Heft 
(2019) 108
Seite
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Fontanes Arbeitsumgebung  Seiler 115 ­Siemering, nämlich durch Adolph Menzel, für den Siemering ja gewisser­maßen ein Berliner Kollege war. Ob Moltke seine Zustimmung zu der Kopie geben musste, ist ungewiss, eher vermutlich hat es ihn nicht gekümmert. 26 Eine weiter gehende Begünstigung durch ihn oder gar eine Übergabe in seinem Namen scheiden aber aus. Fontane hätte jeden Hinweis auf Moltkes Mitwirkung an diesem Geschenk aufgegriffen und Freunde und Bekannte davon unterrichtet. Oder fühlte er sich von den»Tunnel«-Freunden gar etwas auf den Arm genommen? Seine Parteinahme für Moltke in der Debatte um den Blunt­schli-Brief im Februar 1881, als»alle gegen Moltke« waren, er aber»natür­lich für ihn«, könnte gut der Anlass für die Beschaffung der damals neu verfügbaren»Hand« gewesen sein. Zumal der harsche Menzel, in dessen Wohnung sich Fontane für Moltke ins Zeug gelegt hatte, könnte sich dazu herausgefordert gefühlt haben. Seine Abneigung gegen jederlei Obrigkeit war bekannt, vom Militärdienst war er wegen seiner Kleinwüchsigkeit ausgeschlossen worden er konnte unmöglich den Krieg als den Ursprung der»edelsten Tugenden des Menschen« verstehen. Fontane die Moltke­Hand zur dauernden Verehrung zu überreichen, wäre ein grimmiger Witz auf dessen Orientierung gewesen, besser hätte sich eine Moltke-Gefolg­schaft nicht karikieren lassen. Und zugleich hätte die Kostbarkeit des Stü­ckes den Spott doch so abgemildert, dass eine wirkliche Kränkung damit Marie von Bunsen, 13. 11. 1898 (Stadtmuseum Berlin)