58 Fontane Blätter 108 Unveröffentlichtes und wenig Bekanntes Zeitgenossen Fontanes im Handbestand des Dichters. So unter anderem zum Beispiel den heute vergessenen Literaturhistoriker Otto Roquette und andere. Moderator: Der Raum, Hort dieser Kostbarkeiten, ist nur klein und man sieht sofort: dies ist keine Kultstätte. Kein Ort gezüchteter und ranziger Feierlichkeit. Es dominiert jene respektvolle Nüchternheit, die der Sache am dienlichsten ist. Kein Zweifel: Hier wird Wert aufs Praktische gelegt. Das heißt auf produktive Arbeit. Die Bedeutung dieser Einrichtung kann daher auch nur unter diesem Aspekt erfasst werden. Joachim Schobeß bestätigt die Beobachtung: Joachim Schobeß: In erster Linie steht die wissenschaftliche Benutzung des Bestandes, und zwar des Literatur- und des Handschriftenbestandes. Wir sind weltoffen für die Forschung und vor allen Dingen für Doktoranden und Studenten, die an ihren Staatsexamensarbeiten arbeiten. Wir dienen der Volksbildung, indem wir also Führungen durch das Archiv veranstalten, auch Vorträge halten über Fontane und sein Werk und auch Oberschulen kommen sehr oft zu uns. Darüber hinaus haben wir eine eigene Reihe, genannt Fontane Blätter, die sich internationaler Mitarbeit erfreuen. Wir haben bisher neun Hefte herausgegeben und jetzt zum 150. Geburtstag kommt ein Sonderheft über die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte Fontanescher Romane, bearbeitet vom Aufbau-Verlag, und ein weiteres Heft in der Reihe der Fontane Blätter. Hier bringen wir ein unveröffentlichtes Fragment Melusine von Cadoudal und zahlreiche unveröffentlichte Briefe Theodor Fontanes an den damals bekannten Berliner Journalisten Ludwig Pietsch. Moderator: Bedeutung hat dieses Archiv freilich auch für die Editionsarbeit, für die Nutzbarmachung und Verbreitung des Erbes, das hier aufbewahrt ist. Hans-Heinrich Reuter: Das kam vor allen Dingen in Betracht für die Monografie von Hans-Heinrich Reuter, das habe ich schon erwähnt, und nun vor allen Dingen auch für die achtbändige Ausgabe des Aufbau-Verlages, die soeben erschienen ist. Sie ist einmalig. Sie bringt die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Romane und bietet eine gesicherte Textgrundlage. Es wurde also von den Lektoren festgestellt, dass in den Romanen Fontanes immer wieder Lesefehler der Setzer vor allen Dingen auch verschleppt wurden. Und epochemachend war ja die neue Veröffentlichung des Romans Mathilde Möhring auf vollkommen gesicherter Grundlage. Das Manuskript, ich habe es schon erwähnt, befindet sich im Fontane-Archiv.
Heft
(2019) 108
Seite
58
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