Rückblick: Ein Besuch im Fontanearchiv 1969 Brosig 57 öffentlicht. Wir haben aber auch 13.300 Briefabschriften im Archiv, die aus dem Familiennachlass stammen, und es handelt sich um Abschriften von heute größtenteils verschollenen Briefen. Die sind also den Originalbriefen nahezu gleichzusetzen und für die Forschung kolossal wichtig. Der AufbauVerlag, der jetzt soeben die erste Abteilung der Fontane-DDR-Ausgabe herausgebracht hat, die Romane und Erzählungen enthalten, wird also in den nächsten Jahren mehrere Briefbände herausbringen. Bereits im vorherigen Jahr hat ja Gotthard Erler schon eine zweibändige Ausgabe gebracht. Und wir werden also wahrscheinlich hier noch viel neues Material finden. Reporter: Besitzen Sie auch Tage- oder Notizbücher, die Fontane hinterlassen hat? Joachim Schobeß: Ja, wir haben drei Tagebücher im Fontane-Archiv. Das Tagebuch von 1866 bis 1882, bisher unveröffentlicht, durfte Dr. Hans-Heinrich Reuter für seine große Fontane-Monografie, erschienen im Verlag der Nation 1968, benutzen. Wir haben ferner lückenlos die Notizbücher. Und zwar sind es 78 Notizbücher. Reporter: Gibt es auch schriftliche Zeugnisse Fontanes, die seine Arbeit an Romanen oder Erzählungen bezeugen? Verschiedene Arbeitsstufen. Joachim Schobeß: Haben wir auch hier. Wir haben einige Romanentwürfe hier, zum Beispiel den Roman Mathilde Möhring. Wir haben aber auch zahlreiche Literaturkritiken Fontanes. Die sind allerdings jetzt im Aufbau-Verlag von Hans-Heinrich Reuter veröffentlicht worden. Moderator: All das füllt Regale und Schränke und ist sorgfältig erfasst auf tausenden Karteikarten. Ein kostbarer Besitz, der noch vervollständigt wird durch einen alten Schrank mit gläsernen Türen. Dahinter mehrere Buchreihen. Bände, die einst im Arbeitszimmer des Dichters versammelt waren. Joachim Schobeß: Theodor Fontane hatte einen großen und einen kleinen Bücherschrank. Wir besitzen im Fontane-Nachlass heute den kleinen Bücherschrank mit 145 Bänden. Zahlreiche Bände, zum Beispiel seine Handexemplare zu den Wanderungen durch die Mark Brandenburg, tragen Marginalien, Randbezeichnungen. Wir haben aber auch hier im Bücherschrank die Klassiker zu stehen: Goethe, Schiller und auch Heine-Gedichtbände. Die Heine-Gedichtbände tragen auch Randbezeichnungen Fontanes. Wir sehen also, dass er mit seinen Büchern gearbeitet hat. Er hat aber in seinem Bestand auch zahlreiche Literatur von seinen Freunden des Tunnels über der Spree und dann auch eine Erstausgabe der gesamten Werke Theodor Storms. Er war ja mit Theodor Storm befreundet. Wir finden also auch noch
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(2019) 108
Seite
57
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