Botho den Weg zur Ehe mit der reichen Kusine freimachen und ihm helfen sollte, den Ehrenkodex des Regiments zu wahren? Es würde Bothos(für einen Verliebten doch höchst
Heft
(2015) 100
Seite
133
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