Heft 
(2019) 108
Seite
116
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116 Fontane Blätter 108 Literaturgeschichtliches, Interpretationen, Kontexte nicht verbunden war. Falls das aber so gewesen ist und man mit einem Augenzwinkern von der Geschenkwahl sprach, würde das Fontanes Schweigen auf das Beste erklären. Mit den Jahren konnte sich das Ironi­sche an der Gabe dann verlieren. Einige der»Tunnel«-Freunde lebten nicht mehr, Moltke ebenfalls nicht, Fontane konnte sich zunehmend unbefangen zu dem seltenen Stück bekennen. Der Schapersche Goethe-Kopf Doch zurück zu dem Arbeitszimmer im ganzen. Erfasst die Fotografie, die Fontane am Schreibtisch zeigt, zusätzlich den hinteren Teil des Zimmers, so bildet das Aquarell von Marie von Bunsen den vorderen Teil mit der Fens­terfront ab. Neben dem Sofa samt Frühstückstisch steht ein Bücherschrank, in den ein Medaillon von Walter Scott eingelassen war, wie Friedrich Fon­tane mitteilt. Gut zu erkennen hängt darüber eine Karte von Frankreich, vermutlich für die Arbeit an dem 1870er Kriegsbuch verwendet. Auf dem Schrank sieht man drei Büsten, in diesem Fall von Fontane selbst genau bezeichnet. Die große in der Mitte hatte er im Mai 1894 erhalten, den Goe­the-Kopf nach dem Denkmal von Fritz Schaper, das 1880 am Rande des Tiergartens errichtet worden war. In dem Gedicht Was mir gefällt hatte er eine Aufzählung der ihn noch erfreuenden Dinge beendet mit»Paraden, der Schapersche Goethekopf/ und ein Backfisch mit einem ­Mozartzopf. Die Frau des Bildhauers schickte ihm daraufhin einen Gipsabguss des Kopfes, »eine sehr hübsche Büste, Lebensgröße«, und Fontane befand, dass sie sich »zwischen Rauch und dem alten Fritzen sehr gut ausnimmt«. 27 Die beiden kleineren Büsten stellten also den Bildhauer Christian Daniel Rauch und Friedrich den Großen dar, diesen anscheinend aber nicht mit dem charak­teristischen Dreispitz als Kopfbedeckung, sondern barhäuptig, sofern das Aquarell die Konturen richtig wiedergibt.