Heft 
(2019) 108
Seite
89
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Gelegenheit macht Lieder  Fischer 89 Den Anfang machte Hesekiel mit seinem Lied Dem Könige, das von Sängern des Königlichen Domchores vorgetragen wurde. Dieselben Sänger trugen nach dem Hoch auf den König auch das Beuth-Lied von Löwenstein vor, der gleich noch einmal mit einer dramatischen Aufführung zum Zuge kam. »Nachdem die letzten Strophen dieses Liedes verklungen waren, ward auf der Bühne des Saales ein von R u d o l f L ö w e n s t e i n verfaßtes, dem Ernst und der Würde des Tages vollkommen entsprechendes Festspiel von den Hofschauspielern K a r l o w a, B e r n d a l und B a u m e i s t e r vor­geführt.« 13 Als Theaterkritiker hat sich Fontane nur gelegentlich mit Emil Hermann Karlowa(1835–1889), recht häufig dagegen mit dem bedeutende­ren Bühnenkünstler Karl Gustav Berndal(1830–1885) befasst. Berndal hatte Fontanes Prolog Nun hat der Lenz den Winter überwunden... zum Geburts­tag Wilhelms I. am 22. März 1861 im Schauspielhaus vorgetragen. 14 Mit die­sem Prolog war Fontane Hesekiel und seinem Lied Dem Könige gewisser­maßen vorausgegangen. Mit Wilhelm Baumeister(1815– 1875), Offizier und Schauspieler, hat Fontane offenbar keine Berührung gehabt. Ob es Absprachen zwischen Hesekiel, Löwenstein und Fontane gab, ist ungeklärt. Sie scheinen unter Berücksichtigung der folgenden Umstände auch entbehrlich gewesen zu sein. Es dürfte allem Anschein nach so gewe­sen sein, dass das Festkomitee in Verfolg einer Empfehlung(vermutlich Drakes) Anfragen an die Genannten richtete und Löwenstein wohl nach Kenntnis von Hesekiels Lied Dem Könige sein Beuth-Lied dichtete, während Fontane sein Preußenlied mit dem späteren Titel Du Adlerland vermutlich nach Kenntnisnahme beider Lieder schrieb. Dafür spricht, dass Löwenstein mehr oder weniger deutlich Bezug auf Hesekiel und Fontane wiederum Be­zug auf die Dichtungen der beiden anderen nahm. Wenigstens dürften je­weils Tendenz und zentrale Stichworte bekannt gewesen sein. Beginnen wir mit dem Auftakt:»Den Reigen der Festgesänge eröffnete ein von G e o r g e H e s e k i e l gedichtetes Lied: ›Dem Könige‹[]«. 15 Das Lied wird in voller Länge gegeben, um die Referenzen bei Löwenstein und Fontane besser nachvollziehen zu können Stimmt an im hellen Feierklang, Dem König gilt der erste Sang, Das erste Glas dem König auch, Das ist in Preußen Recht und Brauch. König Wilhelm lebe hoch! Erhebt zum Gruße den Pokal, Wir grüßen ihn zum ersten Mal Als König, heut an unserm Fest, Den Herrscher hoch im Adlernest. König Wilhelm lebe hoch!