Heft 
(2019) 108
Seite
108
Einzelbild herunterladen

108 Fontane Blätter 108 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte Fontane 1896 an seinem Schreibtisch. Um Platz für das Stativ und die ganze Aufnahmeprozedur zu haben, wurde der Schreib­tisch vom Fenster weg in die Mitte des Zimmers verschoben. Wort. Die Vermutung Friedrich Fontanes, es könnte Heyse sein, ist aber nicht unerklärlich. Die ganze Fontane-Familie hielt von Heyse mehr als Fontane selbst. Als 1898 die Erinnerungen Von Zwanzig bis Dreißig er­schienen und darin nur verhalten von Heyse die Rede war, wurde Fontane von Frau und Kindern gerügt, der Münchner sei»zu kurz gekommen«. Nun hätte Fontane jederzeit eingeräumt, dem zehn Jahre jüngeren Heyse viel zu verdanken. Heyse lobte ihn allerorten, hatte maßgeblich dafür gesorgt, dass er 1891 den mit 3000 Mark dotierten Schiller-Preis erhielt, und es gab auch ein gutes persönliches Verhältnis. Doch mehr an Lob, als er ausge­sprochen hatte, wollte er Heyse nicht zugestehen. Es»ist doch die Kluft zwi­schen ihm und mir zu groß, um meinerseits mit Ruhmesdithyramben über ihn losgehen zu können«, schrieb er an Sohn Friedrich, er habe»seinen Platz in der Literatur, was schon sehr viel ist, aber ein Eroberer ist er nicht.« 9 Wenn aber das Medaillon nicht Heyse zeigt, wer ist es dann? Es ist einer der»Helden« aus Fontanes Jugendzeit Nikolaus Lenau. In seinen späten Erinnerungen berichtet Fontane, wie er mit Lenaus Gedichten erstmals