Fontane und … Fontane Berbig 79 Bei Peter Rühmkorf, einem eigenwilligen, aber doch wundersamen Nachfahr Fontanes, lautet eine Variante dieses Bekenntnisses: Beziehungsweise:»Wenn ich mal richtig ICH sag, wieviele da wohl noch mitreden können?!«[…] Wenn es die Augen zuklappt, geht die Erde unter, sind die Sterne aus. […] 73 Und, ein bisschen maliziös, noch einmal Rühmkorf:»Das ICH ist schließlich auch nur ein Markenartikel[…]«. 74 7 Ein Letztes und fast so etwas wie ein Exkurs. Mit Exkursen, sagen Sie, hört man nicht auf. Sie haben Recht, aber was hilft´s. Eine Frage steht im Wege. Sie hat mit der Sache zu tun, das entschuldigt. Also: Wenn so viel Hugenottisches die Wiege des am 30. Dezember 1819 geborenen Kindes schirmte, schimmerte da auch im Namen des Kindes Französisches? Und wenn ja: Schlug es sich auf dessen Aussprache nieder? Die Nachwelt nimmt fraglos, was der Mitwelt allemal fragwürdig war. Sie wollte wiederholt wissen, wie denn Fontane auszusprechen sei. 75 Im Gesamtkirchenbuch der Evangelischen Gemeinden von Neuruppin lautet der Taufeintrag»Heinrich Theodor Fontane«, also Fehlanzeige. Im Sterbeeintrag der Akte der Französischen Kirche zu Berlin(Dom) indes steht»Henri Théodore Fontane«. 76 Ganz ebenso auch in der Aktennotiz anlässlich seiner Aufnahme in die Berliner französisch-reformierten Gemeinde November 1836 77 sowie 1850:»marié« des »Littérateur[s] Théodore Fontane« 78 . Auch hier unübersehbar ein französischer Bezug, angenommen und ihm eigen. Aber die Aussprache! April 1887 hatte der Rektor des Seminars im mecklenburgischen Mirow um Auskunft gebeten: […] Und nun mein Name! Ja, wer wüßte! Jeder spricht den Namen verschieden aus, und weil man abhängig ist von dem, was man hört, so habe ich mich daran gewöhnt, je nach Situation ihn auch verschieden auszusprechen. Bin ich mit Leuten aus der Oberschicht der Gesellschaft zusammen, so lasse ich es an einem wundervollen Nasallaut nicht fehlen und bin wieder ganz aus Montpellier. Bin ich auf dem Lande, so lasse ich das >e< und den Nasenschnedderädäng fallen und begnüge mich damit, aus Neuruppin zu sein.[…] Werde ich in Gesellschaft vorgestellt, so geschieht es beinahe ausnahmslos mit französischer Aussprache; dieselben Personen aber, wenn sie gemütlich mit mir plaudern, nennen mich Fòntan. Fon-ta-ne, einfach deutsch, und dreisilbig ausgesprochen, kommt selten
Heft
(2019) 108
Seite
79
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