Heft 
(2015) 100
Seite
147
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Bothos Dienstverhältnis  Kleine 147 nicht geradezu ein, sich auf das Versteckspiel einzulassen und seine»Fi­nessen« ausfindig zu machen? Mancheiner wird sich gewiss darüber freu­en, über die Hintergründe von»Bothos Dienstverhältnis« beiläufig ein bisschen mehr zu erfahren als Fontane durchblicken lässt. Gewiss, Irrun­gen, Wirrungen ist nur ein Roman. Doch ihr Schöpfer hat seine Figuren und Szenarien nicht aus der Luft gegriffen. Wie Gotthard Erler einmal treffend bemerkte, hat er sie nicht er funden, sondern ge funden im Leben seiner Zeit. Am Realen hat sich seine Phantasie zu ihnen emporgerankt. So oder ähnlich Gewesenes erfüllt seine Schilderungen mit jener Lebendig­keit, die nicht vergeht und immer aufs Neue bezaubert. So können Blicke hinter die Kulissen wohl doch ein wenig mehr sein als eine bloße Befriedi­gung der Neugier und die Korrektur einer Fußnote. Von Ralf Pröve in seinem aufschlussreichen Buch dazu angeregt, gebe ich abschließend einer der letzten Bewohnerinnen jenes Hauses am Pariser Platz 3 das Wort: Ursula von Kardorff. Im Zweiten Weltkrieg war sie Re­dakteurin bei der Deutschen Allgemeinen Zeitung und eine»stille Oppo­nentin« der Nazi-Diktatur mit Verbindungen zu Mitgliedern des Wider­stands. Als Anfang 1944 Bomben ihre Wohnung zerstört hatten, stellte ihr Carl-Hans Graf von Hardenberg sein Berliner Domizil als Ausweichquar­tier zur Verfügung, und sie notierte in ihr Tagebuch: »Die neue Behausung ist ideal. Sie liegt im Erdgeschoss und geht auf einen kleinen Hof hinaus, auf dem zur Zeit allerdings Lärm ist, weil am Speer-Bunker[das Grundstück gehörte zum Ministerium für Rüstung und Kriegsproduktion] ein Notausgang gebaut wird. Das Haus am Pariser Platz 3 ist hübsch, im Stil der Wilhelmstraße erbaut, etwas an Potsdam erin­nernd. Sein winziger grüner Garten allerdings durch den Bunkerbau halb zerstört gibt eine Vorstellung davon, wie es früher[] aussah, in den achtziger Jahren, als hier die ›Casino-Gesellschaft‹ ihre Klubräume hatte.[] Es gibt auch eine Terrasse, auf deren Balustrade altmodische Sandsteinfiguren stehen. Der Portier, Herr Belling, ein ungemein freundli­cher Mann, erzählte mir von den großen Bällen, die früher hier stattfan­den. So verweben sich die Zeiten vorn Rüstungsministerium und hinten das Berlin Fontanes.« 32 Im Jahr darauf blieb auch davon nichts übrig als Trümmer und das»Es war einmal…«