Heft 
(2019) 108
Seite
56
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56 Fontane Blätter 108 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes ­vollkommen neu aufgebaut. Und zwar konnten wir mit dem Ankauf von Handschriften erst Mitte der 50er-Jahre beginnen, nachdem die Bibliothek und das Archiv dem damaligen Staatssekretariat für das Hoch- und Fach­schulwesen unterstellt wurden. Wir haben vor allen Dingen nach dem Krie­ge den Literaturbestand in erster Linie ausgebaut. Wir haben hier jetzt im Archiv, Sie sehen es ja, 22 laufende Meter Literatur, wir haben fast alle Erst­drucke und Erstausgaben, alle Briefausgaben hier, sämtliche Werke des Dichters, aber wir haben auch umfangreiche Sekundärliteratur, das heißt Literatur über Theodor Fontane, vor allen Dingen Forschungsliteratur, auch aus Zeitschriften. Hier im Archivbestand in den Regalen, die Sie se­hen, stehen 15.000 Signaturen. Hinzu kommt eine große Zeitungsaus­schnittsammlung. Die hat etwa 4.000 Zeitungsausschnitte heute. Sie wird also 1970 hundert Jahre alt. Theodor Fontane legte diese Zeitungsaus­schnittsammlung im Jahr 1870 persönlich an und wir führen sie fort über den Zeitungsausschnittdienst. Aber wir kriegen auch vieles geschenkt, auch aus Westdeutschland und vor allen Dingen auch aus dem Ausland. Alle, die über Fontane arbeiten, die kennen uns ja und stehen zum Teil auch mit uns in Verbindung. Und jeder ist bestrebt, hier seine gedruckte Arbeit zu hinterlegen. Reporter: Sie sagten vorhin, Friedrich Fontane hatte keine Gelegenheit, die Zeitschriften auszuwerten, Artikel zu sammeln über Fontane. Haben Sie diese Lücke füllen können? Joachim Schobeß: Friedrich Fontane hat gesammelt, aber er hat, wie ich schon sagte, in der Inflationszeit die Sammlung nicht fortsetzen können. Ja, wir haben doch zum Teil die Sammlung, gerade diese Zeit, füllen können. Wir haben erst vor acht Tagen wieder einen Nachlass gekauft. Es handelt sich um einen Mitarbeiter Friedrich Fontanes, der 1931 starb. Es kommt immer wieder vor, dass uns Angebote gemacht werden und da muss natür­lich schnell zugefasst werden und wir arbeiten nun nach und nach diese Artikel ein. Ein Teil ist bereits hier, aber wir haben doch immer wieder äl­tere Artikel, zum Beispiel aus den 70er- und 80er-Jahren aus der Vossischen Zeitung, die nicht hier sind und die in diesem Nachlass vorhanden waren. Da habe ich mich besonders gefreut, dass wir eine ganz wesentliche Lücke füllen konnten. Reporter: Ihr vielleicht wichtigster Besitz sind natürlich die Handschriften Fontanes, die Sie hier im Fontane-Archiv aufbewahren. Wie setzt sich diese Handschriftensammlung zusammen? Joachim Schobeß: Die größte Sammlung sind Briefe. Wir haben etwa 14.000 Originalbriefe hier. Von diesen Briefen sind wesentliche Teile noch unver­