54 Fontane Blätter 108 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes auch in Sachen Fontane, den Ausschlag geben. Heute, im Jahr seines 150. Geburtstages, ehrt man ihn nicht bloß mit wohlfeilen Reden, hat sich der Charakter solcher Ehrung gründlich gewandelt. Die Potsdamer FontaneKonferenz im September, eine dreitägige Veranstaltung mit Beteiligung führender Forscher aus dem Ausland, eine Tagung mit allen Kennzeichen produktiver Arbeit, war dafür nur ein Beweis. Hans-Heinrich Reuter sieht das so: Hans-Heinrich Reuter: Im Gegensatz zu bestimmten museal-sterilen Ehrungen, wie sie insbesondere in Westdeutschland sehr häufig bei solchen Anlässen vorkommen, ist die Potsdamer Fontane-Konferenz ausgezeichnet durch die organische, lebensvolle Verbindung von Forschung, von Vertiefung der Erkenntnisse einerseits und andererseits von den Bemühungen, Fontanes Werk in größtem Umfange unseren wachsenden Leserschichten zugänglich zu machen. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass die Fontane-Forschung der DDR an der Spitze der gesamten internationalen Fontane-Forschung steht. Das äußert sich in einer großen Zahl von Editionen, von Spezial- und Allgemeinuntersuchungen zum Thema Fontane, die die verschiedensten Aspekte berücksichtigen. Insbesondere ist hier die hervorragende Rolle des Theodor-Fontane-Archivs der Deutschen Staatsbibliothek Berlin hervorzuheben. Reporter: Die Rolle des Fontane-Archivs: Sie lässt sich bereits an jenen Sätzen ermessen, die Hans-Heinrich Reuter im Schlusskapitel seiner großen Monografie schrieb. Dort lesen wir: Leser:»Man kann seit Jahren kaum eine Publikation oder Edition der bedeutendsten Fontane-Philologen der Gegenwart[von Kurt Schreinert bis Charlotte Jolles mehr] aufschlagen, ohne an sichtbarer Stelle immer wieder auf eine bestimmte Notiz zu stoßen: auf eine Danksagung an das Theodor-Fontane-Archiv[ der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek] in Potsdam[und seinen hochverdienten Leiter Joachim Schobeß]. Zug um Zug, [genau gleichlaufend mit den echten Fortschritten der Fontane-Rezeption in beiden Teilen Deutschlands und im Ausland], wurde von Potsdam aus an der Bewältigung eines von der Vergangenheit[unbewältigt] liegengelassenen Erbes gearbeitet. 9 Das Ergebnis: eine stattliche Zahl von Einzelverzeichnissen und-bibliographien, von Nachlaßeditionen, von Spezialuntersuchungen über die verschiedensten Gebiete von Fontanes Leben und Schaffen, nicht zuletzt von unzählbaren Handreichungen für die internationale FontaneForschung. Zu einem Hauptzentrum ist für sie längst das Potsdamer Archiv geworden. Die Geltung aber, die ihm heute in aller Welt zuerkannt wird, hätte es nie erringen können ohne die verständnisvolle und großzügige Förderung durch die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik.«
Heft
(2019) 108
Seite
54
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