Heft 
(2019) 108
Seite
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»Ich kann den Tag nicht wie jeden andern vorübergehn lassen« Wolpert 15 21. August folgt die entsprechende»Geburtsanzeige« allerdings inmitten eines langen Arbeitsbriefes an den Freund Bernhard von Lepel: »Jetzt ergreif ich eine andere Feder, um Dir mit dickeren Buchstaben wichtigere Mittheilungen zu machen. Am 14 ten Donnerstag 11½ Uhr Abends wurde meine liebe Frau u. s. w. von einem Jungen glücklich entbunden. Also auch diese Staffel wäre erklommen, man hat nun ei­gentlich nur noch das Sterben zu absolviren, und damit hats gute Weg. Meine Frau, die deinen Gruß aufs herzlichste erwiedert, ist wohl und sehr glücklich. Der Himmel hat Alles ganz wie für arme Leute eingerich­tet. Wir brauchten keinen Arzt, keine Arznei die weiße Frau mit ihren fünf Fingern war ausreichend. Das Wurm selbst ist, seiner Stimme und seinen Strampeleien nach zu schließen, von durchaus gelungener, dau­erhafter Darstellung. Möge sich dieser Ausspruch auch in Zukunft be­währen. Von Schönheit läßt sich noch wenig bemerken; nur alte Wasch­weiber, die sich auf die Schönheit der Stechkissen und ihrer Insassen verstehn, sprechen von ›reizend‹, eine günstige Kritik, deren eigent­lichste Ursach in einem Kaffeetopf zu suchen ist, der ihnen, vielverspre­chend, in der Küche entgegendampfte.« 32 Am 31. August 1852 bringt Emilie in Berlin der Ehemann ist in London das zweite Kind zur Welt, den kleinen Rudolph, der bereits am 15. September 1852 sterben wird. Auch das dritte Kind, Peter Paul, geboren am 14. Oktober 1853, wird nur wenige Monate leben. Am 6. April 1854 schreibt Fontane an Lepel:»Der klei­ne Rentier ist heut früh Uhr gestorben.[] Das Kind litt sehr, hoffentlich bewußtlos.« 33 Auch zur Geburt des vierten Kindes Hans Ulrich am 29. Mai 1855 ist wie bei seinen frühverstorbenen Brüdern keine Anzeige überliefert. Erst in dem Brief an Theodor Storm vom 16. Juni, in welchem Fontane schon den Tod des am 9. Juni verstorbenen Kindes anzeigen muß, kommt er auch auf dessen Geburt zu sprechen: »In den Pfingstfeiertagen(auf einer Reise und zwar im Städtche< n> Lucken­walde) wurde meine Frau von einem Siebenmonatskinde entbun­den es ist heut vor 8 Tagen wieder gestorben. Es sah noch ›unterird­scher‹ aus, wie der Kleine, den Sie im vorgen Jahr unter die ›Unterird­schen‹ rangirten. Meine Frau ist noch sehr angegriffen.« 34 Als Fontanes fünfter Sohn Theodor Henry am 3. November 1856 in Berlin zur Welt kommt, hält sich Fontane wieder in London auf. Emilie, die Schwes­ter Elise und der kleine George, die ihn begleitet hatten, waren schon im Mai nach Berlin zurückgekehrt. Der Vater erfährt deshalb von der Geburt erst zwei Tage später. Im Tagebuch notiert er unter Mittwoch d. 5. November: »Brief von Lischen und Mama. Zögernd erbrochen. Ein neuer boy ist seit Montag da: Gott sei Dank!« 35 Briefliche Anzeigen dieser Geburt sind keine bekannt, nur die Bitte in dem erst drei Wochen später an Henriette von