Heft 
(2015) 100
Seite
134
Einzelbild herunterladen

134 Fontane Blätter 100 Vermischtes seltsames) Verhalten nach dem Aufkreuzen des dubiosen Sextetts vor dem entlegenen Wirtshaus erklären. Wie auch immer: Dass sich die intime Freundschaft der vier Offiziere bis in Bothos Ehejahre fortsetzt, darf als ein Indiz dafür angesehen werden, dass sich die Kameraden durch ihre von Fontane nur etwas verschleierte Zugehörigkeit zum selben Regiment dauerhaft nahe gekommen sind. Im 17. Kapitel fällt sogar der Name des Regimentskommandeurs. Dies geschieht wiederum so beiläufig-versteckt, dass man es glatt überlesen kann, wenn man die Hintergründe nicht kennt. Von Käthes Oberflächlich­keit und Verspieltheit ist da in einer Szene die Rede und von Zufällen, die Botho zuweilen an Lenes»Unredensartlichkeit« erinnern und flüchtig sein Gemüt bewegen. So einer»Zufälligkeit« entsinnt er sich an dieser Stelle: »Sie ereignete sich gleich im ersten Sommer, als das junge Paar, von einem Diner bei Graf Alten zurückgekehrt, auf dem Balkon[der Wohnung in der Landgrafenstraße] saß und seinen Tee nahm.« 16 Die Episode, die dann folgt (das Konzert im Tiergarten, das zu ihnen herüber klingt, Käthes spontane Aufforderung zum Tanz eine Szene, wie sie Botho ähnlich einst mit Lene erlebt hatte), ist hier nicht von Belang, das»Diner bei Graf Alten« dafür umso mehr. Denn Oberst v. Alten hätte den frisch verheirateten Premier­leutnant kaum zu sich eingeladen, wäre der ihm nicht unterstellt gewesen. Im Übrigen lässt sich selbst diese Episode auf ein wirkliches Hintergrund­ereignis zurückführen, von dem Fontane sehr wahrscheinlich gehört oder gelesen hatte: auf den möglichen Anlass zu Graf Altens Diner. Mitte Mai 1875 hatte der Kaiser»per Kabinettsordre« Altens Vorgänger Graf zu Lynar­des Kommandos über das GdC entbunden, es am 15.06. seinem lüg­­ el­-­adjutanten Oberstleutnant v. Alten übertragen und ihn zum Oberst beför­dert. Mitte September lässt der Erzähler Botho heiraten und nach Rück­kehr von der Hochzeitsreise v. Altens Einladung folgen. Da das Regimentsexer­zieren und die Felddienstübungen im Frühsommer keine Zeit dafür gelas­sen hatten, könnte Graf Alten mit dem Diner für die Offiziere des Regi­ments seinen Einstand nachgeholt haben. Käthe, die keine Kinder bekam, reist in der Hoffnung auf Abhilfe zu einer Kur. Auf der Fahrt nach Schwalbach berichtet sie Botho vom Aufent­halt des Zuges in Brandenburg a. d. Havel:»Auf dem Bahnhofe[] wim­melt es von Militär, darunter auch Brandenburger Kürassiere mit einem quittgelben Namenszug auf der Achselklappe, wahrscheinlich Nikolaus. Es macht sich sehr gut. Auch Füsiliere waren da, 35er, kleine Leute, die mir doch kleiner vorkamen als nöthig, obschon Onkel Osten immer zu ­sagen pflegte: der beste Füsilier sei der, der nur mit bewaffnetem Auge gesehen werden könne[]«. 17 Wäre Botho selbst ein»Nikolaus« gewesen, hätte sie ihm dann ihre Beobachtung so flüchtig mitgeteilt, ohne darauf anzuspielen?